Der Standard und Herr Galtung

Aron Sperber berichtet wie der österreichische Standard Johan Galtung in seiner Printausgabe erheblichen Platz einräumt. Bei Linken geht irgendwie immer alles. Es gibt ja laut der europäischen Medienkultur nur Rechte und Rechtspopulisten, die erstens gefährlich sind und zweitens immer falsch liegen.
Deshalb bin ich auch nicht wirklich überrascht welchen Einfluss traditionelle Marxisten wie Chomsky, Ziegler, Felicia Langer und Galtung immer noch auf europäische Meinungsmacher und Politiker haben. In den USA gibt es dieses Phänomen zwar auch, aber in Europa erscheint es mir deutlich stärker. Diese Journalisten würden auch die Weisen von Zion abdrucken, wenn es nur von einem ihrer Lieblinge kommt. Im Prinzip machen sie genau das. Es sind alte Worte in neuem Gewand.

Auch ein Vergleich der deutschen und englischen Wikipedia lohnt sich in diesen Fällen immer. Der deutschsprachige Eintrag zu Galtung zum Beispiel ist eine regelrechte Lobpreisung, die mit einer Nostradamus-Prognose endet:

1980 hatte er die Vorhersage gewagt, dass vor 1990 die Mauer zusammenbrechen würde und danach das sowjetische Imperium.
Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks sagte er, dass entweder die Grünen oder der Islam das neue Feindbild des Westens würden.
Im Jahr 2000 datierte er den Zusammenbruch des US-Imperiums in den Zeitraum von 2020 bis 2025. Aufgrund der beschleunigenden Wirkung der Präsidentschaft von George Bush jr. kürzte er später diese Frist um fünf Jahre ab und prognostizierte das Ende des US-Imperiums auf vor 2020.

Der Trick bei diesen Vorhersagen ist offensichtlich. Man erwähnt immer eine angebliche Prognose aus der Vergangenheit, die natürlich haargenau so eingetreten ist. Ich dachte das gäbe es sonst nur auf dem Jahrmarkt. Als „Beleg“ dient den deutschen Wikipedianern dann ein Interview der marxistischen jungen Welt mit Galtung – natürlich Jahre nach dem Mauerfall. Galtung belegt Galtung. Wie nennt man das auf Deutsch? Kreislaufwirtschaft? Recycling? Päpstliche Unfehlbarkeit? Das DDR-Gans-Prinzip?

Das war dann jedenfalls schon von der deutschen Seite. Für weitere Informationen muss man den englischsprachigen Eintrag lesen. Nach dem amerikanischen City Journal hat er zum Beispiel schon 1953 vorausgesagt, dass Stalin die westliche Wirtschaft überholen würde. Ein glatter Volltreffer. Und so geht es weiter. Jahr für Jahr. Marxisten können gar nicht anders. Ein Auszug:

Though Galtung has opined that the annihilation of Washington, D.C., would be a fair punishment for America’s arrogant view of itself as “a model for everyone else,” he’s long held up certain countries as worthy of emulation—among them Stalin’s USSR, whose economy, he predicted in 1953, would soon overtake the West’s. He’s also a fan of Castro’s Cuba, which he praised in 1972 for “break[ing] free of imperialism’s iron grip.” At least you can’t accuse Galtung of hiding his prejudices. In 1973, explaining world politics in a children’s newspaper, he described the U.S. and Western Europe as “rich, Western, Christian countries” that make war to secure materials and markets: “Such an economic system is called capitalism, and when it’s spread in this way to other countries it’s called imperialism.” In 1974, he sneered at the West’s fixation on “persecuted elite personages” such as Solzhenitsyn and Sakharov. Thirty years later, he compared the U.S. to Nazi Germany for bombing Kosovo and invading Afghanistan and Iraq. For Galtung, a war that liberates is no better than one that enslaves.
His all-time favorite nation? China during the Cultural Revolution.

