Gott sei Dank, Beppo Grillo ist links.

Wolfgang Münchau, mein zweitliebster Kolumnist beim Spiegel (an Jakob kommt niemand vorbei), schreibt über Beppe Grillo, den Gewinner der italienischen Parlamentswahlen:

Grillo werde von angesehenen Ökonomen unterstützt. Der Nobelpreisträger Paul Krugman habe mit Grillo gesprochen. Der Nobelpreisträger Joseph Stiglitz berate ihn in seiner Wirtschaftspolitik zusammen mit dem französischen Ökonomen Jean-Paul Fitoussi. Seine Wähler stammten hauptsächlich aus dem linken Lager.

Damit ist für Münchau bewiesen, dass Grillo ein Guter ist. Krugman und Stiglitz unterstützen ihn. Seine Wähler sind vor allem links eingestellt. Dann kann ja nichts mehr schief gehen. Persilschein ausgestellt.

Münchau sieht Grillo als Gegenstück zu „nationalistisch geprägten deutschen Euro-Skeptikern“, die gerade dabei seien, eine neue Partei zu gründen. Diese Leute seien rechts und damit böse. Gemeint ist die Bewegung „Alternative für Deutschland.“ Eine Partei von der man im Grunde noch gar nichts weiß, außer dass eine Gruppe mir gut bekannter Ökonomen den hundertsten Versuch startet, sich Gehör zu verschaffen.

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Krieg gegen Berlusconi

Berlusconi wurde aktuell mal wieder von der Mailänder Pra(w)da-Justiz verurteilt.
Die westlichen Medien bringen das ganz ironiefrei.

Berlusconi wurde zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, sein Bruder Paolo zu zwei Jahren und drei Monaten. Außerdem sollen beide 80.000 Euro Linkspolitiker Piero Fassino bezahlen. Was war passiert? Die Berlusconi-Brüder veröffentlichten ein Telefonat in dem sich Piero Fassino mit dem Unipol-Chef Giovanni Consorte abgesprochen hat. Unipol ist so etwas wie der Hauskonzern der Linken und man besprach gerade die Übernahme der Großbank BNL. Consorte wurde wegen Insiderhandels verurteilt, Fassino ging komplett straffrei aus.

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Papa Gaddafi kümmert sich gut um uns Frauen.

Deutschsprachigen MSM gelang es über Jahrzehnte Muammar al-Gaddafi als Frauenrechtler darzustellen. „Papa Gaddafi kümmert sich gut um uns Frauen„, schwärmte SZ-Edelfeder Karin El Minawi im Dezember 2010. Die Frauen seien am Steuerknüppel. Es tue sich etwas in Libyen. Nicht nur politisch, sondern auch gesellschaftlich.

Journalistinnen, die nicht für die Achse Heribert Prantl Franziska Augstein schreiben, sahen das ein bisschen anders. Zum Beispiel Annick Cojean und Antonia Rados. Sie recherchierten, welcher Knüppel wirklich gemeint war.

Der Spiegel sprach über Jahre gekonnt von „Gaddafis Nonnen der Revolution„. Gaddafi wolle als „Held der libyschen Frauenemanzipation in die Geschichte eingehen.“ Für seine Soldatinnen fände „der arabische Exzentriker“ Zeit ihre Schulhefte eigenhändig zu korrigieren. Seine schmucke weibliche Leibgarde habe er zum Schutz vor Attentaten. Frauen würden sich dafür besonders eignen, denn sie seien loyal und weniger an Macht interessiert. Die 16- bis 20jährigen Leibwächterinnen müssten nur deshalb enggeschnittene olivgrüne Uniformen tragen, damit Pistolen und Dolche keinen Platz haben.

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Fußnote: Großer Sieg für die Linken.

Spiegel Online fasst eine zentrale Aussage seines Kolumnisten Wolfgang Münchau zur anstehenden Wahl in Italien in einer Zwischenüberschrift so zusammen:
Ein großer Sieg der Linken wäre gut für Italien.

