Gurlitt unter Betreuung.

Herr Gurlitt steht nun laut Berichten von AFP/dpa unter vorläufiger Betreuung. Diese Entwicklung war vorhersehbar und ist zu begrüßen. Warum diese Regelung auch für Herr Gurlitt gut ist, habe ich schon in meinem Blogeintrag vom 17.11.2013 erklärt:

Wäre der Mann als Patient in ärztlicher Behandlung, würde man als einer der ersten Schritte eine psychiatrische Begutachtung veranlassen, um zu sehen, ob der Mann überhaupt noch ausreichend geschäftsfähig ist. Es gibt auch hier genügend Verdachtsmomente, dass dies gar nicht mehr der Fall ist.

Es liegt auch im Interesse des Mandanten, dass man herausfindet, ob er diesem Stress und den Anforderungen, die sich aus dem Fall ergeben, überhaupt noch gewachsen ist oder ob es nicht besser ist, wenn man den Fall ohne ihn weiterführt.

Ich hoffe nun, dass die deutschen Behörden mit dem Betreuer vernünftige Regelungen bezüglich der Kunstsammlung von Herrn Gurlitt vereinbaren. Zunächst einmal sollte die Geschichte jedes Bildes geklärt werden. Und dann müssen die Stücke, die sich als Raubkunst erweisen, natürlich an die früheren Besitzerfamilien zurückgegeben werden. Was auch sonst?

Das Bild, dass deutsche Kommentatoren in Foren auf Spiegel Online und FAZ.net abgeben, ist derweil kein gutes. Und das ist wahrlich noch sehr milde ausgedrückt.

19 Gedanken zu „Gurlitt unter Betreuung.

  1. Für den Herrn Gurlitt mag das ja gut sein (ich kann nichts über seinen derzeitigen Zustand aussagen), die Möglichkeit einer gütlichen Einigung aller Beteiligten ist damit aber wohl vom Tisch. Während Gurlitt vielleicht aufgrund seines Gewissens oder einfach nur um Ruhe zu haben Teile seiner Sammlung zurückgegeben hätte, wird der Betreuer jedes der Kunstwerke mit Klauen und Zähnen verteidigen. Außer über einzelne Prozesse (bei denen die Beweispflicht dann bei denen liegt, die eine Herausgabe der Bilder fordern) wird nun wohl eher keines der Bilder zurückgegeben werden. Es sei denn der Betreuer steht gerne mit einem Bein im Gefängnis und der Insolvenz.
    Annsonsten wird bis zu Gurlitts Tod jetzt wohl nichts mehr geschehen.

    • Danke für Ihren Kommentar.

      wird der Betreuer jedes der Kunstwerke mit Klauen und Zähnen verteidigen.

      Das ist eine sehr festgelegte Prognose. Woran machen Sie das fest? Über Gurlitts Zustand wollten Sie nicht spekulieren, dafür spekulieren Sie jetzt sehr festgelegt über den Betreuer. Ich sehe es genau andersherum. Diverse Medien haben glaubwürdig berichtet, dass Gurlitt kein einziges Kunstwerk abgeben will. Eine Spiegel-Reporterin hat ihn sogar mehrere Tage lang begleitet und ein sehr detailliertes Psychogramm von Gurlitt gezeichnet. Die Beschreibung von Gurlitt war so genau, dass ich schon damals gesagt habe, dass der Mann dringend eine Betreuung braucht. Über den Betreuer weiß ich nun bisher gar nichts, außer dass der Betreuer „sehr erfahren“ in Sachen Betreuung sein soll, sprich er macht die Sache nicht zum ersten Mal. An dieser Stelle kann ich nun wieder meine tägliche Arbeit und Erfahrung einbringen und sagen, dass man mit 90% der professionellen Betreuer gut zusammenarbeiten kann. Von daher hat sich die Situation aus meiner Sicht nun wie im Artikel beschrieben für alle Beteiligten verbessert. Eine Lösung, die auch die früheren Besitzerfamilien berücksichtigt, ist aus meiner Sicht nun wahrscheinlicher geworden.

