Eine Lanze für Wulff

Wulff wird mir jeden Tag sympathischer. Das liegt nicht unbedingt an Wulff selbst, sondern an den Entwicklungen um ihn herum:

1. Augstein ist immer ein guter Kontraindikator und seine Kolumnen über Wulff werden von Woche zu Woche heuchlerischer und dreister. Wie wäre es denn, wenn Augstein erst einmal Transparenz bei seiner Stiftung herstellt, bevor er von anderen „Transparenz“ einfordert?


2. Die Heuchlei der links dominierten Presse ist ja nicht nur auf Augstein begrenzt. Vor ein paar Monaten brachte der Spiegel noch eine ganze Ausgabe über die „Brandstifter“ von der BILD-Zeitung. Jetzt schleimen sie sich alle wieder bei der BILD ein. Heuchelei pur.

3. Die Motivation. Ich gebe meine Motivation offen zu: Ich mag Wulff nicht, mir wäre Gauck lieber gewesen, ich wollte Wulff loshaben. Die linken Medien wollen Wulff loshaben, weil er in Deutschland dem rechten Lager zugeschrieben wird. (Ja ich finde es auch lustig, dass Wulff in Deutschland als „rechts“ gilt, wo er doch wirklich alles unternimmt, um politisch korrekt zu sein). Das ist deren Motivation. Das sowieso schon am Boden liegende rechte Lager weiter schwächen. Und die BILD-Zeitung sägt Wulff ab, weil sie einfach gerne Leute absägen. Die BILD ist wie ein Fahrstuhl. Es geht mit ihr rauf, aber am Ende bringt sie einen auch wieder runter. Dieses Cui-bono-Gesülze von anderen Blogs ist mehr als peinlich. Die BILD hat vorrangig nur eine Agenda: Auflage.

4. Das Interview mit Wulff im GEZ-Funk. In diesem Interview wurde deutlich, dass die Journalisten gar nichts in der Hand haben gegen Wulff. Wulff hat sich überraschend gut geschlagen. 15:30 ist der lustige Höhepunkt des Interviews. Was für eine peinliche 150€-Heuchelei von Frau Schausten, nur um Wulff in die Pfanne zu hauen. Das ganze Interview war ein Eigentor für die Presse, während Wulff gezeigt hat, dass er beißen kann.

5. Wulff beißt im Grunde schon sein ganzes Leben. Die Verhältnisse in denen er aufgewachsen ist, waren nicht einfach. Sein Vater hat die Familie verlassen, dann der Stiefvater, dann bekam seine Mutter multiple Sklerose und der 16jährige Wulff stand plötzlich in der Verantwortung. Wulff geht mit dieser Geschichte bei Bedarf gerne geschickt hausieren, aber das ist ja auch sein gutes Recht. Es zeigt, dass er abgezockt ist und dass er eine Lebensleistung vorzuweisen hat. Im Gegensatz zu den meisten anderen Politikern zum Beispiel. Oder einem heuchlerischen Kolumnenschreiber, der die teuersten Privatschulen Europas besucht hat, ohne dass es einen erkennbaren Nutzen gehabt hätte und dessen einzige Lebensleistung darin besteht Erbe zu sein.

6. Das Gerede von der angeblichen Salami-Taktik. Noch nach dem Interview mit Schausten kam in den Tagesthemen ein profesioneller „Politikberater“, der ganz ernsthaft behauptet hat, Wulff hätte nur vom ersten Tag an alle Details zum Kredit offenlegen müssen, dann hätten die Medien ihm verziehen. Diese Heuchelei wird bei diesen Skandalen immer betrieben. In der Realität ist es so, dass die Medien vom ersten Tag einen Kopf sehen wollen. Da kann Wullf machen was er will, ein Haar in der Suppe finden die Medien immer, wenn sie denn wollen. Im Fall Wulff wollen sie. Verzeihen ist gar nicht eingeplant. Dazu fehlt Wulff die wichtigste Eigenschaft: Er ist nicht links. Jedenfalls nicht in den Augen der Deutschen. Wenn er links wäre, das wäre etwas anderes. Dann wären seine Option größer. Johannes Rau zum Beispiel hat die ersten Wochen auch immer nur das zugegeben, was man ihm nachweisen konnte. Ein Rücktritt hat trotzdem nie jemand gefordert, obwohl sein „Skandal“ weitaus schlimmer war als der von Wulff. Für rechte Politiker gelten andere Maßstäbe. Einen auf Margot Käßmann machen ist absolut nutzlos. Die Medien spielen da nicht mit. Im Notfall wird einfach etwas „Neues“ ausgegraben. Der Fall Wulff ist das beste Beispiel. Die Artikel zum Anruf bei Springer waren längst veröffentlicht, aber selbst davon haben sich die Kommentatoren in den Tagesthemen nicht weiter irritieren lassen. Ein pendantisches Offenlegen des Kredites hätte ausgereicht, um die Medien zu besänftigen. Ja ne, ist klar.