Was Wolfgang Münchau in seiner Kolumne allerdings wirklich schreibt, ist folgendes:
Ein großer Sieg der Linken wäre gut für Italien, ein großer Sieg der Rechten auch, aber ein knapper Sieg, egal für wen, ist das denkbar schlechteste aller Ergebnisse.

Das sind so die kleinen Tricks hochgradig manipulierender Medien.

Nachtrag in eigener Sache:
Ich habe wieder Internet, deshalb kann man wieder deutlich mehr Artikel von mir erwarten.
Es gibt einige interessante Themen aufzuarbeiten in den nächsten Tagen und Wochen.

Bofinger prognostiziert mal wieder die D-Mark-Apokalypse.

Vor ein paar Tagen durfte Bofinger in der Welt über Japan, China und die Schweiz ablästern. Das sind die drei Staaten, die ich schon oft als Vorbild für die Wiedereinführung der D-Mark genannt habe. Diese Staaten halten ihre Währungen auf dem von ihnen gewünschten Niveau, indem sie bei Bedarf einfach massenweise ausländische Staatsanleihen kaufen, die als sicher gelten. Zum Beispiel amerikanische und deutsche.

Deutschland handelt angeblich intelligent.
Viel sinnvoller ist laut Bofinger die deutsche Politik: Die Milliarden an die GIIPS-Staaten verleihen. Weil diese Staaten ja vertrauenswürdig sind und sicher. Wobei man dazu sagen muss, dass Deutschland sein Geld in einigen Fällen nicht einmal verleiht. Es wird mehr oder weniger verschenkt. Und wenn es doch verliehen wird, dann zu Zinsen, die weit unter Marktpreisen liegen. Deutschland geht enorme Risiken ein, ohne dass das Risiko belohnt wird. Im Gegenteil.

Umverteilung im supranationalen Maßstab.
Bofinger und Co wissen heute schon genau, dass große Summen nicht zurückbezahlt werden können. Das ist so gewollt. Bofinger und seinen Mitstreitern geht es um Umverteilung im supranationalen Maßstab.

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Zum Tod von Kim Jong-il

Eine sehr gute Parodie aus dem ansonsten nur zum Teil lustigen Film Team America: World Police von Trey Parker.

Der Originalsong Mr. Lonely stammt vom unvergessenen Bobby Vinton. Spitzname: Der Polnische Prinz. Sein Song Blue Velvet war bekanntlich die Vorlage für David Lynchs Film mit gleichem Namen, wobei mir auch in diesem Fall der Song besser gefällt als der Film.

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Una culona inchiavabile

Berlusconi meinte ja angeblich auch schon Italien sei ein Scheißland.
Das kann Berlusconi besser beurteilen als ich.

Jetzt sind also die nächsten Abhörprotokolle dran. Laut italienischen Blogs und Medien hat er darin gesagt, Merkel sei eine culona inchiavabile. Übersetzt heißt das wohl soviel wie „eine Frau mit einem verschlossenen, dicken Hintern“ oder vulgärer: „ein nicht f***barer Fettarsch.“ Eine interessante Mischung aus Lob und Beleidigung.

Ob diese Einschätzung Berlusconis allerdings richtig ist, mag man bezweifeln, wenn man die Tatsache betrachtet, dass Merkel momentan ca. 300 Milliarden Euro deutsches Steuergeld an die anderen europäischen Staaten verspielt.
Grenze nach oben hin offen.

Auch über Berlusconi mag so mancher sagen, er sei ein „culone inchiavabile“,
aber auch diese Zeiten scheinen vorbei, hat er doch ganz extrem die italienische Justiz „am Arsch“.

Die wirklich interessanten Fragen werden wie immer gar nicht erst gestellt.
Ich zitiere einfach mal meinen letzten Artikel zum Thema:

Wozu sollte man kritisieren, dass hier offenbar das ganze Umfeld eines Ministerpräsidenten abgehört wird? Was sind das für Gesetze, die es scheinbar erlauben Politiker beschnüffeln zu lassen? Zufällig Telefongespräche abgehört? Natürlich! Das passiert den besten Staatsanwälten. Kein Grund zur Kritik!

