Und die Gesinnung zählt doch.

Der Witz (bzw. die Lüge) des Tages kommt von Ex-Bundesrichter Wolfgang Nešković und geht so: Das deutsche Strafrecht sei ein Tat- und kein Gesinnungsstrafrecht. Bestraft werde die böse Tat und nicht der böse Gedanke. (Quelle: ZEIT).

Konkret geht es um Islamisten, die nach Syrien und Irak in den Krieg ziehen. Der Treppenwitz des deutschen Rechtssystems liegt in seiner freien Interpretation von „Gedanke“ und „Tat“.

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Der Westen ist an allem schuld. Eine Grabrede.

In den letzten Wochen sind einige interessante Dinge passiert.

Augstein, kewil und andere erklären den Deutschen nun schon seit Wochen, warum es die Schuld des Westens ist, dass sich Putin erst den Süden und nun den Osten der Ukraine einverleiben musste.

Die unendliche Geschichte mit dem Titel „Der Westen ist an allem schuld“ wird um ein weiteres Kapitel erweitert. Aus PI News wird Putin News.

Vor wenigen Tagen schlug der altbekannte „Israelkritiker“ John Mearsheimer in die gleiche Kerbe. Auch wenn er sich natürlich noch prätentiöser ausdrückt als Augstein und kewil, die Botschaft ist dieselbe: Why the Ukraine Crisis Is the West’s Fault.

Mearsheimer braucht über drei Dutzend Absätze für seine simple Botschaft, die man auch in zwei Sätzen ausdrücken kann: Putin ist ein anti-westlicher, anti-demokratischer, anti-kapitalistischer „starker Mann“, der es niemals tolerieren wird, dass man den westlichen Lebensstil immer näher an Russlands Grenzen heranführt. Dies hätte der Westen wissen müssen und deshalb sei der Krieg in der Ukraine die Schuld des Westens.

Das ist die gleiche „Logik“ wie in: Ein Mädchen trägt einen kurzen Rock und Make-up, also darf man es vergewaltigen. Oder auch: Der Biodeutsche hat „falsch geguckt“ und damit „provoziert“, also darf er totgetreten werden. Oder auch: Die Schwester lebte „zu westlich“, deshalb musste die Familie sie in Stücke hacken und neben dem Kreuzkümmel begraben.

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Bitte nicht mit Gas umbringen. (Update)

Malte Lehming schreibt in einem Artikel über Obamas nicht vorhandene Außenpolitik diesen Satz: „Afghanistan, Irak, Libyen: Das sind abschreckende Beispiele für westliche Interventionen.“

Ähnliche Sätze liest man in westlichen Medien immer wieder. Es ist Konsens, dass Eingriffe der unkultivierten Kaugummi kauenden Amerikaner aus Alabama und Texas die Welt ins Unglück stürzen. Ob Irak oder Afghanistan, Vietnam oder Chile. Alles abschreckende Beispiele. Jeder zugedröhnte Kiffer in jeder westlichen Kleinstadt dieser Erde kann einem beim Grillen im Garten diesen kollektiven Wissensstand vermitteln. Das Eingreifen in Korea war schon borderline, nur vor dem zweiten Weltkrieg schreckt die kollektive Gemeinschaft der Wissenden (noch) zurück.

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Obamas Politik des Disengagement

John McCain hat es bei CBS und Fox News auf den Punkt gebracht:

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Augstein am Abgrund

Günter Grass hat doch noch einen prominenten Unterstützer gefunden. Es ist, wen wundert es, Jakob Augstein. Die Pamphlete von Grass und Augstein ähneln sich sehr, deshalb kann man sie gemeinsam besprechen.

Der fällige Tabubruch
Eines vorneweg: Man liest häufiger Grass habe gar keinen Tabubruch begangen. Aber natürlich hat Grass gewaltige Tabus gebrochen. Eine so offen antisemitische „Israelkritik“, von einem Mann in seiner Position, ist mir aus Deutschland nicht erinnerlich. Weltbekannter Literaturnobelpreisträger. SPD-Urgestein. Linkes, moralische Gewissen der Nation. Und dann solche Äußerungen. Wenn das kein Tabubruch ist, dann frage ich mich ganz ehrlich, was ein Tabubruch sein soll.

Natürlich wurden fast alle Tabubrüche dieser Welt schon einmal begangen oder stehen irgendwo in einem Buch. Es kommt aber immer darauf an, wer etwas sagt und wie die Medien es aufgreifen. Man lese nur mal Felicia Langer und Co. Aber wenn es kaum jemand liest und bemerkt, ist es auch kein Tabubruch. Der Bruch eines Tabus muss als solcher wahrgenommen werden. Tabubrüche werden auch häufig wieder vergessen. Schneller als man vielleicht denkt. Dann kann man das Tabu aufs Neue brechen.