      • Ich kenne die Person des Betreuers auch nicht, nur seine Rolle und um die ging es mir. Wenn er halbwegs vernünftig ist, kennt er auch die Grenzen seiner Verfügungsgewalt als Verwalter des Vermögens.
        Entsteht durch sein vorsätzliches Handeln ein Vermögensnachteil für Herrn Gurlitt, kann Ihm das als Untreue ausgelegt werden – mit straf- und zivilrechtlichen Konsequenzen. Erschwerend kommt noch hinzu dass er wie schon geschriebene gegen den bisherigen Willen des Betreuten handelt. Ich weiß nicht ob ein Vergleich hierzu führen würde. A priori wird man allerdings dazu schon viele verschiedene juristische Meinungen hören. Bei den Summen um die es hier geht wird allerdings kein vernünftiger Mensch etwas riskieren wollen. Der einzig sichere Weg ist es keine Bilder freiwillig herauszugeben(außer vielleicht eins oder zwei zur Bestreitung des Lebensunterhalts und sonstiger Kosten).

      • A priori wird man allerdings dazu schon viele verschiedene juristische Meinungen hören.

        Das ist auch meine Erfahrung: Zwei Juristen, drei Meinungen.

        Am Anfang meiner Karriere dachte ich auch öfter: „Jetzt stehe ich mit einem Bein vor Gericht. Wie soll das nur gut gehen.“ Das ist die graue Theorie. In der Praxis ist es dann meistens so, dass vernünftige Menschen auch vernünftige Lösungen finden. Und dass jetzt vernünftige Menschen am Tisch sitzen (und keine Menschen die altersbedingt an Demenz leiden), dafür stehen die Chancen besser als vorher. Das hatte ich mit meinem Kommentar gemeint.

      • Ich finde es eher bedenklich eine „Einigung“ einfach durch Entmündigung erzielen zu wollen.

        Das hat ein Geschmäckle: Wenn der Wille nicht passt, dann wird der rechtlich relevante WIlle halt passend gemacht – zum besten des betroffenen versteht sich.

        Aber der Zweck heiligt nicht die Mittel. Auch wenn man eine Rückgabe der Bilder befürwortet: Nicht über einen solchen, unlauteren Umweg.

        Ich hoffe sehr, dass sich Llarians befürchtungen nicht einstellen, sondern der Betreuer auf besonders stur stellt, auch und gerade um jeden Verdacht aus dem Weg zu räumen, nicht im Interesse seines Schützlinges zu handeln.

      • Das hat ein Geschmäckle: Wenn der Wille nicht passt, dann wird der rechtlich relevante WIlle halt passend gemacht – zum besten des betroffenen versteht sich.

        So war das in keiner Weise gemeint. Wenn das Gehirn sehr alt ist und gewissen Dingen nicht mehr gewachsen ist, dann ist es in der Regel besser diese Dinge werden von einem Betreuer wahrgenommen. So waren meine Sätze gemeint und nicht anders.

  2. Ihre Meinung zu den Leserkommentaren in FAZ (u. auch Zeit) teile ich voll und ganz. CG muss betreut werden (betreut meine ich im ’normalen‘, nicht im jurist. Sinne). Egal, was ER gemacht hat, er muss beschützt werden (zB vor der Journalistenhetze)

    • Ich sehe in diesem Fall keine ausgeprägte Journalistenhetze. Im Gegenteil. Eine junge Journalistin hat sich sogar die Mühe gemacht und den Mann für mehrere Tage eng begleitet – mit dessen ausdrücklicher Erlaubnis.

      Und dann hat sie über diese Tage einen preiswürdigen Artikel im Spiegel veröffentlicht. Einfühlsam, gut beobachtend und alle Seiten einbeziehend. So muss guter Journalismus sein.

  3. Schade. Wirklich schade.

    Ich lese hier schon eine Weile mit. Nicht alles sehe ich so wie Sie, aber das muss ja auch nicht sein. Auf jeden Fall war ich der Meinung, dass Sie ein integrer Autor sind.
    Diese Meinung musste ich nun revidieren.

    Bei letzten Mal (http://tinyurl.com/o8e55az) habe ich noch gehofft, dass Ihnen einfach mal das Temperament durchgegangen ist. Kein Problem, wenn mir was unter den Nägeln brennt, nehme ich auch lieber den Vorschlaghammer als das Florett.
    Jedoch meinte ich, Ihnen wird selbst irgendwann klar, dass diese Suada …

    Der Mann wusste und weiß sehr genau wie moralisch fragwürdig sein Verhalten ist. Sein Einrichten in der Opferrolle ist geradezu grotesk. Wäre der Mann als Patient in ärztlicher Behandlung, würde man als einer der ersten Schritte eine psychiatrische Begutachtung veranlassen, um zu sehen, ob der Mann überhaupt noch ausreichend geschäftsfähig ist.