7. Das ganze heuchlerische Drumherum. Linke „Wutbürger“ präsentieren sich mal wieder als lauthals schreiende „Mehrheit“ und fordern den Rücktritt von Wulff mit dem islamisch korrekten Schuh-Ritual. Ein Ritual, dass auch schon bei Guttenberg trendy war. Da kommt einem ja die Galle hoch. Was kommt als nächstes? Allahu Akbar?

8. Die Alternativen. Töpfer und Lammert kursieren jetzt als Namen.
Töpfer ist ein Super-Öko und Lammert ein politisch korrekter Anankast.

Dann lieber Wulff.

14 Gedanken zu „Eine Lanze für Wulff

  1. Zustimmung, was Wulff betrifft. In Sachen Oberheuchler Gauck haben Sie in Boris Palmer einen Seelenverwandten.

    Boris Palmer auf Facebook:
    Was das ein denkwürdiger Tag: Die Wahl des Bundespräsidenten. Joachim Gauck hat selbst nach seiner Niederlage eine bewegende Rede an uns, die Wahlleute von SPD und Grünen gerichtet. Wie profan, wie leer, wie uninspiriert war dagegen Wulffs Rede nach dem Sieg im dritten Wahlgang. Schon damals dachte ich, was für ein Mittelmaß. Mittlerweile hatte ich ihn vergessen. Und jetzt diese peinlichen 21 Minuten. Und am nächsten Tag der Steit mit der BILD. Gruselig.

  2. Der Mensch Christian Wulff darf wütend werden. Er darf sich ereifern und auch einmal verbal übers Ziel hinausschießen, er darf auch einmal ungerecht sein – die Gesellschaft hat kein Recht, an ihn Ansprüche zu stellen, deren Erfüllung dem Messias schwer fiele. Der Bundespräsident ist auf fünf Jahre gewählt; er steht nicht unter täglicher Aufsicht durch ein Scherbengericht. Nach fünf Jahren ist erneut zu wählen, und sollte Wulff erneut antreten, dann mag mögen die Mitglieder der Bundesversammlung dieses Verhalten in ihrer Stimmabgabe berücksichtigen. Natürlich gibt es denkbare Gründe, die auch während laufender Amtszeit Rücktrittsforderungen berechtigt erscheinen lassen, aber die sind gewiß in anderen – schwerwiegenderen – Kategorien zu suchen. Wulff hat nichts rechtswidriges getan, er hat gegen kein Strafgesetz verstoßen. Rücktrittsforderungen sind daher deswegen verkehrt, weil sie aus einer an sich kleinen Sache einen Scheinriesen an Affäre gemacht zu haben voraussetzen. Wenn wir zuließen, daß derlei Kleinigkeiten wie ein wütender Anruf auf einer Mailbox einen Politiker aus der Bahn werfen können, dann schwächen wir damit unser politisches System, wir fordern von Politikern die Einhaltung eines unerfüllbaren Anspruches. Das ist unserer Demokratie unwürdig.

    Die Presse stellt sich in der Causa Wulff recht merkwürdig und recht unanständig dar. Die objektiv fragwürdigen Handlungen – die Beantwortung der Frage nach Herrn Geerken vor dem niedersächsischen Landtag war zwar korrekt, aber natürlich etwas haarspaltend; zugleich aber: damals war er Ministerpräsident, nicht Bundespräsident, weswegen es ausreichend ist, daß er formal korrekt antwortete – bei einem Bundespräsidenten mag die Anforderung höher sein; sowie der Anruf bei Kai Diekmann – sind bekannt. Was bleibt da? Nicht viel. Der Anruf war unschön, aber ist auch bei einem Bundespräsidenten natürlich ein Vorfall weit unter der Schwelle, die einen Rücktritt nahelegen würde. Die Antwort auf die Fragen nach Herrn Geerken war formal korrekt; da ist dem damaligen Misterpräsidenten Wulff nichts vorzuwerfen.