Mao Zedong Cultural Revolution

Islamische Bestattungsexperten

Lila sagt folgende wahre Worte:

Wißt ihr was, Jungs? Das nächste Mal, wenn sich ein Vollidiot an einem Falafelstand oder in einer Eisdiele in die Luft jagt – dann macht doch mal ein bißchen Terz, daß Mord-und-Selbstzerfetzung-per-Bombe im Islam nicht zulässig ist.
Ich habe euch kein einziges Mal dagegen protestieren gehört, und darum lassen mich die heutigen Klagen schlicht kalt.

Das Gleiche kann man auch über die SZ und andere führende europäische Meinungsmacher sagen. Die geben sich immer wunderbar aufgeklärt und tun so als betrieben sie Religionskritik. Das entspricht aber nicht der Wahrheit.
Kritisiert wird von diesen Leuten nämlich in aller Regel nur das Christentum. Eine Religion, die zwar in der Tat viele Fehler hat, aber doch in weiten Teilen säkularisiert ist und seiner weltlichen Macht weitestgehend beraubt.

Beim Thema Islam dagegen fabriziert man Artikel wie diesen, den ich auch hier schon einmal verlinkt habe.

Die achso religionskritischen Linken entwickeln sich plötzlich zu Religionsverstehern und christlichen Dogmatikern.

Der Bestattungsritus des Islam wird eingehend studiert und man diskutiert die Kommentarspalten hoch und runter, ob der gute Familienvater es doch noch ins Himmelreich geschafft hat.

Der Tod eines Menschen sei niemals ein Grund zur Freude, ist ein weiteres christliches Dogma, das plötzlich von allen möglichen Menschen betont wird. Es sei denn natürlich er heißt Jesus und wird ans Kreuz genagelt. Dann macht man daraus mit das höchste Fest des Kirchenjahres. Oder bei den Zivilisten, die von Regimen wie in Syrien und im Iran ermordet werden. Da verzichtet der europäische Gutmensch gerne mal auf eine Stellungnahme. Von Demonstrationen und Boykotten ganz zu schweigen. Da fehlt ihm irgendwie der Antrieb. Man kann ja keinem Amerikaner oder Juden die Schuld dafür geben.

Osama V – die Querfront schließt die Reihen

Die Ähnlichkeit der Formulierungen quer durch alle Lager ist auffallend.
Die westlichen Medien würden keine Kritik äußern, heißt es bemerkenswert oft.
Man wertet den eigenen Artikel auf, indem man behauptet, man sei der Einzige, der sich der medialen Übermacht entgegenstelle. An dieser Stelle muss man nachhaken:
Was sind die westlichen Medien? Was liest man in Deutschland?
So weltoffen sich die Deutschen auch immer gerne geben:
In Deutschland liest man deutsche Medien und sonst nichts. Punkt eins.

Punkt zwei: Die deutschen Medien äußern quer durch alle Lager erhebliche Kritik.
Das Lustige dabei ist wie oben erwähnt: Viele dieser Artikel geben sich Anti-Mainstream. Generieren quasi ihre eigene Dolchstoßlegende. Seht her ich stelle mich gegen die bösen westlichen Medien. Dabei hat kein deutsches Medium ausschließlich gejubelt. So weit ich das aus der Ferne beurteilen kann, haben die meisten gar nicht gejubelt. Im Gegenteil. Von der ersten Minute an wurde die Aktion schlechtgeredet. Beteiligt haben sich dabei praktisch alle wesentlichen deutschen Medien. Die ARD, die FAZ, die taz, die SZ, die FR, der Spiegel, der Focus, der Deutschlandfunk, SpOn, die Zeit, das Handelsblatt und so weiter. Um es kurz zu machen: Alle von der Jungen Welt bis zur Jungen Freiheit. Ich habe die lustigsten Kommentare sogar in den Teilen I-IV gesammelt. Aber weit gefehlt:

Es ist Zeit, aus der medial verabreichten Jubel-Narkose in der Causa Osama bin Laden (OBL) aufzuwachen und den Verstand wieder einzuschalten. An dieser Stelle möchte ich ein wenig Starthilfe in Form von offenen Fragen und Gedankenspielen geben, die sich im Hinblick auf die Tötung des „Terrorfürsten“ aufdrängen, die in westlichen Medien als Heldenstück der US-Navy-Seals beziehungsweise als Ausdruck der Entschlossenheit von US-Präsident Obama verklärt worden ist.
(JF)

Ja selbst die deutschen Libertären wollen nicht Abseits stehen:

Die Jubelschreie der Gedankenlosen über den staatlichen Lynchmord eines ohne Anklage und ohne Richterspruch Verurteilten sind abstoßend, ein deutliches Zeichen vorangeschrittener Entzivilisierung und gleichzeitig Beleg für eine Absurdität: Amerika feiert den Sieg eines Krieges – gegen einen einzelnen Mann. Die wahre Tragik dieser Massenhysterie ist aber folgende: Die ganze filmreife Aktion dient zwar der Hebung der Moral im Lande, kann aber nur kurzzeitig die Tatsache übertünchen, dass die USA ein inzwischen auf tönernen Füßen stehender, bröckelnder Riese ist, dessen Zusammenbruch kaum noch abzuwenden ist.
(ef)

Wie wäre es mal mit Belegen zur Abwechslung? So von Front zu Front:

Warum wird immer wieder behauptet, OBL sei der Drahtzieher der Anschläge vom 11. September 2001 gewesen, obwohl er laut FBI wegen dieser Anschläge gar nicht gesucht wurde? Laut Fahndungsliste des FBI – Danke an Rainer Rupp, das er darauf in der Jungen Welt erneut aufmerksam gemacht hat – wurde er wegen der Anschläge auf die US-Botschaften in Nairobi und Daressalam gesucht, nicht aber wegen der Vorgänge im Zusammenhang mit 9/11.
(JF)

Große Klasse.
Aber vielleicht kommt ja hier was:

In einer Zeit, in der fast jeder, sogar die alt-ehrwürdige Tagesschau mitmacht beim allgemeinen Jubel über eine Exekution; in der an dortiger Stelle kritische Fragen nach dem Verbleib der Leiche bin Ladens automatisch als Verschwörungstheorie etikettiert werden; in der man offensichtlich vergessen hat, daß gerade die Art und Weise des Umgangs mit Verbrechern den Unterschied zwischen Rechts- und Unrechtsstaat ausmacht; in solch einer Zeit sind die handgezählten kritischen Stimmen einem Atheisten ein Dorn im Auge, sofern sie von Christen stammen.
(Feyd Braybrook)

Es wird dieser Link gesetzt, der beweisen soll, dass „sogar die alt-ehrwürdige Tagesschau mitmacht beim allgemeinen Jubel über eine Exekution“. Also schön, nur folgendes Problem: Wenn ich auf den Link klicke, lande ich bei einem Bild mit jubelnden Amerikanern, in welchem die ARD beschreibt, dass Amerikaner jubeln und sich Regierungen freuen. Ich zitiere die Bildunterschrift vollständig, weil das Online-Angebot der ARD zeitlich beschränkt ist:

Die Nachricht vom Tod des Terroristenführers wurde von vielen Regierungen mit großer Erleichterung aufgenommen. In Washington versammelten sich spontan Tausende Menschen vor dem Weißen Haus zu einer Freudenkundgebung. (Foto: AFP)

Da kann ich die Aufregung von Feyd Braybrook verstehen. Beim nächsten Mal muss die aktuelle Kamera ARD endlich wieder wahrheitsgemäß untertiteln:

Die Nachricht von der Ermordung des Freiheitskämpfers wurde von vielen imperialistischen Diktaturen mit großer Erleichterung aufgenommen. In der Hauptstadt des Bösen versammelten sich staatlich inszeniert ein halbes dutzend Faschisten vor dem Braunen Haus zu einem Fackelzug.

