Die Alternative zum Libyen-Krieg

Es gibt einige politisch relativ unverdächtige Amerikaner und Europäer, die schon seit der ersten Stunde gegen den Libyen-Krieg argumentieren. Teils mit interessanten Anmerkungen. Mehr aber auch nicht.

Gaddafi ist für Lockerbie und La Belle verantwortlich.
Diese Taten alleine reichen völlig aus, um ihn zu jagen bis ans Ende der Welt.
Auch andere Terrorakte in Europa stehen weiter unter Verdacht.
Von seinem inländischen Terror ganz zu schweigen.

Seine sonstigen ausländischen „Aktionen“ muten im Vergleich dazu „harmlos“ an,
sie sind es aber nicht:

Schweizer Bürger und bulgarische Krankenschwestern wurden von Gaddafi entführt und wochenlang mit dem Tode bedroht. Der Schweiz hat er den heiligen Krieg erklärt.
Bei jeder Gelegenheit droht Gaddafi damit Millionen Flüchtlinge übers Mittelmeer zu schicken und ein Bündnis mit Al Quaida einzugehen.

Als Reaktion ging Europa jahrzehntelang auf seine Erpressungen ein. Absurd.
Wie konnte man diesen Mann nur so lange davon kommen lassen?!
Eine Antwort lautet wohl: Korruption. Das trifft nicht nur auf Italien zu.
Von Blair bis Sarkozy waren alle ganz geil auf Gaddafi.

Es gab von Anfang nur eine wirklich „bessere“ Alternative zum Libyen-Krieg:
Gaddafi direkt ausschalten. Meinetwegen auch festnehmen.

Möglichkeiten dazu gab es mehr als genug.
Die verlogenen Sarkozys, Berlusconis, Schröders, Fischers, Camerons und Blairs dieser Welt hatten und haben daran aber offensichtlich kein Interesse.

Reagan wollte Gaddafi schon vor über zwei Dekaden ausschalten, wurde aber von zahlreichen Europäern gleich mehrfach schändlich verraten. AP hat das schon 2008 aufgedeckt und im Jahr 2011 erwähnt es auch der deutsche Spiegel noch einmal:

Da die Europäer keine Überfluggenehmigung für den umstrittenen Einsatz erteilt hatten, mussten die US-Maschinen einen gewaltigen Umweg über die offene See um Frankreich, Spanien und Portugal herum durch die Straße von Gibraltar in Kauf nehmen und in der Luft aufgetankt werden: ungünstige Voraussetzungen, die dazu führten, dass die Piloten nach dem 5200 Kilometer langen Non-Stop-Flug bereits vor der Attacke erschöpft am Ziel eintrafen.

Wie 2008 öffentlich wurde, soll Italiens damaliger Regierungschef, der Sozialist Bettino Craxi, dem libyschen Despoten die geheimen Angriffspläne der Amerikaner verraten haben. Sie waren in Rom bekannt – schließlich hatten die Amerikaner Italien vergeblich um Überflugrechte für die USA-Bomber gebeten. Auch der maltesische Premier Karmenu Mifsud Bonnici soll geplappert haben: Mitten in der Nacht, als die amerikanischen Kampfjets ohne Erlaubnis durch Maltas Luftraum donnerten, soll er den Oberst telefonisch vorgewarnt haben.

Im Grunde hätten wir Amerikaner im Libyen-Krieg keinen Finger rühren dürfen. Gaddafi ist heute ein rein europäisches Problem, das sich die Europäer selber geschaffen haben.

Was jetzt passiert ist ein Stellvertreterkrieg bei dem viele Unschuldige leiden, anstatt dass man das Übel direkt an der Wurzel packt. Ein Krieg ohne Plan und Ziel.

Moderner Krieg ist eben kein traditionelles Schachspiel bei dem man zuerst die Bauern opfern muss. Man kann die Bauern einfach überfliegen und von Anfang an den König fokussieren. Genial, was?

Obama unternimmt nichts in diese Richtung.
Bei Osama hingegen war dies von Anfang an das Ziel.
Wo ist der Unterschied? Dass Gaddafi ca. 300 Amerikaner und Europäer ermordet hat, während es bei Bin Laden ca. 3000 waren? Das wäre reichlich skurril.

Es ist wohl ein anderer Grund:
Die Menschen haben Lockerbie und La Belle schlicht vergessen oder nie gekannt und man kann deshalb mit dem Sturz Gaddafis keinen Wahlkampf machen. It’s all about approval ratings. Egal ob sie nun Obama, Sarkozy oder Merkel heißen.

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