Bernie’s Game

So far it’s Bernie’s game:

Sanders wäre nicht unbedingt schlecht, da er mindestens so schlagbar ist wie Hillary.

43 Gedanken zu „Bernie’s Game

  1. Ein paar Gedanken hierzu von meiner Seite…

    Würde ich in den USA leben, wäre ich wohl unterm Strich bei meinen Positionen trotzdem eher im Lager der Demokraten. Obwohl ich mit ihnen wie gesagt bei Flüchtlings – und Eurokrise oder Bewertung des Staatsfernsehens übereinstimme, bin ich letztenendes kein reiner Wirtschaftsliberaler; die Republikaner sind hier einfach zu weit von meinen, europäisch geprägten Positionen entfernt 😉
    Das „Kandidatenfeld“ der Demokraten – besteht ja eigentlich nur aus Bernie und Hillary – ist jedoch dieses Jahr erstaunlich schwach. Hillarys Team dürfte nach der deutlichen Niederlage in New Hampshire nun doch etwas Angst bekommen; der „Clinton-Juggernaut“ kommt wohl ins Straucheln. Und Sanders hat zwar in Fragen der Sozialgesetzgebung aus meiner Sicht durchaus interessante Positionen, seine Aufgabe sollte es aber eher sein, Hillary in einigen Punkten nach links zu treiben (aus Sicht der Demokraten); Sanders selbst dürfte wie sie schon sagten als Präsidentschaftskandidat komplett scheitern.

    Bei den Republikanern kristallierten sich zunächst drei Kandidaten hinaus; für mich persönlich – meine Einschätzung kann wie jede andere natürlich auch falsch sein – ist es offensichtlich, dass es für die GOP am besten wäre mit Marco Rubio als „republikanischem Obama“ anzutreten. Jung, eloquent, usw… Dazu zusätzlich zwei Worte: Florida, Electoral College.
    Trump und Cruz dürften wiederum kläglich an Hillary scheinen; Trumps Anziehungskraft besteht meiner Meinung nach darin, dass hier ein Quereinsteiger „frei Schnauze“ unter der Oberfläche gärende Probleme anspricht (etwa Mexiko).
    Ich halte ihn, wie die meisten deutschen Journalisten nicht für den intelligentesten. Aber um eines einmal deutlich zu sagen: In Deutschland bekommt eine Partei regelmäßig 10 % der Stimmen, deren Präferenzen darin liegen, eine minimale Erhöhung der Erdtemperatur in 100 Jahren zu verhindern; die aber gleichzeitig kein Problem damit hat, hunderttausende junger Männer aus den brutalsten und korruptesten Gesellschaften der Welt ins Land zu lassen. Solange in D. die Grünen als ernstzunehmende Partei gelten, sollte man sich davor hüten, Politiker in anderen Ländern als wirr hinzustellen…

    • Danke für den Kommentar. Ich hätte gerne Romney wieder gesehen. Romney hat sein Pulver leider eine Wahlperiode zu früh verschossen, wobei er damals trotzdem selbst Obama an den Rand einer Niederlage brachte.

      Ohne Obama stehen die Chancen auf einen Wechsel aktuell noch einmal deutlich besser. Es gibt eine große Ablehnung gegenüber Hillary. Wenn Hillary nominiert wird, haben alle GOP-Kandidaten Chancen. Und bei Sanders sind die Chancen auch nicht schlechter. Er ist zwar viel glaubwürdiger als Hillary, aber er ist eben auch nochmals älter (schon Hillary ist viel zu alt) und er steht bekanntlich noch weiter links als Hillary.

      Rubio gefällt mir überhaupt nicht. Das ist einfach nur ein Berufsmärchenerzähler ohne jede eigene Idee. Ein Medienprodukt. Ein telegener Dummschwätzer. Ähnlich wie Obama.

      Mein Lieblingskandidat ist seit einigen Monaten Ted Cruz. Er ist jung, er ist nicht extrem, er hat eine relativ klare Linie, er ist intelligent und er hat als einziger Kandidat Geldpolitik relativ gut verstanden:

      http://www.themoneyillusion.com/?p=31347

      Er ist geldpolitisch zwar auch nicht perfekt, aber er kommt so nahe dran wie seit vielen Jahren kein anderer Kandidat vor ihm. Wenn man Rubio, Sanders oder Hillary fragen würden, was Geldpolitik überhaupt ist, wüssten sie wahrscheinlich noch nicht mal eine halbwegs sinnvolle Antwort.