Menschen wie Augstein und Grass sagen, was sie wirklich denken. Das ist nicht schlecht. Es ist wichtig, dass dieses Denken endlich einmal wahrgenommen wird, denn es ist offensichtlich weit verbreitet. Bisher hat man den Antiamerikanismus, Antikapitalismus, Antisemitismus und den naiv-heuchlerischen Pazifismus vieler Westler wahlweise totgeschwiegen oder pathetisch unterstützt. Man denke nur an die Hetzschrift „Empört Euch!“ von Stéphane Hessel, die Augstein natürlich auch schon in höchsten Tönen gelobt hat. Wer ist hier wirklich niederträchtig?

Seit ein paar Tagen werden wichtige, bisher tabuisierte Teilaspekte mit halbwegs offenem Visier vor einem breiten Publikum diskutiert. Zumindest für 14 Tage. Spätestens dann wird der Medienzirkus weiterziehen (und alles wird wieder sein wie bisher).

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Please know that you’re wrong

Der australische Komiker Jim Jeffries erklärt Atheismus sehr anschaulich. Rein von der Sprechweise dachte ich anfangs Jeffries sei betrunken. Allerdings hört sich der australische Akzent gerne so an. 😉

Jeffries spielt gekonnt mit dem Klischee des australischen Trinkers. Man glaubt er bekomme keinen geraden Satz zusammen, dabei ist das actually sehr tiefgehend und richtig was er sagt. Besser kann ich es jedenfalls auch nicht formulieren. Gerade in den ersten Minuten sitzt wirklich jeder Satz:

Auch gut: Jeffries über Muslime und zum Irakkrieg.

Euro, Irak und Vietnam – Self-fulfilling prophecies?

Argumente mit self-fulfilling prophecies sind wieder modern geworden. Auch bei Aron Sperber. Grund genug mich etwas näher mit diesen Argumenten zu beschäftigen.

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Was sind Tyranneien und was sind Menschenrechte?

Ich schätze Ayn Rand sehr und stimme ihr und dem Feuerbringer gerne zu,
aber in diesem Fall absolut nicht.

Wer sagt uns denn was ein „Rechtsstaat“ ist und was „Menschenrechte“ sind? Wer sagt uns außerdem welche Staaten diese Kriterien erfüllen und welche nicht? Wen befragen wir als höchste Instanz? Ayn Rand? Unseren Präsidenten? Den Papst? Den UN-Menschenrechtsrat mit den illustren Mitgliedern Pakistan, China, Russland, Kuba und Saudi-Arabien?!

Jeder dieser Staaten behauptet von sich er wäre ein „Rechtsstaat“ und achte die „Menschenrechte“. Die DDR nannte sich meines Wissens frei und demokratisch. Die Kommunisten des Kalten Krieges träumten davon die ganze Welt nach ihrem vorbildlichen „Rechtsstaat“ umzuwandeln. Ich finde es schade, wenn wir ähnliche Fehler wiederholen.

Ich mag unser westliches System und ich halte das amerikanische System für am besten und allen anderen etablierten Systemen überlegen. Trotzdem, nein gerade (!) aus Verpflichtung zu den amerikanischen Werten will ich sie niemanden aufzwingen. Die Menschen müssen revolutionäre Ideen immer noch zuerst selbst artikulieren.

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Mein 11. September

Das deutsche Handelsblatt bringt eine Serie namens „Mein 11. September“ in der allerlei deutsche A-, B- und C-Promis erzählen wie sie diesen Tag im Jahr 2001 erlebt haben. (Gibt es eigentlich deutsche A-Promis?)

DGB-Chef Sommer berichtet, er wäre selbst in einem Wolkenkratzer gewesen. In Tokio. Auch Ex- bzw. seit gestern Ex-Ex-EZB-Chefvolkswirt Otmar Issing ist im 34. Stock des Eurotowers ganz knapp dem Tod entronnen. Damit können Herr Trittin und seine Fraktion nicht dienen, aber dafür hätten sie schon am 11. September geahnt, dass Bush einen Krieg mit dem Irak führen wird. (Der Beschluss Afghanistan ja, Irak nein viel dann drei Minuten später.)

Was noch so ein bisschen fehlt, wäre die Richtung:
Ich hatte an diesem Tag furchtbare Verstopfung, hab‘ ein paar Abführmittel eingeworfen und dann den ganzen Tag auf der Schüssel verbracht.

Oder: Ich aß Pancakes mit Blaubeeren. Ich hab‘ ein bisschen CNN geguckt. Ich aß noch mehr Pancakes mit Blaubeeren, trank meinen Kaffee aus und ging auf mein Zimmer. Der Himmel ist blau, schmerzhaft blau. Später ging ich noch zum Sommerhaus der Kennedys und Hummer essen. Das Gras war hoch und Fahrräder fahren Fahrrad. Edward Kennedy hat mal ein Mädchen totgefahren und John-John ist ins Meer gestürzt. Hohe Felsen, grau-grüne Insel. Irgendwas mit Angst und wie kackdoof wir bösen Amerikaner doch sind. Bla Bla Bla.

Mehr tiefsinnige Analysen hier, hier und hier.