    Was an der ganzen Geschichte nicht paßt, das ist der Versuch, den Bundespräsidenten nach anderen Kriterien zu beurteilen als nach dem Gesetz. Nach dem Gesetz hat Wulff nichts Falsches getan. Dann – und nur dann, und nur bei einer gewissen Erheblichkeit – ist die Forderung nach seinem Rücktritt akzeptabel. Hier aber findet ein Kesseltreiben statt.

    Ich möchte nicht von der Presse regiert werden. Die Presse ist nicht demokratisch legitimiert. Sie ist auch nicht dazu berufen, Moralwächter über die politische Klasse zu sein. Ihre Maßstäbe sind auch völlig wirr und ungeordnet. So heult sie auf, wenn eine Supermarktkassiererin wegen eines Diebstahls entlassen werden soll. Sie ereifert sich, wenn ein HIV-infizierter weiblicher C-Promi Bettgefährten ohne Schutz und ohne die Information über ihre HIV-Infektion ran läßt. Sie stellt Manager nahezu grundsätzlich als gierige, wertlose Heuschrecken dar. Da ist jeder Griff ins Unmoralische erlaubt: Diebstahl wird banalisiert, die Gefährdung, andere mit HIV zu infizieren, führt zu Mitleid – allerdings mit dem HIV-infizierten Menschen, nicht mit dem Opfer, da werden Menschen mit Tieren verglichen (sogar durch den damaligen SPD-Vorsitzenden), und keinen stört’s. Aber wenn der Bundespräsident am Telefon sich ein wenig Luft verschafft, dann ist sich die Presse einig: der muß weg. Nein, da mache ich nicht mit.

    Weder bin ich mit Christian Wulff besonders glücklich, denn ich erlebe ihn als nicht wortgewandt, hölzern und eher kleinbürgerlich, noch fühle ich mich aufgrund meiner CSU-Mitgliedschaft dazu aufgefordert, für ihn zu sprechen. Das aber kann nichts daran ändern, daß die Vorwürfe gegen Wulff merkwürdig unaufrichtig sind – bis hin zu der (mittlerweile teilrelativierten) Aussage jenes ganz besonderen Schätzchens Bettina Schausten, sie würde Freunden, bei denen sie besuchsweise mal übernachtet, 150 € bezahlen oder zumindest anbieten. Da hat sich auf eine schöne Art und Weise die ganze Mariniertheit der Diskussion kurz, aber prägnant gezeigt.

    Nebenbei: Sollte Wulff doch noch zurücktreten, könnte Hans-Jürgen Papier Nachfolger werden.

    • Ich möchte nicht von der Presse regiert werden. Die Presse ist nicht demokratisch legitimiert. Sie ist auch nicht dazu berufen, Moralwächter über die politische Klasse zu sein. Ihre Maßstäbe sind auch völlig wirr und ungeordnet

      Das haben Sie sehr treffend und präzise formuliert. Die Presse legt
      regelmäßig an bestimmte Gruppierungen andere Maßstäbe als an die Allgemeinheit oder den Widerpart. Einer meiner nächsten Artikel wird sich mit diesem Thema beschäftigen. Der Rohbau steht schon seit ein paar Tagen. Momentan fehlt mir nur die Zeit und Muse, ihn fertig zu schreiben.

      Danke für ihren Kommentar!

  3. Pingback: Augstein III « André Freud

  4. Ich glaube ein Aspekt der hier zu kurz kommt ist dass sich die Journalisten aufgrund Wulffs peinlicher Anrufe in den Redaktionen gegen ihn solidarisert haben (unabhängig von ihrer politischen Ausrichtung)

    Und ich bitte Sie: Was ist denn an Wulff rechts (hüstel)?
    Die Gewinnerin die Wulffs fehlende Reife für so ein Amt von vornherein durchschaut ist unser eigentliches parteiübergreifendes Staatsoberhaupt Angela Merkel 🙂

    Ich tippe mal Gauck hat in der nächsten GroKo nochmal die Chance BP werden zu können.
    Ansonsten Lammert.