Ich schaue in aller Regel keine deutschen Sender, aber die ARD hat meinen Informationen nach das kommentiert:

Neulich bei Anne Will – Wie der Westen Terroristen erschafft (via Das gute Gewissen)

Gestern bei Anne Will wurde das Thema „Bin Ladens Liquidierung – darf man sich darüber freuen?“ diskutiert. Die Debatte dazu nimmt ja zur Zeit absurde Züge an, aber darauf will ich gar nicht näher eingehen. Unter anderem war auch ein Mann geladen, dessen Schwester am 11. September 2001 beim Terroranschlag so schwer verletzt wurde, dass sie einige Wochen später im Krankenhaus verstarb…  Read More

Das gute Gewissen trifft den Nagel auf den Kopf. Ich dachte immer das wäre übertrieben, aber solche Menschen gibt es tatsächlich zuhauf. In den USA wie in Europa. Ein abschreckendes Beispiel ist dieser aktuelle Artikel. Selbst auf die billigst gemachten Filme fallen diese Leute herein.

Obama’s little change oder: Geht mal zum Psychiater

Obama zu CBS:

As nervous as I was about this whole process, the one thing I didn’t lose sleep over was the possibility of taking bin Laden out. Justice was done. And I think that anyone who would question that the perpetrator of mass murder on American soil didn’t deserve what he got needs to have their head examined.

So kannte man Obama bisher nicht.
Obama hat bei Amtsantritt Change versprochen und tatsächlich der Change kam. Nur anders als geplant:
Nicht nur er hat Amerika verändert, sondern Amerika hat auch ihn verändert.
Obama hat sich endlich auf die amerikanische Mitte zubewegt.
Gezwungen durch eine Wirtschaft, die nicht anspringen will.
Er beginnt sogar endlich nicht mehr nur auf selbstgefällige Wirtschaftsprofessoren wie Krugman zu hören, die immer nur weiter Geld (=Schulden) in die Wirtschaft pumpen wollen. In wie weit das alles wirkliche Einsichten sind oder nur wahltaktische Manöver, bleibt abzuwarten.

Einige deutsche Medien scheinen sich fragen, wen Obama nun mit dieser Äußerung gemeint hat:

Ob Obama bei dieser letzten Einlassung auch die aufgeflammte Diskussion in Deutschland im Blick hatte, ist nicht überliefert.

Natürlich hat Obama die europäische und speziell die deutsche Diskussion gemeint. Obama beschäftigt sich den ganzen Tag mit nichts anderem! Was denken die Europäer über mich? Was die Deutschen? Mache ich es ihnen recht? Mögen sie mich? Wählen sie mich bei der nächsten Wahl? Fragen über Fragen, die Obama nicht zur Ruhe kommen lassen.

Best of Osama Groupies IV

Zur selben Zeit – da hatte der Krieg gegen den Terror noch gar nicht richtig begonnen – schrieb Botho Strauß, jetzt breche der „Kampf der Bösen gegen die Bösen“ an. Das waren schwer erträgliche Worte so kurz nach den Angriffen auf New York und Washington, als die Leichen noch unter den Trümmern lagen. Aber es war die Wahrheit.
(Augstein auf SpOn – Teil 1)

Der Westen hat sich die Logik der Rache aufzwingen lassen und hat dem viel zu wenig entgegengesetzt. Angela Merkel sprach dem amerikanischen Präsidenten „Respekt für die gelungene Kommandoaktion“ aus. Respekt dafür, dass ein unbewaffneter alter Mann, der von Frauen und Kindern umgeben war, von 79 Elitesoldaten überfallen und erschossen wird. Dieser alte Mann war ein Massenmörder und seine Resozialisierungschancen standen nach unseren Maßstäben schlecht. Aber es ist bemerkenswert, dass selbst die Bundeskanzlerin so wenig Wert auf unsere Maßstäbe legt.
(Augstein auf SpOn – Teil 2)

Noch ein Rechtschaffender:

Diese Äußerung – für die Tochter eines christlichen Geistlichen verwunderlich und abseits aller Werte wie Menschenwürde, Barmherzigkeit und Rechtsstaat – begründet den Anfangsverdacht einer Straftat nach Paragraf 140 des Strafgesetzbuches
(deutscher Richter zur Mopo)

Die esoterische Sicht:

Freude ist auch ein Gefühl. Ist sie echt, so ist sie in diesem Fall fehl am Platz. Ist sie nicht echt, handelt es sich um den getarnten Ausdruck einer strategisch-politischen Anpassungsleistung an die Erwartungen eines Verbündeten, den man zuvor mit befremdlichem Abstimmungsverhalten im UN-Sicherheitsrat verprellt hat.
(Miriam Meckel auf SpOn)

– der ganze Artikel ist parapsychologischer Boulevard vom Feinsten.
Bemerkenswert auch: Bei Osamas Tod müsse man laut Autorin Gefühle zeigen (außer Freude natürlich), innehalten, nachdenken und zweifeln. Beim Libyenkrieg hingegen, wo fast ausschließlich kleine Rädchen im Getriebe und völlig unschuldige Zivilisten getötet werden, ist eine Ablehnung „befremdlich“. Ein gezielter Angriff auf Gaddafi allerdings wäre dann wieder höchst bedenklich und kein Grund zur Freude. Man ist das ekelhaft.

Und jetzt zum Anankasmus:

Sicher, es gibt eine Menge strategische Gründe, die aus Sicht Barack Obamas gegen eine Gefangennahme bin Ladens gesprochen haben: Ein Prozess hätte den Präsidentschaftswahlkampf 2012 überlagert, allein der Ort des Verfahrens – Den Haag, Guantánamo, USA? – wäre zum Politikum geworden. Racheakte, Anschläge, Geiselnahmen, Befreiungsversuche, all das, was Deutschland in der RAF-Zeit erlebt hat, hätte Amerika bevorgestanden.
Man hätte es um des Rechtsstaates willen in Kauf nehmen müssen.
(Zeit)

Der Sinn spielt keine Rolle mehr, es geht nur noch um den Verwaltungsakt an sich. Typisch deutsch?

Best of Osama Groupies III

Als Christin kann ich nur sagen, dass es kein Grund zum Feiern ist, wenn jemand gezielt getötet wird.
(Katrin Göring-Eckardt zur BZ)

Die dpa hat noch mehr Moralisten gesammelt:

Die Erklärung Merkels ist mit dem Grundgesetz nicht vereinbar sowie politisch und moralisch untragbar.
(Hans-Christan Ströbele)

Der Tod eines Menschen ist für einen Christen niemals Grund zu Freude.
(Vatikan-Sprecher Federico Lombardi)

Man kann sich als Mensch und erst recht nicht als Christ über den Tod eines Menschen freuen.
(Militärbischof Franz-Josef Overbeck)

Noch mehr Overbeck: Atomkraft und Schwule.

Der Vorsitzende des Rechtsausschusses des Deutschen Bundestages weiß auch noch was:

Das sind Rachegedanken, die man nicht hegen sollte.
Das ist Mittelalter.

Eine willkürliche Tötung ist nach dem internationalen Pakt über bürgerliche und politische Freiheiten nicht erlaubt. Es besteht eine außerordentlich schwierige rechtliche Gemengelage, die differenziert aufgearbeitet werden muss. Das Prinzip, der Zweck heiligt die Mittel, ist keine juristische Grundlage. Wir brauchen genaue rechtliche Regeln. Hier sind die Vereinten Nationen gefordert, endlich verbindliche Regeln zu schaffen.
Es muss glasklar sein, was geht und was geht nicht.
(Siegfried Kauder zur Passauer Neuen Presse)

Die investigativen Übersetzungsexperten der SZ sind auch wieder am Werk.
Zum Beispiel Olivier Das Gupta. Ja der Mann heißt, wie er übersetzt:

„After a firefight, they killed Osama bin Laden“ – so hat es Obama selbst in seiner Rede an die Nation ausgedrückt:
„Nach einem Feuergefecht töteten sie Osama bin Laden.“
Nach dem Gefecht also, nicht im Gefecht.
(gesehen bei suedwatch)

Und weiter:

Dass aber der Friedensnobelpreisträger Barack Obama in seiner Erklärung die Tötung Bin Ladens mit den Worten ‚der Gerechtigkeit ist Genüge getan‘ zelebriert und die deutsche Bundeskanzlerin ihm mit dem Ausdruck ihrer Freude über den Tod Bin Ladens sekundiert, sind beschämende Entgleisungen. Sie heißen einen Akt gut, der das zwischenstaatliche Gewaltverbot und das humanitäre Völkerrecht verletzt.
(Handelsblatt)

Angela Merkel ist eine Pfarrerstochter und die Vorsitzende einer Partei, die sich christlich nennt. Man sollte also meinen, dass die zehn Gebote ihr als Richtschnur dienen. Zum Beispiel das fünfte: Du sollst nicht töten. Wie aber passt das zur Aussage der Kanzlerin: ‚Ich freue mich, dass es gelungen ist, Bin Laden zu töten.‘? Sie freut sich über den gewaltsamen Tod eines Terroristen, aber immerhin doch auch eines Menschen. War sie gerade Kreide holen, als im Pfarrhaus das fünfte Gebot durchgenommen wurde?
(FR)

Mehr SZ und ihre Probleme:

Eine Seebestattung entspricht nicht den Gepflogenheiten und der Begräbniskultur des Islam. Kommt Osama bin Laden trotzdem ins Paradies, weil er als Märtyrer gestorben ist?
(SZ)

Noch mehr Rechtschaffende:

Ob sich Osama bin Laden wirklich gewaltsam einer beabsichtigten Festnahme widersetzte oder ob er nicht Opfer einer gezielten extralegalen Tötung wurde, bleibt zu klären. So oder so – die Neue Richtervereinigung verurteilt auf jeden Fall die beschämende, ausdrücklich und öffentlich ausgesprochene Freude über seinen gewaltsamen Tod seitens der Bundeskanzlerin, des Bundespräsidenten und des Bundesinnenministers.
Osama bin Laden war einer der gewalttätigsten Verbrecher nach den Weltkriegen. Die Erklärung eines schmutzigen Krieges durch Terrororganisationen vermag es aber nicht zu legitimieren, auf derselben Ebene zu agieren. Wie jeder Verbrecher hätte er vor Gericht gestellt werden müssen. Dies ist ein Eckstein der Zivilisation. Bin Laden in einem rechtsstaatlichen Verfahren zur Verantwortung für seine Taten zu ziehen, hätte daher eine große Stunde für die Rechtsstaatlichkeit werden können. Sollten die USA sich für den barbarischen Weg einer gezielten extralegalen Tötung entschieden haben, wäre dies eine große Niederlage für die Zivilisation.
Die international zu ächtende Todesstrafe hätte im Rahmen der Werteordnung des Grundgesetzes gegen ihn weder verhängt, noch vollstreckt werden dürfen.
(Neue Richtervereinigung)

Die Zusammenfassung:

Terroristen töten Osama bin Laden.
(junge Welt)

Ich habe mich köstlich amüsiert, für alle die aber noch nicht laut lachen konnten, schafft der Humor von Herr Böss jetzt vielleicht Abhilfe:

Es war im April des Jahres 1945, als ein Deutscher mit Migrationshintergrund, zermürbt durch eine beispiellose Hasskampagne der internationalen Presse, keinen anderen Ausweg mehr sah, als durch Selbstmord aus der Welt zu treten. Dieser Tod erscheint umso tragischer, da der Migrant erst kurz zuvor geheiratet hatte. Das Brautpaar war voller Hoffnung, voller Träume. Doch Russen, Briten und Amerikaner, die seit Jahren einen brutalen Krieg gegen die deutsche Zivilbevölkerung führten, zerstörten dieses junge Glück.