Augstein am Abgrund

Günter Grass hat doch noch einen prominenten Unterstützer gefunden. Es ist, wen wundert es, Jakob Augstein. Die Pamphlete von Grass und Augstein ähneln sich sehr, deshalb kann man sie gemeinsam besprechen.

Der fällige Tabubruch
Eines vorneweg: Man liest häufiger Grass habe gar keinen Tabubruch begangen. Aber natürlich hat Grass gewaltige Tabus gebrochen. Eine so offen antisemitische „Israelkritik“, von einem Mann in seiner Position, ist mir aus Deutschland nicht erinnerlich. Weltbekannter Literaturnobelpreisträger. SPD-Urgestein. Linkes, moralische Gewissen der Nation. Und dann solche Äußerungen. Wenn das kein Tabubruch ist, dann frage ich mich ganz ehrlich, was ein Tabubruch sein soll.

Natürlich wurden fast alle Tabubrüche dieser Welt schon einmal begangen oder stehen irgendwo in einem Buch. Es kommt aber immer darauf an, wer etwas sagt und wie die Medien es aufgreifen. Man lese nur mal Felicia Langer und Co. Aber wenn es kaum jemand liest und bemerkt, ist es auch kein Tabubruch. Der Bruch eines Tabus muss als solcher wahrgenommen werden. Tabubrüche werden auch häufig wieder vergessen. Schneller als man vielleicht denkt. Dann kann man das Tabu aufs Neue brechen.

Menschen wie Augstein und Grass sagen, was sie wirklich denken. Das ist nicht schlecht. Es ist wichtig, dass dieses Denken endlich einmal wahrgenommen wird, denn es ist offensichtlich weit verbreitet. Bisher hat man den Antiamerikanismus, Antikapitalismus, Antisemitismus und den naiv-heuchlerischen Pazifismus vieler Westler wahlweise totgeschwiegen oder pathetisch unterstützt. Man denke nur an die Hetzschrift „Empört Euch!“ von Stéphane Hessel, die Augstein natürlich auch schon in höchsten Tönen gelobt hat. Wer ist hier wirklich niederträchtig?

Seit ein paar Tagen werden wichtige, bisher tabuisierte Teilaspekte mit halbwegs offenem Visier vor einem breiten Publikum diskutiert. Zumindest für 14 Tage. Spätestens dann wird der Medienzirkus weiterziehen (und alles wird wieder sein wie bisher).

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Al-Quaida und Toulouse im Mainstream

Europäische Medien berichten heute ab 5:45 MEZ übereinstimmend, ein 24-Jähriger Al-Quaida-Anhänger stecke hinter den Terroranschlägen von Toulouse. Er habe sich in einem Haus verschanzt und liefere sich mit der Polizei eine wilde Schießerei. Seine Ausbildung soll er im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet erhalten haben.

Man wird jetzt sehen, wer diese neuen Erkenntnisse am besten für sich ausschlachten kann. Ausschlachten?! Ja, ausschlachten. Man sollte nicht so tun, als würden solche Verbrechen nicht immer ausgeschlachtet. Vorhersehen lässt sich die Richtung der Ausschlachtung allerdings nur schwer.

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Öl-Embargo Iran und linke Medien

Die taz schreibt über die Sanktionen gegen den Iran. Die Einleitung zum Artikel endet mit den Worten: „Doch ein Ölboykott trifft das Land kaum.“ Als einfacher Leser weckt diese steile These eine ganz naive Erwartungshaltung in mir: Die Begründung der These im nachfolgenden Text. Argumente wären zum Beispiel nett. Antworten auf die Frage: Warum trifft ein Ölembargo den Iran kaum?

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