Gaddafi, die Frauen und seine Helfer

Die österreichische Journalistin Antonia Rados hat eine Reportage über Gaddafis mutmaßlichen Frauenmissbrauch gedreht. Die Dokumentation läuft am Montag um 22.15 auf RTL. Im Kurier berichtet Frau Rados persönlich aus ihrem Film.

Arno Frank hat die Reportage wohl schon vorab gesehen und bespricht den Film auf SpOn. Sein Kommentar ist eine Mischung aus Häme, Kritik, Spott und einem besonders dreisten „Das wussten wir doch alles schon vorher“.

Die Methoden von Antonia Rados seien falsch, die Machtart „boulevardesk“. Und überhaupt verfalle das ganze in „gefährlichen Voyeurismus“ mit melodramatischem Klaviergeklimper und bedrohlicher Musik wie aus einem Horrorfilm. Das mag alles sein, aber eine Frage stellt sich dann doch: Spricht Frank gerade über Rados oder über Spiegel Online, Spiegel TV und die taz? Die Akteure unterscheiden sich nur insofern, dass die genannten Medien noch viel schlimmere Methoden benutzen als Frau Rados. Das Wesentliche ist außerdem, dass Frau Rados überhaupt über die Aussagen der Frauen berichtet. Damit ist sie Spiegel und Co um Lichtjahre voraus.

Rados bringe sich mit dem „unnötig“ manipulativem Umgang um die Früchte ihrer Arbeit, meint Frank. Das stimmt zum Teil. Sie bringt sich nicht um den Ertrag, das ist übertrieben. Aber Manipulation ist bei Rados in der Tat gar nicht nötig. Die Fakten sprechen für sich.

Die Manipulation in den Spiegel- und taz-Berichten ist dagegen essentiell nötig, denn sonst würde sich ganz schnell herausstellen, woran es fehlt: An Fakten, an Substanz und an journalistischem Anstand.

Der traurige Höhepunkt in Arno Franks Artikel ist diese Stelle:

Tagsüber blutrünstiger Diktator, nachts lüsterner Mädchenschänder, ist es denn die Möglichkeit! Gaddafi, ein Triebtäter? War er vielleicht sogar ein bisschen größenwahnsinnig, am Ende gar korrupt? Mal ganz im Ernst: Wer sollte sich darüber wundern? Wohl nur jemand, der Gaddafis berühmte Garde aus „Amazonen“ tatsächlich für militärisch ausgebildete Leibwächterinnen gehalten und ihm seine Inszenierung als Förderer der Emanzipation bereitwillig abgekauft hat.

Wer sollte sich darüber wundern? Eine berechtigte Frage. Welche Journalisten waren bis heute so dumm und haben Gaddafi alles abgekauft? Wir dürfen jetzt alle einmal angestrengt raten. Oder man googelt einfach gleich im Spiegel-Archiv.

Gaddafi, der Frauenrechtler
Gaddafi wird nie der Vergewaltigung bezichtigt, wenn dann ist alleine von seinen Anhängern die Rede. Dies aber auch erst nach Beginn der Revolution. Der edle Gaddafi ist immer außen vor und wird sogar über Jahrzehnte hinweg als Kämpfer für die Rechte der Frauen dargestellt. Gerade auch im Spiegel:

Deshalb führte er entgegen früheren Ankündigungen die Strafbestimmungen der Scharia nicht ein, gab er den Frauen Rechte nach westlichem Vorbild, legte sich gar eine weibliche Leibgarde zu. Solcher Frevel brachte die auch in Libyen immer stärker werdenden Islamisten gegen ihn auf.

Oder auch:

Gaddafis Nonnen der Revolution

Ausgerechnet der arabische Exzentriker Muammar el-Gaddafi, der sich auf seine Frömmigkeit als Moslem viel zugute hält, will als Held der libyschen Frauenemanzipation in die Geschichte eingehen.

für die Soldatinnen findet er Zeit, ihre Schulhefte korrigiert er manchmal eigenhändig.