Kann es sein, dass die werten Magistrati aus politischen Motiven Berlusconi nachspionieren? Hat Berlusconi Recht, wenn er sagt, das sei ein politischer Prozess? Warum wird diesen offensichtlichen Fragen nicht nachgegangen?

Stichwort Immunität. Bei DSK schafft es der Spiegel den Sachverhalt sofort (!) anschaulich zu klären. Bei Berlusconi wird dieses Thema bis heute einfach ignoriert. Berlusconi macht böse Gesetze, die ihn vor der Justiz schützen sollen. Das ist die einzige Story, die nördlich der Alpen aufgetischt wird. Als könnte man einfach Merkel abhören und sie vor Gericht zerren. Man müsste viel tiefer einsteigen in die Materie. Warum gibt es keine ausreichende politische Immunität in Italien? Warum macht Berlusconi immer neue Gesetze? Die Geschichte beginnt bei Tangentopoli und nicht bei Berlusconi.

Wo ist die Differenzierung geblieben, die bei Polanski und DSK so locker von der Hand geht? Fakt ist: Die deutschsprachigen Medien wollen im Fall Berlusconi nicht differenzieren. Sie sind parteiisch und haben gar kein Interesse daran, die Hintergründe fair und nach allen Seiten hin zu klären.

Deutscher Medienbias – Der Spiegel und die Tea Party

Dieser Eintrag beschäftigt sich dieses Mal vorrangig mit Spiegel Online.
Ein Medium, das sich als deutsches Leitmedium versteht und wohl auch ist.

Malen nach Zahlen
In diesem Artikel gibt der Spiegel eine Tabelle zu Steuerquoten an. Wir Amerikaner sollen im 20%-Bereich liegen, alle anderen Industrieländer ungefähr im 40%-Bereich. Jeder mit ein bisschen Hintergrundwissen wird sofort erkennen, dass die Zahlen nicht stimmen können. Es ist ein weit verbreitetes anti-amerikanisches Vorurteil, dass bei uns die Steuern niedriger wären als in Europa. Die Steuerlast ist in allen großen Industrieländern ziemlich gleich. Die Steuerquote liegt in der Regel im 20%-Bereich, die präzisere und ehrlichere Staatsquote im 40%-Bereich. Selbst in der deutschen wikipedia sind die richtigen Zahlen zu den Steuerquoten und die korrekten Zahlen zu den Staatsquoten zu finden.
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Querbeet

Springer, Entebbe und 9-11
Herr Broder erzählt wie und warum sich seine Weltanschauung verändert hat.
Erstes Beispiel: Springer
Zweites Beispiel: Entebbe und 9-11

VroniPlag
Deutsche Plagiatseiten wie VroniPlag sind offensichtlich politisch motiviert. Wie schon im Fall Guttenberg. Es werden nur Politiker dreier deutscher Parteien „entdeckt“: CDU, CSU und FDP. Namen, die in der Regel keiner kennt, aber die Parteizugehörigkeit stimmt immer. Bis ganz runter auf die letzte Provinzebene. Auffälliger geht es nun wirklich nicht mehr.

America. Fuck Yeah
Egal was für Spinner ihr Europäer auch habt. Wir übertreffen sie:
Ein amerikanischer Psychiater erklärt den Islamisten wie man den Koran „richtig“ lesen muss. Außerdem sei Guantanamo ein KZ!
Dafür druckt ihr den Scheiß in euren MSM.

Ruby, Woody und die Medien
Ruby wird von den Medien und der linken Schickeria
ignoriert, verachtet, geschmäht und beleidigt.
Woody Allen und seine Musen hatten es da immer leichter.
Ob das nun auch bei Ruby funktioniert?