      • Wie gesagt: Ich habe bei Cruz und Trump meine Zweifel, ob sie Hillary schlagen könnten. Es gibt unter einigen Kommentatoren die Theorie der „Blue Wall“ – die Demokraten haben im Electoral College eine Art Startvorteil.

        https://en.wikipedia.org/wiki/Blue_wall_(electoral_college)

        Wenn die GOP das wirklich packen will, muss sie meiner Meinung nach auf einen Kandidaten, der für weite Schichten wählbar ist, setzen. Ich glaube tatsächlich, dass das Rubio sein könnte – vielleicht gerade wegen ähnlicher Eigenschaften wie damals Obama, die sie nicht so sehr mögen 😉
        Bin allerdings natürlich bei der US-Wahl „Außenstehender“. Vielleicht übersehe ich etwas…?

        MfG

      • Du hast schon recht. Es ist auf dem Papier ein „uphill battle from the start“. Allerdings sehe ich keine großen Unterschiede zwischen Rubio und Hillary. Beide repräsentieren das Washingtoner Establishment. Wenn diese beiden antreten, dann ist es gar keine wirkliche Wahl mehr.

        Reagan ist damals als Anti-Establishment-Kandidat angetreten und hat einen Erdrutschsieg erzielt. Die Blue Wall war für ihn kein Problem, obwohl die Medien ihn als Extremisten darstellten. Letztendlich kommt es auf die richtige Strategie an. Hillary war schon 2008 keine gute Wahlkämpferin und sie ist es bis heute nicht. Ein Sieg gegen sie ist möglich.

        Ich habe eher vor Trump ein bisschen Angst. Er könnte die Vorwahlen verlieren, als unabhängiger Kandidat antreten und damit der GOP noch mehr schaden.

      • Cruz – so harmlos er äußerlich wirkt – ist ein absolutes Powerhouse. Er ist ein fighter vor dem Herrn, der keine Gefangenen macht und gern das Messer noch ein paarmal in der Wunde herumdreht – for good measure.

        Cruz ist jung, ein brillianter Redner, und er ist zuverlässig. Er verfolgt klare ideologische Prinzipien und scheut keine Opposition um sie zu vertreten und zu verfechten. Er steht für Rationalität, für die Freiheit (der Individuen und der Märkte), gegen den neuen Washington-Adel, gegen die Klimawandel-Schildbürgerei, für Israel. Seine polarisierende Radikalität scheint auf den ersten Blick ein Nachteil, aber auf Dauer kann gerade sie ihm zum Sieg verhelfen.

      • Das hast du sehr, sehr gut formuliert. Alles genau auf den Punkt.

        Von der linken deutschen Journaille durfte man in den letzten Wochen hingegen lesen Sanders und/oder Hillary seien „die goldene Zukunft“ der Linken. Diese Heuchler und Lügner verkaufen jeden Linken als Zukunft. Sie würden sogar eine Vogelscheuche so verkaufen. Oder eben eine 68jährige Oma und einen 74jährigen Opa. Die beiden gehören in Rente und nicht auf den Wahlzettel.

      • Während ich die Sympathie der Linken für Sanders noch nachvollziehen kann, ist mir Clinton’s Popularität gänzlich unbegreiflich. Aber das ging mir schon mit Merkel so. Eine Person ohne jegliche Ausstrahlung, ohne einschlägige Qualitäten geschweige denn Erfolge, ihre Amtszeit als SoD war eine einzige Katastrophe, die mit ihrer Entlassung endete. Dann die Email-Affaire … wie unfähig muß jemand eigentlich sein, damit sich das medienverblödete Publikum von ihm abwendet?

        Clinton wie Merkel sind reine Quotenfrauen und damit Produkte bzw. Puppen der Medien. Sie sind nur durch die Medien erfolgreich und nur durch die Medien erhalten sie überhaupt Inhalt. Zum Glück sind die Medien in den USA wesentlich vielfältiger als in Deutschland. Trotzdem räume ich Clinton große Chancen ein. Merkels und Clintons Erfolg ist eine Funktion der Bescheuertheit der Gesellschaft. Und die ist in einer Demokratie wo jeder wählen darf, egal ob er jemals Steuern zahlt oder immer nur von anderer Leute Geld lebt, leider selbstverstärkend.

      • Es wird sich noch zeigen wie populär Hillary wirklich ist. Bisher war sie immer eine schlechte Wahlkämpferin. Selbst gegen einen Linksaußen wie Sanders hatte sie lange große Probleme und konnte sich erst jetzt in den letzten 2-3 Wochen wieder freischwimmen – dank der massiven Unterstützung durch das Establishment und der Medien. Trotzdem hat sie 2008 bekanntlich sogar gegen einen bis dato nahezu komplett unbekannten Senator namens Obama verloren.

