Als sei nichts gewesen.

Volker Beck ist zurück im Spiel. Und die allermeisten Politiker und Medien tun so, als sei nichts gewesen.

Die entscheidenden Fragen wurden aus meiner Sicht aber weiterhin nicht beantwortet (bzw. noch nicht einmal gestellt, was typisch ist für allzu viele Medien): Was machte Beck überhaupt in dieser stadtbekannten Dealerwohnung? Soll man ernsthaft glauben, dass er dort zum allerersten Mal war?

Ich habe noch nie jemanden erlebt, der *einmal* in so eine Wohnung geht und dann beim *allerersten* Mal erwischt wurde. Das ist schon allein aus Wahrscheinlichkeitsgründen extrem unwahrscheinlich – und spricht außerdem gegen jede Erfahrung. Die Patienten, die ich aus diesem Milieu kenne, sind Dauerkonsumenten. Und mit Meth kann man nicht *einfach so* mal aufhören.

Wenn berühmte Persönlichkeiten in so eine Wohnung gehen und so ein immenses Risiko eingehen, spricht das für einen enormen Suchtdruck. Normalerweise schicken VIPs immer andere Leute zum Einkaufen. Es sei denn, man hat gerade niemanden, aber man ist so abhängig, dass man absolut nicht warten kann. Also geht man selbst, obwohl man genau weiß wie groß das Risiko ist.

Ich finde es beunruhigend, dass im deutschen Bundestag nun schon zwei bekannte Methkonsumenten sitzen – ohne dass diese Leute auch nur im Traum daran denken, von ihrem Mandat zurückzutreten.

Als Nächstes schreibe ich vielleicht was zu Böhmermann, falls jemand Interesse hat. Aber Spaß macht das nicht. Das ist noch so ein Fall à la Volker Beck und „anything goes“. Immer wenn man denkt, blöder geht es nicht mehr, wird man eines Besseren belehrt. Selten zwei Fälle gesehen, die eindeutiger waren. Aber Politik und Medien stellen es mal wieder ganz anders dar. Und im Fall Böhmermann sogar immer wieder auch Juristen. Ganz nach dem Motto „Zwei Juristen, drei Meinungen“. Schon irgendwie faszinierend.

11 Gedanken zu „Als sei nichts gewesen.

  1. Dass es das erste Mal war, glaubt wohl niemand, der in der Lage ist, sich die Schuhe selber zu binden. Dagegen spricht auch, dass es relativ wenige Dealer gibt, die einen ihnen völlig Unbekannten so mir nichts Dir nichts zum gemütlichen Drogeneinkauf in ihre Wohnung einladen. Zumindest keine, die nicht von einer tiefen Sehnsucht nach dem Knast beseelt sind.

    • „glaubt wohl niemand, der in der Lage ist, sich die Schuhe selber zu binden.“

      Dann müssten sich aber mind. 50% der Deutschen nicht die Schuhe binden können. Und alle Journalisten.

      Methjunkies im Bundestag sind offenbar mittlerweile egal. Anything goes, so lange er nur der *richtigen* Partei angehört.

      • „Dann müssen sich aber mindestens 50% der Deutschen nicht die Schuhe binden können. Und alle Journalisten.“

        Wenn ich mir anschaue, was in Deutschland in den letzten paar Jahren alles so gelaufen ist, ohne dass die dafür Verantwortlichen in die Wüste geschickt wurden, tja dann, lieber AV, glaube ich, 50% ist noch sehr konservativ geschätzt.

  2. Wenn Beck mit einer „weichen Droge“ wie Marihuana erwischt worden wäre (konsumiert sogar der kanadische Premierminister 😀 ) wärs mir relativ egal.
    Crystal Meth ist natürlich ’ne deutliche Stufe härter. Sollten Becks Probleme tatsächlich größer sein, wäre es angebracht, das Mandat erst mal niederzulegen.