Zu DSK und Polanski fabrizieren die Medien tonnenweise solcher Artikel.
Hat man so was schon bei Berlusconi und Ruby gelesen?
Was war der Fehler? War Ruby nicht jung genug?
Oder hätte er sie vergewaltigen müssen?

Die Deutschen und das Auto
Röttgen fährt jetzt angeblich Fahrrad.
Ich tippe mal stark auf die Methode Ströbele.

Dafür fährt Kretschmann jetzt für alle sichtbar S-Klasse.
Weniger und kleiner und so. Das Treffen mit den Porsche-Mitarbeitern darf dann allerdings nicht mehr gefilmt werden. Das verschreckt die Ökowähler.
Parteifreund Palmer meinte ja einmal zu großen Mercedes-Dienstwagen:

Ich brauche kein Fluchtauto.
Ich bin der Oberbürgermeister und kein Bankräuber.

Der Sinn lässt sich nun noch leichter interpretieren:
1. Wir sind keine Amateure. Als Politiker sitzen wir direkt an den Geldtöpfen.
2. Ein Fluchtauto ist bei unserer Schuldenpolitik doch nicht ganz zu verachten.
Wer mit so einem Coup durchkommen will, muss ihn „nachhaltig“ durchziehen.

Zetsche gibt zu, dass die deutschen Autobauer so oder so führende E-Auto-Anbieter auf dem Weltmarkt werden wollen und dafür gar keine Subventionen brauchen. Die Milliarden an Staatsknete sollen nur dazu dienen die 10-Jahresplanzahl der Allparteienregierung für den deutschen (!) Markt zu erfüllen.

Zwillinge der Woche
Jakob Augstein und Huguette Clark. Oder andersrum.

Herr Özdemir redet sich die Welt schön

Erst vor ein paar Tagen erklärte der deutsche Politiker Özdemir in der FAZ:

Unerlässlich scheint in der Debatte auch das Menetekel der angeblichen Unterwanderung des deutschen Rechtssystems durch den Islam zu sein, wie „zahlreiche Urteile“ (Alice Schwarzer) im Sinne der Scharia an deutschen Gerichten zeigten. Bahners fragt mit gutem Grund nach konkreten Belegen, denn wie „soll ein riesiger Unterbau schariakonformer Urteile nicht bemerkt worden sein?“ Der Hinweis, dass die mögliche Anwendung ausländischen Rechts nicht zu einem Ergebnis führen darf, das mit deutschem Recht und den Grundrechten unvereinbar ist, dürfte die Islamkritiker kaum überzeugen.

Konkrete Belege fehlen? Umbau nicht bemerkbar? Vereinbarkeit mit Grundrechten gegeben? Herr Özdemir redet sich die Welt schön.

Es gibt genug Leute, die immer wieder eindrückliche Belege erbringen.
So wie dieser aktuelle Fall, den Herr Broder präsentiert. Ich habe ja nun schon mitbekommen, dass Deutschland sexuelle Gewalt ganz besonders „verständnisvoll“ behandelt. Aber eine Bewährungsstrafe für Kindesmissbrauch ist selbst für deutsche Verhältnisse ein neues Tief.

Die Grundlage hierfür kann man bei der bpb nachlesen:

Es kommt nicht darauf an, was irgendwelche Autoritäten in der islamischen Welt zum Schächten sagen. Entscheidend ist vielmehr, ob eine muslimische Gruppe hier zu Lande der Überzeugung ist, sie müsse aus religiösen Gründen Tiere ohne Betäubung schlachten, weil es die Scharia, das religiöse Gesetzbuch, so vorschreibt. Das heißt: Man koppelt die Muslime in Deutschland ab von einer Art Fremdbestimmung von außen und gibt ihnen damit die Möglichkeit der religiösen Selbstbestimmung.

Es wird nicht unterschieden zwischen zwingenden und weniger zwingenden religiösen Pflichten?