Von der Militärakademie holt er sich die schmucke weibliche Leibgarde, die ihn zum Schutz vor Attentaten auf Staatsbesuchen begleitet – eine Marotte, wie konservative arabische Politiker meinen.

Frank hat Recht. Der Spiegel hat es schon immer gewusst und er hat schon immer berichtet. Bis zum heutigen Tag. Das glauben Sie mir nicht? Sie müssen einfach zwischen den Zeilen lesen. Mit den genannten Beispielen (und vielen mehr), war etwas ganz anderes gemeint:

Lieber Spiegel-Leser!

Wir druckten diese Zeilen nur, um Sie auf den Arm zu nehmen. In Wirklichkeit ging es Gaddafi natürlich nie um Frauenrechte. Ihm ging es viel eher um systemische Folter und Vergewaltigung. Seine „Leibgarde“ war gar keine Leibgarde. Das war ein Harem, basierend auf Zwang und Terror. Begriffe wie „stolze Amazonen“ benutzten wir gezielt, um die Unterdrückung zu verdeutlichen. Mal ganz im Ernst: Diese Fakten haben wir benannt und aufgedeckt. Unermüdlich und todesmutig. Da kann man uns nichts vorwerfen. „Für Soldatinnen Zeit finden“ und „Schulhefte korrigieren“ bedeutete in Wirklichkeit vergewaltigen. „Nonnen“, das war unser Codewort für Sexsklaven. Wir sind doch kein Haufen von Idioten, die Gaddafi seine Inszenierung als Förderer der Emanzipation bereitwillig abgekauft haben. Also bitte!

Im Namen der Spiegel-Redaktion
Mit freundlichen Grüßen
Herzlichst
Ihr Arno Frank

Keine Lüge zu dreist
Kein Gaddafi-Märchen war dem Spiegel und anderen MSM dumm genug. Man hat sie ihm alle abgenommen. Frauen hat Gaddafi bevorzugt, weil sie nicht konspirieren und tratschen. Logisch! Die „Leibwache“ besteht aus blutjungen Mädchen? Natürlich! Sie müssen absurde, hautenge Uniformen tragen? Aber klar doch! Für alles, aber auch wirklich alles hat sich der Spiegel eine „natürliche“ Erklärung aus dem Arsch gezogen:

Nicht einmal mehr Gaddafis weibliche Prätorianergarde, die 16- bis 20jährigen Leibwächterinnen, sind über jeden Verdacht erhaben. Seit einem Monat müssen sich die am Gewehr und in Karate ausgebildeten jungen Damen in enggeschnittene olivgrüne Uniformen zwängen – so haben Pistolen und Dolche keinen Platz mehr zwischen Haut und Gabardine.

Damit Pistolen und Dolche keinen Platz mehr haben?! Ohne Worte. Demnächst erklärt der Spiegel die Vergewaltigungen mit den gleichen Worten: „Der Penis von Gaddafi musste da rein. Sicherheitsgründe, sie wissen schon. So haben Pistolen und Dolche keinen Platz mehr.“ Ein Leibgarde ohne Waffen kam dem Spiegel noch nie Spanisch vor. Wie auch? Man hat sich in Hamburg an der Ericusspitze auch an Redaktionen ohne Journalisten gewöhnt.


Weitere beachtliche Gaddafi-Meisterwerke der deutschen MSM

SZ – Papa Gaddafi kümmert sich gut um uns Frauen.

SZ – Bizarres Faible. Nie von Mätressen gehört.

SZ – Der Mann hat mich beeindruckt.

RP – Tolle Sache: Gaddafis Feste sind nicht wie die von Berlusconi.