    Selbst wenn er nicht zurücktritt, gilt für mich dennoch: Der Wählerwille entscheidet. Und wenn ein Teil der Wähler – trotz Becks Verhalten – die Grünen unbedingt wählen will, dann soll es so sein. Sagt dann natürlich auch etwas über deren Wähler aus.
    Vielleicht bin ich aber auch einfach zu nihilistisch… 😉

    • Der Wählerwille ist in Deutschland so eine Sache. Alleine durch das Verhältniswahlrecht und durch Parteilisten ziehen regelmäßig Politiker ins Parlament, die nicht einmal in ihrem eigenen Wahlkreis eine Mehrheit erzielen können. Auch Beck gehörte immer schon dazu. Und das obwohl diese Leute sogar immer in Wahlkreise wechseln, wo sie angeblich bessere Chancen haben. Beck tritt zum Beispiel in Köln an. Kretschmann hat es 2011 sogar geschafft seinen extra für ihn hergerichteten Wahlkreis deutlich zu verlieren, um dann MP zu werden. Eigentlich unfassbar.

      • Nun, bei Beck kann ich mir sogar vorstellen, dass ihn ein Teil seiner Wählerschaft gerade wegen seiner Drogeneskapaden wählt – quasi als Kreuzritter für die Legalisierung ^^

        Aber du sprichst (darf ich dutzen? Wenn nein einfach sagen) ein sehr wichtiges Problem an: Das deutsche Wahlrecht mit seinen Listenplätzen.
        Ich gehe soweit zu sagen, dass dies eines der größten Probleme des deutschen politischen Systems ist und eines, dessen Änderung das politische Leben Deutschlands tiefgreifend beeinflussen würde.

        In Verbindung mit
        – sowieso geringerer Gewaltenteilung in Dtl.,
        – dem Einfluss der öffentlich-rechtlichen Medien mit all ihren, in „politisch inkorrekten“ Blogs wie diesem, analysierten Problemen,
        – der Mentalität des deutschen Michels, der so gut wie alles abnickt, was ihm vorgetragen wird (passenderweise mit Schlafmütze!)
        – und dem Einfluss supranationaler Gesetzgebung durch Brüssel

        hat sich eine toxische Mischung etabliert, in der wirklich nachhaltige Debatten kaum mehr geführt werden, Elemente des Staates sich weniger gegenseitig kontrollieren und fatale Entscheidungen mit gigantischen Auswirkungen leicht durchgepeitscht werden können. Gleichzeitig verliert der Wähler die Übersicht und auch immer mehr die Einflussmöglichkeiten.

      • Vor dem Wahlrecht müsste man wohl in der Tat vorrangig die Zwangsgebühr für den ÖRF abschaffen. Das ist der wahre Kanzlerwahlverein. Dieser Verein hat wohl den größten Einfluss auf den Wähler von allen Medien. Man müsste keinen einzigen Sender schließen. Einfach nur die Zwangsgebühr abschaffen. Fertig. Die Sender müssten dann mit ihren Zuschauern endlich umgehen wie mit Kunden. Und nicht mehr wie mit kleinen Kindern und Befehlsempfängern. Der Rest erledigt sich dann wie von selbst. Ohne wirklich freie Presse kann es keine freie Demokratie geben. So bleibt DL eine gesteuerte Demokratie.

      • „Ohne wirklich freie Presse kann es keine freie Demokratie geben. “

        Sehr guter Satz, das ist die Krux in der BRD.

  3. Es dürfte mehr Drogensüchtige geben, als bekannt ist.
    Jedenfalls wird sofort, wenn in einem Artikel Drogen thematisiert werden, sofort diese verharmlost und die Nutzer währen deswegen ja noch lange nicht wirklich süchtig.
    Auch in Rechtsforen gibt es unendlich lange Disskusionsstränge, in denen Gäste versuchen Juristen und Ärzte von der Harmlosigkeit von Drogen zu überzeugen.

    Es würde mich insofern nicht wundern, wenn weitere Drogenkonsumenten in der Politik Volker Beck Tür und Tor geöffnet haben, damit er trotz seiner Sucht weiter Politik betreiben kann.

    • Es stimmt, Drogen werden extrem verharmlost. Gerade in der Politik und im Journalismus. Ich glaube das liegt in der Tat auch daran, weil so einige dort selbst Junkies sind. Und der Rest lässt sich einlullen und spricht über ein Thema, von dem sie keine Ahnung haben. Das ist so ähnlich wie bei den Grünen und ihrem Pädosex. Da gab es auch ein paar Pädos, die dafür Stimmung gemacht haben und der Rest ist halt mitgeschwommen.

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