Die Beantwortung dieser entscheidenden Frage überlassen wir den Muslimen selbst. Wenn sie plausibel machen können, was sie als religiöses Gebot verstehen, dann ist das zunächst zu akzeptieren.

Diese goldene Regel gilt offenbar auch für Kindesmissbrauch.
Es kommt nicht darauf an, was irgendwelche religiöse Autoritäten zum Kindesmissbrauch sagen. Entscheidend ist vielmehr, ob eine „kulturelle“ Gruppe hier zu Lande der Überzeugung ist, sie müsse aus „traditionellen“ Gründen Kinder ficken.

Die Grenze sei das deutsche Grundgesetz behaupten Özdemir und Rohe unisono. Natürlich, natürlich. Diesen deutschen Bestseller würde ich gerne einmal lesen. Am liebsten den Teil der besagt, dass bei der Vergewaltigung eines elfjährigen Kindes Bewährungsstrafen für alle Beteiligten ausreichend sind.
Jetzt verstehe ich auch endlich die deutsche Reaktion auf DSK und Polanski. Was in Deutschland momentan allerdings gar nicht gerne gesehen wird, ist die Prostitution.

Vollständig begreifen werde ich das wohl nie, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass das Ganze etwas damit zu hat, wer jeweils die Beschuldigten sind…

DSK vs. Bunga Bunga

Gehen wir mal davon aus, man könnte sich nur über deutschsprachige Medien zum Fall Strauss-Kahn informieren. Was würde man dann lernen?
Ein Überblick:

Unschuldsvermutung in Handschellen
(SZ)

Hoffnungsträger in Handschellen
(SZ)

Strauss-Kahn: Abgeurteilt von einer moralisch flexiblen Gesellschaft
(Focus)

Bitter ist das Ganze
(FR)

Irrungen und Wirrungen des Strauss-Kahn.
Eines ist sicher, wird Strauss-Kahn verurteilt, dann drakonisch.
(FTD)

Schwerste Anschuldigungen und harte Strafen
(SZ)

Kein Pardon. Polizei und Staatsanwaltschaft gehen mit unerbittlicher Härte gegen den Franzosen vor.
(Spiegel)

IWF-Chef hat Einzelzelle in „Neu-Alcatraz“
(Spiegel)

Strauss-Kahn soll über Komplott spekuliert haben.
(Spiegel)

Profiteur der Strauss-Kahn-Krise. Sarkozy sonnt sich im Glück.
(Spiegel)

Also doch nur eine perfide eingefädelte Rufmordkampagne, um den Hoffnungsträger der Sozialisten zu diskreditieren?
(Spiegel)

Aber ist Dominique Strauss-Kahn tatsächlich so triebgesteuert und machtversessen, dass er sich von seinen Hormonen die Karriere vermasseln lässt? Oder verbirgt sich dahinter ein Krimi, wie ihn sich nur Geheimdienstler oder die in Frankreich reichlich vertretenen Verschwörungstheoretiker ausdenken könnten?
Wenn man sich die alte Juristenfrage „cui bono?“ – „wem nützt das?“ – stellt, kommt man schnell auf Nicolas Sarkozy.
(SZ)

Die Affäre aus New York verlangt nicht nach der Schwanz-ab!-Rhetorik eines gealterten Feminismus oder neoidealistischen Amazonen-Utopien. Sie zeigt ganz einfach, dass nicht nur die Insignien der Macht, sondern sogar unsere Imaginationen von ihr männlich besetzt sind. Eine etablierte und erkennbare Form weiblicher Macht gibt es nicht.
(Welt)

Ich denke der Fall ist klar. Wir haben hier ein Justizopfer. Ein Verschwörungsopfer. Ein Opfer seiner „Liebe zu den Frauen“. Ein Mann mit „Irrungen und Wirrungen“. Der nächste Familienvater, der nun der unerbitterlichen Weltmacht USA zum Opfer fällt.