    … schon in sich logisch nicht zusammenpasst.
    Entweder Gurlitt wusste was er tut, dann ist er nicht geisteskrank und es fehlen die gesetzlichen Voraussetzungen für das Eingreifen der Psychiatrie.
    Oder er ist geisteskrank, dann wusste er nicht was er tut.

    Und die Psychiatrie als Disziplinierungsinstrument einsetzen, das ist so abartig, dass Sie das nicht nur so dahersagen sondern ernsthaft wollen, konnte ich mir nicht vorstellen.

    Leider war meine Vorstellungskraft (wieder mal) zu schwach. Was ich für ein einmaliges Überschwingen hielt, ist ausweislich Ihres Nachtretens genau so niederträchtig gemeint, wie es da steht.

    Im Übrigen ist (das kommt nicht oft vor) das Bild, was die Kommentare auf SPIEGEL-Online und Faz.net abgeben, sehr gut. Denn die Leser dort sind mehrheitlich der Meinung, dass dieser Fall auf Basis unserer Verfassungsmäßigen Ordnung allgemein und auf Basis des BGB und StGB speziell bearbeitet werden sollte; während Sie offenbar das gesunde Volksempfinden bevorzugen.
    Nun ja, jeder wie er´s baucht.

    Ich lese hier schon eine Weile mit. Nicht alles sehe ich so wie Sie, aber das muss ja auch nicht sein. Auf jeden Fall war ich der Meinung, dass Sie ein integrer Autor sind.
    Diese Meinung musste ich nun revidieren.

    Schade. Wirklich schade.

    • Denn die Leser dort sind mehrheitlich der Meinung, dass dieser Fall auf Basis unserer Verfassungsmäßigen Ordnung allgemein und auf Basis des BGB und StGB speziell bearbeitet werden sollte; während Sie offenbar das gesunde Volksempfinden bevorzugen.

      Dann verstößt also der Richter der die Betreuung einrichtet gegen deutsches Recht und die Dampfplauderer aus den Foren sind die neuen Rechtsexperten? Das ist unlogisch. Der Volksauflauf bei SpOn und FAZ.net soll nicht etwa das berühmt-berüchtigte „gesunde deutsche Volksempfinden“ sein, dafür aber dann meine bescheidene amerikanische Einzelmeinung? Auch das ist reichlich unlogisch.

      Entweder Gurlitt wusste was er tut, dann ist er nicht geisteskrank und es fehlen die gesetzlichen Voraussetzungen für das Eingreifen der Psychiatrie.

      Gurlitt wusste über Jahrzehnte ganz genau was er tat, jetzt hat er möglicherweise eine altersbedingte Einschränkung der Gehirnleistung (z.B. Demenz). Deshalb brauchte man einen Psychiater. So waren die Sätze gemeint und nicht anders.

      Ich stelle allgemein fest die Psychiatrie ist weiterhin extrem stigmatisiert, gerade in DL. Die Menschen hören „Psychiatrie“ und schon sind sie höchst erregt. Die Psychiatrie ist das medizinische Fachgebiet für das Gehirn und seine Erkrankungen. Nicht mehr und nicht weniger. Und wenn man einen Fall wie Gurlitt hat, dann holt man als verantwortlicher Arzt einen Psychiater zu Hilfe, der ein Gespräch mit dem Patienten führt, um zu gucken was im Gehirn noch funktioniert und was nicht. Das ist weder „geisteskrank“ noch „abartig“, sondern hochgradig vernünftig.

      • Dann verstößt also der Richter der die Betreuung einricht gegen deutsches Recht

        Ja.

      • Dann schließen Sie sich doch mit den anderen Schlaumeiern aus den oben genannten Internetforen zusammen und klären den armen Richter auf wie man die deutschen Gesetze nun wirklich zu verstehen hat.

  4. Das Bild, dass der Blogger abgibt, ist wahrlich kein gutes, denn er, wohl im Geist der ehemaligen Besatzungsmacht, hat nicht verstanden, dass individuelle Schuld dem Individuum zuzurechnen ist. Welche Schuld hat Gurlitt? Sicherlich keine daran, dass er Erbe von ehedem wertlosen Bildern wurde; sicherlich auch keine an den Nürnberger Rassengesetzen, die die Enteignung juedischer Familien, wie auch Sinti und Roma und allen anderen, die nicht in das Bild der Herrenmenschen passten, möglich machten.