    • Ich habe nicht geschrieben, dass Wulff rechts ist. Ich habe geschrieben, dass er von den deutschen Linken dem rechten Lager zugeordnet wird. Und wenn man die in anderen Ländern völlig normale Rechts-Links-Einteilung vornimmt, dann kann man dem zustimmen. Wulff ist nun einmal formal nicht links und wird dem bürgerlichen, konservativen, rechten Lager zugeschrieben. Dass dieses „rechte“ Lager in Deutschland sich oftmals eher wie ihr linker Gegenpart verhält, ist auch klar.

      • Naja, ich kenne auch noch andere Rechte Lager, die sogenannten Paläokonservativen, die haben eine sehr nüchterne Weltsicht, im Gegensatz zu linken, himmelstürmerischen Ideen.

  5. Bei aller Differenz zu dem, was im Artikel nachzulesen ist: Bei mir geht sicher nicht nur eine rote Warnlampe an, wenn mitten im weitgehend durchgeknallten Bio-Deutschland fast alle, die sich öffentlich zu Wort melden, den Rücktritt eines Politikers wollen wegen eines – wenn’s stimmt – hässlichen Anrufs bei Journalisten. Wenn also paranoide Irre – von mir aus Dilettanten, oder Heuchler – sich zu Wort melden und sich aufführen wie Durchblicker, ist das Grund, misstrauisch zu werden.

    War da nicht was mit Kohl vor Jahren, als er sich geweigert hat, Namen im Zusammenhang mit Schwarzgeldkonten zu nennen? Und im entsprechenden Wiki kann man nachlesen, dass eben gerade nicht nur Kohl, sondern deutlich mehr Leute in diese Geschichte verwickelt waren. Wo war der Aufschrei der Empörten damals?

    Und wo war der Aufschrei, als die deutsche Bundesregierung Februar 2010 bekanntgab, geklaute Daten zu vermeintlichen Steuersündern anzukaufen? Um Hehlerei geht’s also, wenn ich’s richtig sehe: wenn sie allerdings von deutschen Regierungsbehörden in Gang gesetzt wird, scheint das in deutschen Medien kaum ein Thema zu sein.

    Hat Wulff tatsächlich versucht, den Bericht einer Zeitung zu verhindern, ist das hässlich. Hehlerei von Staats wegen – und das ist nur ein Beispiel – hinzunehmen, ist hässlicher und deutlich bedrohlicher für einen Staat, der angehalten ist, Recht und Gesetz zu achten und zu schützen.

    Ich mag den Wulff nicht – im Vergleich zu den meisten seiner Kritiker ist er ein harmloser Chorknabe.

  6. Moin, grad diesen interessanten Blog entdeckt. Zu Wulff folgende Anmerkung:

    Vor Jahren postete eine Foristin bei SpOn ihre Sorge (wenn nicht gar Abscheu) bzgl. der unterirdischen Streitkultur im SpOn-Forum. Argumente bieten? Fehlanzeige. Auf Argumente eingehen? Fehlanzeige. Faktenrecherche? Fehlanzeige. Wenigstens mit mit dem Anschein von Rest-Intelligenz auffallen? Fehlanzeige. Stattdessen: Draufknüppeln, verleumden, dissen etc.

    Sie hatte damals nicht nur recht, es hat sich auch im SpOn-Forum mit den Jahren der argumentative Umgang noch weiter verschlechtert.

    Dies hat insofern mit dem aktuellen Mediengerausche zu tun, als dass die weitaus meist konsumierten Medien in Deutschland exakt die subjektiv-hocherregte und wutschnaubende Sprache ihrer mit zu viel Zeit und zu wenig Geist ausgestatteten Foristen einsetzen.

    In meiner Gymnasialzeit (70er) hätte ich noch für die Aufgabe, eine (z.B. Zeitungs-) Nachricht zu verfassen, eine Sechs bekommen, hätte ich das heute bei Meldungen durchschnittlich übliche Emotionsinstrumentarium eingesetzt. Wegen Themenverfehlung. Aber heute fühlt sich jeder Praktikant zum Kommentator berufen. Anyway.