Das meint der Spiegel-Leser

Ich pers. glaube kaum dass Ghadaffi sowas wirklich machte- und wenn ? ist es nichts anderes als wenn deutsche Politiker heimlich zu russ. oder poln. Minderjährigen in den Puff gehen. Regt sich die so sensationsgierige Dame darüber auf ?

Klar kann das sein, dass G. ein dreckiger Vergewaltiger war, nichts ist unmöglich. Andererseits dürfte er genug Kohle gehabt haben, um sich junge Frauen zu kaufen wie Berlusconi auch. Auch der Fast-Präsident Frankreichs hat bekanntlich eine starke Libido.

Es ist eine Reportage von RTL da braucht man nicht per seriöser Kritik versuchen dran rumzudeuteln.
(Teil I)

Jaja, jetzt ist er ermordet und sein gewaltsamer Tod, ohne jede Gerichtsverhandlung, wird nicht dadurch richtiger, dass man jetzt Frauen findet, die ihn ekelig fanden.

Sie versuchen, Herrn Scholl-Latour die Kompetenz abzusprechen.
Es gefällt Ihnen nicht, dass dieser im Nahen Osten Zusammenhänge erkennt – und erklären kann – die den einzigen Schluss zulassen, dass der wahre Störenfried im NO Israel heißt.
(Teil II)

Wer ist eigentlich Arno Frank?
Die taz weiß mehr:

Arno Frank (36) ist taz-Redakteur. Er kann lesen und schreiben. In seiner Freizeit spielt er gerne Flipper, hört schlechte Musik, schaut sich gute Pornos an und erschlägt manchmal kleine Hunde.

6 Gedanken zu „Gaddafi, die Frauen und seine Helfer

  1. Hahaha… ich dachte schon… aber dann sah ich das Datum. APRIL,APRIL.
    Ich schließe mich den Meinungen der Leserkommentare an denn:
    schau man nur mal den Fall Dutroux an – perverse die sogar morden, nur damit die Öffentlichkeit nichts Wahrheitsgemäßes erfährt.
    Oder Berlusconie und und und…
    … deutsche Politiker die kleine Mädchen – oh sorry waren ja schon groß, 16 Jahre immerhin – lieben!
    Das lässt sich doch unendlich fortführen…
    Kurz gesagt, deshalb muss man kein ganzes Land ausbomben!!!

  2. Danke für den Beitrag.

    In meinem Artikel bin ich nicht auf Arno Franks Kritik eingegangen. Ich hab die Doku ja nicht gesehen und weiß nicht, wie Rados mit Gaddafis Opfern umgegangen ist. Aber nach diesem Artikel finde ich die Kritik dann doch heuchlerisch, denn die Medien haben ja jahrelang keinen Verdacht geschöpft und Arno Frank tut so, als sei das Thema längst bekannt
    Ich hatte übrigens keine Ahnung. Ich bin nicht einer, der jeden Politiker für einen Lüstling hält. Da kein Medium darüber berichtet hatte, waren es höchstens Gerüchte, aber keine Fakten.

    • Ich hab die Doku ja nicht gesehen und weiß nicht, wie Rados mit Gaddafis Opfern umgegangen ist.

      Das weiß man erst heute Abend wie Sie mit den Opfern umgeht. Vielleicht schon so wie es Frank beschreibt. Allerdings hast du ganz Recht. Rados recherchiert immerhin über das Thema. Mit typischen Spiegel- und taz-Methoden halt. Da soll der Spiegel nicht so unschuldig tun. Frank ist ein Heuchler, der so tut als wäre das alles längst besprochen worden. Dabei ist das glatte Gegenteil der Fall.

    • Das stimmt. Der Artikel ist berühmt-berüchtigt. Ich hatte ihn auch schon verlinkt unter „SZ – Papa Gaddafi kümmert sich gut um uns Frauen.“

      Immer wenn ich nicht glauben kann wie hoch die SZ Scheiße stapeln kann, lese ich zum Beispiel diesen Artikel. 😉

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