Hier ist noch so ein Fall:

Roman Polanski soll freikommen. Wegen der absurden Fehler der Justiz in den USA und der Schweiz kann der Fall nicht mehr zu einem zufriedenstellenden Ende gebracht werden.
(SZ)

Die Schweiz hat einen Gast in eine böse Falle laufen lassen. Wir sollten uns schämen.
(Blick)

Gerechtigkeit für Polanski
(Berner Zeitung)

Besonders die Grünen im Schweizer Parlament sowie Künstlerkreise kritisieren das Vorgehen der Schweizer Behörden.
(Tagesspiegel)

Man kennt die Bedingungen, unter denen das passiert ist. Und genauso, wie es ein großzügiges Amerika gibt, das wir lieben, gibt es auch ein gewisses Amerika, das Angst macht. Und dieses Amerika hat uns heute sein Gesicht gezeigt.
(Francois Mitterand)

Längst geht es nicht mehr um Recht und Gerechtigkeit, sondern um den Versuch aller Beteiligter, das Gesicht zu wahren. Es ist auch die Kraftprobe zweier Rechtsordnungen: Das amerikanische System, das vor allem auf Vergeltung und Abschreckung setzt, trifft auf das mitteleuropäische Rechtsverständnis, das viel stärker die – häufig unpopuläre – Resozialisierung des Täters betont.
(Spiegel)

Eigentlich ist alles viel zu kompliziert, um in der ersten Empörung mal eben eine Petition zu unterschreiben oder Polanski vorschnell ins Gefängnis zu wünschen. Die juristischen Vorgänge sind verwirrend genug, erst recht das bizarr-tragische Leben eines Holocaust-Überlebenden, dessen hochschwangere Ehefrau Sharon Tate 1969 umgebracht wurde von den Anhängern des Sektenführers Charles Manson, der ein Hakenkreuz-Tattoo auf der Stirn trägt.

Es geht auch um die ganz großen Dinge, um Moral und Recht, Sühne und Gerechtigkeit, und vor allem darum, wie viel Schuld Polanski auf sich geladen hat und ob sich dies entschuldigen lässt.
(Spiegel)

Man kann diese Beispiele natürlich auch wohlwollender betrachten:
Die europäischen Medien beleuchten alle Blickwinkel ganz genau.
Differenzierung, Differenzierung, Differenzierung ist das Zauberwort.
Sie sind kritisch gegenüber allen Seiten, besonders gegenüber der Justiz. Vorverurteilungen finden nicht statt. Man steht der Seite des Beschuldigten, betont Unschuldsvermutung und Rechtsstaat!

So wie in diesem Fall:

Italiens Ministerpräsident Berlusconi hat schon einige Prozesse überstanden. Das aktuelle Verfahren um Prostitution Minderjähriger und Sexpartys stellt aber alle in den Schatten.
Die Staatsanwaltschaft Mailand rekonstruierte auf Grund von Abhörprotokollen eine etwas andere Version dieser Abende. Berlusconi soll mehrfach – und gegen Bezahlung – Sex mit Ruby gehabt haben. Das wäre die Begünstigung der Prostitution Minderjähriger, was in Italien mit bis zu drei Jahren Haft bestraft werden kann. Noch schwerer wiegt der Vorwurf des Amtsmissbrauchs.
(ARD)

Warum ist in Italien der skandalumwitterte Ministerpräsident Silvio Berlusconi, dem all das vorgeworfen wird und gegen den die ihm so verhasste Mailänder Staatsanwaltschaft ein Schnellverfahren beantragt hat, noch nicht zurückgetreten und am Ende?
(Welt)

Er und seine Anwälte haben mit sämtlichen politischen und juristischen Winkelzügen den Prozess zu verhindern versucht und tun es weiter. Sie bestreiten nicht nur die Vorwürfe, sondern auch die Zuständigkeit des Gerichts.