    Weder „Gutti“ noch Wulff vertraten in ihrer politischen Arbeit das, was mir Zustimmung oder wenigstens Respekt abgenötigt hätte. Guttenberg hatte als Verteidigungsminister eine recht volatile Performance, und insbesondere seine notorische Medien- (sic!) Anbiederei stellte ihm dann die Falle, in der Gorch-Fock-Affäre – eigenmächtig und illegal – mit der Abberufung des Kommandanten die gänzlich falschen Weichen zu stellen. Und genau hier hätte öffentlich diskutiert werden müssen. Was unterblieb.

    Statt dessen wurde er mit seiner Dr.-Peinlichkeit hingerichtet. Und auch hier unterblieb die (nötige!!) Diskussion darüber, wie ein solcher Casus überhaupt möglich sein kann – nicht dass ein gestresster Eitelsack den ihm leichtest gangbaren Weg sucht, sondern dass die honorigsten Akademien ihm dabei die Tore weit öffneten. Und hinterher ihre Hände in Unschuld waschen. Man sollte nämlich nicht vergessen, dass eine Promotion über den Doktorvater ja nicht wie ein Erdbeben kommt.

    Auch Wulff, der Provinz-Heini, mag als Ministerpräsident „einen guten Job“ gemacht haben (wohne woanders, hab ihn dort nicht wirken sehen, weiß es also nicht), als B-1 hingegen war doch jedem klar, dass Angie einen glattgelutschten Unterschriftenautomaten brauchte, was mit Köhler nicht mehr lange geklappt hätte.

    Der fette Popmusikbeauftragte und Segelyachtenkäptn hingegen hatte mit Gauck ein Top-Ass aus dem Ärmel geschüttelt: genau wissend, dass der’s nicht werden würde. Denn wenn doch, Gauck, ein Liberaler, ein Freigeist, zumindest dies mehr als jeder FDP-Präsidiumsschüler das je in seinen Vollgummiwirbeln sein wird, Gauck wäre der natürliche Gegner sozialdemokratischer Durchbürokratisierungsphantasien gewesen.

    In Tat und Wahrheit herrschte in der Bundesrepublik immer eine sanfte Mehrheit des bürgerlich-liberalen Denkens, welches kritische Diskurse, ob in den Medien oder am Stammtisch, immer einschloss (da gab es ja auch noch den alten „Internationalen Frühschoppen“).

    Dies scheint mir verschwunden zu sein, das liberale Denken, zumindest in den Medien. Und mit ihm die Diskussion über die wirklichen Fehlleistungen unserer Regierenden. Wie es z.B. sein kann, dass ein Bundespräsident einem Bundesbank-Vorstandsvorsitzenden nahelegt, einen seiner Bundesbank-Vorstände zu feuern. Weil dieser ein Buch geschrieben hat, über dessen Planung, Fortentwicklung, Thema, Inhalt und schließlich Erscheinen ebendieser Vorsitzende nicht nur permanent informiert worden war, sondern die Rechtmäßigkeit der Tatsache, dass ein Vorstand ein Buch zu einem nicht geldpolitischen Thema schreibt, geprüft und positiv beschieden wurde. Was dem Bundespräsidenten bekannt war. Aber auch er lief mit seiner unfassbaren Anmaßung in die Falle dieser launischen und nuttigen Geliebten „Presse“.

    Tatsächlich sagte Mitforist „freudgermany“ ja weiter oben, er habe keine Lust, von der Presse regiert zu werden. Darauf läuft es aber hinaus. Auch in der Energiefrage werden wir von der Presse regiert. Von dem Hinterherhecheln der Politiker. Dessen, was sie für die öffentliche Meinung halten. Weil sie es in der Presse lesen. Was die Presse ihren vermeintlichen Lesern nach dem Maule schreibt, weil sie die Kommentare ihrer Foristenmehrheit für die Mehrheitsmeinung der Leserschaft hält.

    Persönlichkeiten mit echtem Format, früher zwangsläufig an der Spitze, haben da bei all dem Mittelmaß keine Chance. Deshalb wird Wulff bleiben (mit dem ich keinerlei Mitleid habe), und Gauck wird’s nie werden.

    So einfach ist das.

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