Der Euro und die langsamen Deutschen

Deutschland hätte in ähnlichen Schritten schon 2010 aus dem Euro austreten müssen. Mir ist es ein Rätsel, warum die Deutschen so Angst vor Aufwertung haben. Natürlich würde eine starke D-Mark dem Export „schaden“, aber im gleichen Maße würden die Deutschen an Importkraft gewinnen.

Die linken Ökonomen und Politiker weltweit reden immer gerne von „Ungleichgewichten“, die man unbedingt abbauen müsse. Ungleichgewichte baut man am einfachsten ab, indem man jedem Land wieder seine eigene Währung zurückgibt. Das ist der Königsweg. Die linke Umverteilungspolitik ist eine Kahnfahrt auf der Styx. Diese Art der Umverteilung beraubt und bestraft gut organisierte Länder und degradiert schlecht strukturierte Staaten zu Empfängerländern. Anstatt dass man dringende Reformen angeht, hängen beide Seiten auf ewig am Tropf der Politik. Das kann und wird nicht gut gehen.

Ähnlich aufgestellte Länder können sich auch zusammenschließen. In Europa zum Beispiel könnten Italien, Spanien und Frankreich einen Südeuro gründen. Deutschland selbst braucht eigentlich keine Verbündeten. Aber wenn sie nicht allein sein wollen, kämen zum Beispiel Österreich, Holland und Finnland in Frage.

Das „Aufwertungsproblem“ ist in Wahrheit gar keines. Es heißt die Schweizer seien sehr langsam, aber selbst die Schweizer haben es seit einigen Monaten kapiert. Die landeseigene Notenbank legt einfach einen Grenzwert in gewünschter Höhe fest und diesen Wechselkursgrenzwert setzt sie dann mit allen Mitteln durch. Es reicht allein schon die Drohung, niemand kann es sich leisten gegen eine entschlossene Notenbank anzutreten. China praktiziert im Prinzip seit Jahrzehnten nichts anderes.

9 Gedanken zu „Der Euro und die langsamen Deutschen

  1. Die deutsche Wirtschaft profitiert massiv von der Gemeinschaftswährung. Ein Gros der Exporte wird innerhalb der Eurozone abgesetzt. Da senkt der Euro die Transaktionskosten und vor allen das Währungsrisiko. Darüber hinaus stellt die gemeinsame Währung die Steigerung der Vergeimeinschaftung dar, ein politisches Ziel der Bundesrepublik. Das führt zu einer Traditionslinie der Außenpolitik – die Europäisierung als Mittel zur Einflussnahme in einer sich stärker globalisierenden Welt.
    Die Koppelung der eigenen Währung an eine andere kann auch gewaltig schief gehen. Der argentinische Pesos kann hier um die Jahrtausendwende ein mahnendes Beispiel sein.

    • Das stimmt. Das sind die beiden „Vorteile“ des Euro für Deutschland: Transaktionskosten und Währungsrisiken „entfallen“ mehr oder weniger. Aber zu welchem Preis? Wenn man die Sache einmal sachlich betrachtet, dann haben sich die deutschen Exporte ins Euro-Land vor und nach Einführung des Euro nicht wirklich verändert. Der Anteil wurde sogar eher weniger. Osteuropa und Asien sind dagegen explodiert. Der Währungsfaktor spielt also nicht wirklich eine Rolle. Was der Euro wirklich entscheidend bewirkt hat, ist eine Zusammenschweißung von Ländern, die gar nicht zusammenpassen. Die erheblichen Unterschiede in der Konkurrenzfähigkeit können nicht mehr durch das Auf- und Abwerten der Währungen ausgeglichen werden. Euro-Land verschuldet sich, kauft mit den Schuldscheinen deutsche Waren und Deutschland begleicht am Ende die Rechnung. Ich weiß nicht wie lange Deutschland sich das noch leisten kann. Wir werden es sehen.

      • Das Auf- und Abwerten einer Währung ist im Prinzip eine Verzerrung des Marktes und erzeugt Instabilität. Daher drängen die Deutschen als extrem handelsorientiert auf eine Finanzpolitik nach Falkencharakter.
        Sie haben vollkommen recht, wenn Sie sagen, dass zu ungleiche Länder „zusammengeschweißt“ worden sind. Dafür sollten die Konvergenzrichtlinien gelten. Der politische Wille lies dies vergessen. Allerdings muss der weitere Kontext betrachtet werden. Mittels der Gemeinschaftswährung kann Deutschland bzw die EU im Gesamten eine Hegemonialstrahlung aussenden. Das hat natürlich Zielcharakter gegen den ehemaligen Ostblock. Die Einbindung der süd- und osteuropäischen Staaten war ein wichtiges Ziel, um langfristige Stabilität zu erzeugen.

      • Das Auf- und Abwerten einer Währung ist im Prinzip eine Verzerrung des Marktes und erzeugt Instabilität.

        Das Gegenteil ist der Fall. Freie Wechselkurse gehören zur Markwirtschaft wie das Amen zur Kirche. Die europäische Umverteilungs-Union ist eine Verzerrung des Marktes. Wie kann man das nicht einsehen? Für mich ein Rätsel.

        Mittels der Gemeinschaftswährung kann Deutschland bzw die EU im Gesamten eine Hegemonialstrahlung aussenden.

        Das ist Fantasterei. Größenwahn. Die Stärke Europas war immer seine Diversität. Ich hab schon häufiger darüber geschrieben.

      • Die gezielte Abwertung einer Währung ist Verzerrung des Marktes. Die USA und China sind besonders herausragende Beispiele hierfür. Ansonsten würde das mit dem Bretton-Woods-System noch ganz gut funktionieren.

      • Gezielt haben Sie bisher nicht gesagt. Ich sprach von freien, flexiblen Wechselkursen. Da sollten wir präzise sein und nicht aneinander vorbeireden.

        Die USA und China sind besonders herausragende Beispiele hierfür.

        Das war ja meine Rede. Was China, die Schweiz und wir können, würde Deutschland auch ohne Probleme hinbekommen. Wenn es nicht von so unfähigen Politikern regiert werden würde. Ich las kürzlich im Spiegel, die beiden engsten Berater von Merkel seien zwei dreißjährige CDU-Parteipolitiker, die nichts weiter vorzuweisen haben als ein Politik-Studium. Das würde so einiges erklären.

        Dieses Rumgeheule von wegen Marktverzerrung durch uns oder China können Sie sich sowieso sparen, den Deutschlands Euro-Mitgliedschaft ist von der Wirkung her nicht anderes. Deshalb will Deutschland ja nicht austreten, weil eine D-Mark für sich genommen so aufwerten würde.

        An dieser Stelle muss man einfach sagen, dass die Angst der Deutschen zwar formal gesehen korrekt ist, aber mit der Realität nichts zu tun hat. Denn natürlich könnte man auch eine D-Mark auf beinahe jeden beliebigen Wert abwerten. Eine starke Währung abwerten geht immer. Eine Weichwährung wird stark machen, ist dagegen ungleich schwerer. Es ist geradezu absurd, dass die Deutschen eine legendäre Hartwährung wie ihre D-Mark aufgegeben haben. So etwas macht man einfach nicht, wenn man nicht total einen an der Klatsche hat.

      • „The recognition of the insuperable limits to his knowledge ought indeed to teach the student of society a lesson of humility which should guard him against becoming an accomplice in men’s fatal striving to control society — a striving which makes him not only a tyrant over his fellows, but which may well make him the destroyer of a civilization which no brain has designed but which has grown from the free efforts of millions of individuals.“ / F.A. Hayek

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