    Rechtsnachfolger des dritten Reiches ist die BRD, nicht Herr Gurlitt und somit haftet auch die BRD für das staatliche Unrecht.

    Wer jetzt anfängt, Bürgern, die sich im Rahmen der damaligen Gesetze verhielten haftbar zu machen und dabei auch noch Sippenhaft ausueben will, muss schon ein arg eingefärbtes Weltbild haben, was ich dem hiesigen Blogger einfach unterstelle.

    Ich gehe auch davon aus, dass mein post nicht veroeffentlicht wird. Nachdem der Bericht aber von besonderer Dummheit zeugt, genügt es mir den Blogger zu ärgern.

    Die Fähigkeit zur Reflexion spreche ich ihm ebenfalls ab.

    • Nachdem der Bericht aber von besonderer Dummheit zeugt, genügt es mir den Blogger zu ärgern.

      Ärgern? Wie wollen Sie mich denn ärgern? Träumen Sie weiter. Ihr Eintrag spricht für sich selbst. Offenbar habe ich einen Nerv getroffen und Sie so verärgert, dass Sie jetzt mehr Schaum vor dem Mund haben als ein tollwütiger Hamster.

    • Man merkt deutlich das die Justiz der einzige Berufsstand war der nicht „Entnazifiziert“ wurde. Gerade in Bayern, dort wird gerichtlich in die eigenen Taschen „Betreut“. Gegenseitig Testiert und weil der Geschädigte ja Verstorben ist läßt Kumpel Staatsanwalt das Verfahren einstellen.- wenn mal was an die Öffentlichkeit durchsickert!

      Bloß nicht Alt werden und a bisserl Geld haben, im dritten Reich war es UNGEFÄHRLICHER!

      • Die Justiz war bei weitem nicht der einzige Berufsstand, in dem nur eine Teil-Entnazifizierung stattfand. Verwaltung, Beamte, Polizisten, Politiker, Ärzte, Sportfunktionäre, Journalisten, Wissenschaftler. Die Liste ist endlos und betrifft jeden Beruf. Man konnte nicht alle hinauswerfen, sonst wäre am Ende zu wenige übrig geblieben. Allerdings hätte man einige Gesetze stärker verändern müssen. Zum Beispiel das Meldegesetz oder Gesetze für Kapitalverbrechen. Mit Gurlitt hat dies aber nichts zu tun. Das Gegenteil ist der Fall. Gurlitt ist Teil der verspäteten Entnazifizierung. Gurlitt nun als „Nazi-Opfer“ darzustellen, würde die Geschichte auf den Kopf stellen.

  5. Ich gab Gurlitt ein Jahr, nachdem ich erfuhr das er unter „Betreuung“ gestellt wurde. Ich Optimist! Die Bilder sollten alle Versteigert werden und der Erlös für Gerichtsopfern und für eine Unabhängige Überwachungskontrolle Schutzbefohlener (Senioren/Behinderte) verwendet werden!

    „Betreuungsopfer“ ist angebrachter….

    Schau dir bitte die „Geschichte“ aus „dritter Sichr“ an!!! Was war z.B. nach der Wiedervereinigung mit den Zwangsenteigneten Grundstücken der Berliner grenzzone? Wer hat sich den die Taschen VOLL gemacht? Doch nicht der Kleine…. weder Ossi noch Wessi!

    Noch ein Beispiel: Der Einkaufspreis des Stromes liegt bei ca. 11% von dem was den kleinen dummen Endverbraucher berechnet wird! Wohin geht der Rest? usw….

    • Noch ein Beispiel: Der Einkaufspreis des Stromes liegt bei ca. 11% von dem was den kleinen dummen Endverbraucher berechnet wird! Wohin geht der Rest?

      Der Rest geht an die EEG-Begünstigten. Umverteilung von arm nach reich. So aber wollen es die Wähler von rot-rot-grün-schwarz, sonst dürften sie diese Parteien nicht wählen. Die Deutschen, die ich kenne, quatschen mich laufend damit voll wie toll EEG und Energiewende doch seien. Von daher hält sich mein Mitleid sehr in Grenzen.

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