Im Fall Ruby gibt sich die Staatsanwaltschaft ihrer Beweise sehr gewiss. Sie hat Unmengen Abhörprotokolle und wohl auch Nachweise über Zahlungen.
(SZ)

Aus abgehörten Telefongesprächen etwa ginge eindeutig hervor, dass sich Ruby im Frühling 2010 ganze acht Nächte in Arcore aufgehalten habe und nicht nur drei Abende, wie bisher behauptet.
(Welt)

Einige Auszüge aus den öffentlich zugänglichen Ermittlungsakten, die auch Protokolle abgehörter Telefongespräche enthalten.
(Zeit)

Die Staatsanwälte hätten zufällig Telefongespräche Berlusconis mit Minzolini und Innocenzi abgehört, während sie in einen anderen Fall ermittelten, berichtete «Il Fatto».
(Basler Zeitung)

Zufällig Telefongespräche des Ministerpräsidenten abgehört.
Ist das nicht mal ausgewogene Berichterstattung. Wozu sollte man kritisieren, dass hier offenbar das ganze Umfeld eines Ministerpräsidenten abgehört wird? Was sind das für Gesetze, die es scheinbar erlauben Politiker beschnüffeln zu lassen? Zufällig Telefongespräche abgehört? Natürlich! Das passiert den besten Staatsanwälten. Kein Grund zur Kritik!

Kann es sein, dass die werten Magistrati aus politischen Motiven Berlusconi nachspionieren? Hat Berlusconi Recht, wenn er sagt, das sei ein politischer Prozess? Warum wird diesen offensichtlichen Fragen nicht nachgegangen?

Keine Gewaltenteilung, keine Immunität für die Exekutive.
Stichwort Immunität. Bei DSK schafft es der Spiegel den Sachverhalt sofort (!) anschaulich zu klären. Bei Berlusconi wird dieses Thema bis heute einfach ignoriert. Berlusconi macht böse Gesetze, die in vor der Justiz schützen sollen. Das ist die einzige Story, die nördlich der Alpen aufgetischt wird. Als könnte man einfach Merkel abhören und sie vor Gericht zerren. Man müsste viel tiefer einsteigen in die Materie. Warum gibt es keine ausreichende politische Immunität in Italien? Warum macht Berlusconi immer neue Gesetze? Die Geschichte beginnt bei Tangentopoli und nicht bei Berlusconi.

Wo ist die Differenzierung geblieben, die bei Polanski und DSK so locker von der Hand geht? Fakt ist: Die deutschsprachigen Medien wollen im Fall Berlusconi nicht differenzieren. Sie sind parteiisch.

Ruby ist eine Aussätzige.
Selbst Ruby wird von Schickeria und Medien behandelt wie eine Aussätzige. Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) hat den Opernball boykottiert, weil Ruby eingeladen wurde. Der Standard brachte Ruby mit Gülle in Verbindung.

Welcher deutschsprachige Meinungsmacher steht auf der Seite von Berlusconi und Ruby? Wer berichtet wenigstens fair? Es gibt niemand. It’s as simple as that.

Mehr dazu bei Aron Sperber:

Ciao Berlusconi – Ciao Verfassung

Bussi-Bussi empört sich über Bunga-Bunga

Quod licet Mohammed, non licet Berlusconi

Anmerkung
Amerikanische Linke wie Jon Stewart verzichten in dieser Hinsicht auf Heuchlei und nehmen weitere Verharmlosungen unter die Lupe.

Auch der Deutsche Jan Fleischhauer trifft in seiner Kolumne mit einer beeindruckenden Zielsicherheit Woche für Woche den Nagel auf den Kopf.

Landsleute wie Obama und Stewart werden bei uns und in Europa als links eingeordnet, Menschen wie Fleischhauer gelten in Europa dagegen als rechts.

Diese kulturell und historisch bedingte Einteilung sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Leute moralisch und politisch sehr eng beeinander liegen, ja zumeist sogar identische Ansichten vertreten. Obama und seine Demokraten sind in vielen entscheidenden Punkten weitaus rechter als zum Beispiel die deutsche CDU. Von der deutschen FDP ganz zu Schweigen.