Wenn Warren Buffett sein Stöckchen hinhält, dann springen sie alle. In der New York Times hat Buffett vor ein paar Tagen förmlich darum gebettelt, man möge ihn doch bitte höher besteuern. Die Steuern für Reiche seien viel zu niedrig. Diese Äußerungen reichen aus, damit einem die halbe Welt zu Füßen liegt. Ein kritisches Nachhaken hat man von den meisten Medien nicht gesehen.
Ein Punkt wäre zum Beispiel, dass Buffett diese Forderungen nicht zum ersten Mal gestellt hat. Buffett bringt diese Nummer immer und immer wieder:
2010, 2007, 2006, 2004, 2003, 2001.
Die Frage, die sich nun anschließen muss, ist offensichtlich:
Warum bezahlen Sie nicht einfach mehr Steuern, Mr. Buffett? Gibt es ein amerikanisches Gesetz, das es Ihnen verbietet mehr Steuern zu bezahlen?
Kann es sein, dass Sie ein Heuchler sind?
Das Wall Street Journal hat herausgefunden, dass diese Frage in all den Jahren immerhin ein einziges Mal gestellt wurde. 2007 durch Rebecca Quick von CNBC. Seine Antwort auf die Frage, warum er nicht einfach freiwillig mehr Steuern bezahlt, lautete:
Well, that’s a choice and it’s an option. […] If I had to give it to a single individual, or make some young Buffett a multibillionaire, or give it to the government, I’d absolutely give it to the government. I think that on balance the Gates Foundation, my daughter’s foundation, my two sons‘ foundations will do a better job with lower administrative costs and better selection of beneficiaries than the government.
Das ist genau der Punkt, den ich in meinem Artikel über die Tea Party und die Augsteins herausgearbeitet habe:
Diese Art von Stiftungen werden üblicherweise gegründet, weil man die Kontrolle über möglichst viel Vermögen behalten will. Auch Buffett, Gates, Soros und die Augsteins wollen offensichtlich selber entscheiden, was mit ihrem Geld geschieht und diese Entscheidung nicht dem Staat überlassen.
Das wäre legitim, wenn sie auch offen dazu stehen würden. Stattdessen spielen sie ein doppeltes Spiel. Auch das ist nun nicht untypisch, aber zumindest die Medien müssten doch dann einmal den Anbetungs-Modus beenden und Tacheles reden.
Der Stiftungswahn hat noch mehr Facetten
In Deutschland ist bei Familienstiftungen laut wikipedia die Einbringung von Betriebsvermögen und Kapitalanteilen in die Stiftung steuerlich begünstigt. Außerdem können sie ganz legal „ausschließlich oder überwiegend dem Wohl der Mitglieder einer oder mehrerer bestimmter Familien dienen.“
In den USA umgeht man mit Stiftungen unsere Estate tax (=Erbschaftsteuer).
Buffett ist darin Experte. Mark Welch schreibt:
Forbes magazine wrote in October 1993 that Warren Buffett was then the richest man in America, with more than $8 billion in assets. According to Forbes, Buffett and his wife plan to leave their entire estate to private charitable foundations after they die — avoiding $4.4 billion in estate taxes.
Wann Buffett für Steuersenkungen ist
Wie Slate anmerkt, war Buffett 1999 noch für gewaltige Steuersenkungen, welche die befreundete Clinton-Regierung und die Republikaner planten. Ganz zufällig kurz vor den Präsidentschaftwahlen ziehen die Politiker aller Couleur bei ins immer gerne die Spendierhosen an:
The House bill contains almost $100 billion in direct tax breaks for business. Among those designated for tax breaks: Multinationals, small business owners, and investor Warren Buffett. The Republican-sponsored plans would cut nearly $800 billion in taxes over the next 10 years.
Free Republic und The Street zitieren außerdem beide einen gewissen Bill King, der als Insider beschreibt, wie Buffett schon in den 80ern Steuerspartricks erfunden und perfektioniert hat:
In the ‘80s, zero coupon bonds and ‘strips’ became hugely popular. The IRS stepped in and said investors must pay tax on in the imputed interest for a given year, even though the interest was not received. Buffett then realized that the converse must also be true. Buffett issued zero coupon bonds and bought high-yielding preferred stocks with the proceeds. Berkshire received the 85% tax exclusion on the dividends that only corporations receive and was able to write off the interest on the zero coupons bonds they issued/shorted, even though he didn’t pay out any money. So, Buffett got a monstrous tax break by being short zero coupon bonds (tax benefit of the imputed interest without paying it) and got the 85% tax break on the dividends.
Mehr lesenswerte Artikel zum Thema:
Greg Mankiw – Mr Buffett’s Tax Bill
WSJ – Warren Buffett’s Tax Dodge
Forbes – Warren Buffett’s Tax Fetish
American Viewer – Der Heilige George
Greg Mankiw – Warren Buffett’s Taxes, again
Nachtrag, August 26, 2011
Auch Jakob Augstein fordert nun wiederholt höhere Steuern.
Ein Grundeinkommen fordert er auch schon lange.
Ein Populist ist er deshalb natürlich nicht, das seien andere.
Warum fängt Augstein nicht einfach mal bei sich an? Transparenz für seine dubiose Stiftung schaffen, freiwillig seine gewünschte Steuererhöhung an den deutschen Staat überweisen und ein Grundeinkommen für seine Angestellten, wären ein Anfang. Aber mit Eigenverantwortung haben es die Linken nicht so. Reich und damit in der Verantwortung sind immer „die Anderen“.
Interessanter Beitrag, ich hoffe sie gestatten mir eine Frage.
Sie dreht sich um ein Zitat, welches von Herrn Buffett stammt und wohl zum ersten mal 2004 gefallen ist, es lautet wie folgt: „Wenn in Amerika ein Klassenkampf tobt, ist meine Klasse dabei, ihn zu gewinnen“
Quelle:http://de.wikiquote.org/wiki/Warren_Buffett
Ich möchte sie fragen, wie sie diese Aussage von Herrn Buffett einschätzen. Meiner Meinung nach dient dies dazu seine Rufe nach Steuererhöhungen zu untermauern.
MfG Positron
Danke für Ihren Kommentar. Zu ihrer Frage. Ich belege ja in meinem Artikel, dass Buffett diese Nummer immer und immer wieder bringt:
2010, 2007, 2006, 2004, 2003, 2001. Nun sind zwei Jahre vergangen und ich könnte die Liste um die Jahre 2012 und 2013 ergänzen. Buffett ist auch deshalb so reich, weil er dieses heuchlerische Spielchen perfekt beherrscht. So ist auch dieses Zitat einzuordnen. Das sind alles nur Worte, die gut sind fürs Image und nichts kosten.