        Ich glaube eine große Achillesferse von Hillary ist ihre extreme Geldgier. Sie wusste schon lange, dass sie Präsidentin werden will, trotzdem hat sie zum Beispiel durch „Reden“ bei Wall Street Banken allein 2015 ca. 11 Millionen Dollar einkassiert. Und dies obwohl die Clintons schon längst Superreiche mit deutlich mehr als 100 Millionen Dollar Vermögen sind. Und das obwohl sie genau weiß, dass sie Präsident werden will. Sie findet offenbar überhaupt nichts dabei. Sie hat überhaupt kein Gewissen. Und sie ist so arrogant und glaubt, dass sie trotz solcher Dinge quasi automatisch Präsident wird. Wenn sie sich da mal nicht täuscht.

        Vorhin las ich auf ZEIT online zum ersten Mal einen Artikel, der diese Dinge auch mal in deutscher Sprache ehrlich darstellt.

        http://www.zeit.de/politik/ausland/2016-03/hillary-clinton-praesidentschaftskandidatin-donald-trump-zielscheibe

  2. Yeah, man, how does he do it? Now I’m convinced he’ll make a damn good president :)))
    Der Wahlkampf in den USA wird wirklich mit politisch ernsthaften Inhalten gefuert. Sehr beruhigend zu wissen, dass die Amis ihre Presidenten nach Kriterien auswaehlen, die fuer die Fuehrung einer Weltmacht ausschlaggebend sind.

      • Abgesehen vom „Yes, we can!“ von damals.

        Da klingt „Wir schaffen das!“ wie ein hohles Echo. Ich bin mal gespannt, ob das die Prämisse wird, unter der der nächste Bundeswahlkampf geführt wird. Falls ja, steht die AfD vor goldenen Zeiten.

      • Es stimmt, dieser hohle, dumpfe Populismus gehört schon auch dazu. Trotzdem geht es fast immer um die großen Inhalte. In diesem Wahlkampf besonders: Einwanderung, Kriminalität, Wall Street, Jobs, Gesundheitssystem, Welthandel. Alle großen Themen werden beackert – und jetzt kommt der entscheidende Punkt: Gegenteilig beackert.

        In Amerika stehen sich meistens große Lager gegenüber: Linke und Rechte, Establishment-Vertreter und Anti-Establishment-Leute, Sozialisten und Kapitalisten, was auch immer, you name it.

        In Deutschland besteht der Wahlkampf in der Tat vor allem daraus, dass sich 5-6 Bundestagsparteien links der Mitte auf den Füßen stehen und das „Hauptthema“ des Wahlkampfes ist, dass alle Parteien und Medien gegen die AfD hetzen und so tun, als sei die AfD das wichtige politische Thema der Zeit. Anstatt dass sich diese Lügner mal um die echten Probleme kümmern würden. So kann eine Demokratie natürlich kaputt gehen.

      • Mag sein, dass man in Amerika die Sachen eher auf den Tisch legt und diskutiert und deutlicher Stellung bezieht, als in Deutschland. Aber mir fällt es schwer irgendeinen von den Kandidaten oder itgendeine Diskusiuon ernst zu nehmen, wenn es sich fast ausschließlich um Leute handelt, bei denen die Größe des Bankkontos nur noch von der Größe des eingenen Egos übertroffen wird. Wer sich, und seine politischen Inhalte am besten vermarktet, hat in den USA die besten Chancen. Gutes Marketing kauft man. Ein 74-jähriger, der einen Basket nach dem anderen macht, gehört halt dazu und ist für Viele letztenendes überzeugender, als jeder politischer Inhalt.

      • Bernie Sanders ist nun wirklich kein gutes Beispiel, weder für einen großen Geldbeutel, noch für ein übergroßes Ego. Er ist auch nicht so weit vorne, weil er Basketball spielen kann. Fixieren Sie sich nicht so auf dieses kleine Video, das macht nicht viel Sinn.

        Davon abgesehen bin ich froh, dass Politiker in Amerika halbwegs gut verdienen. Das macht sie immuner gegen Korruption. Außerdem bekommt man nur mit sehr guten Gehältern sehr gute Leute.

        Die Deutschen sind aus meiner Sicht ziemlich geizig, was Politikergehälter angeht. Dadurch ist die Personaldecke bei deutschen Parteien so dünn. Selbst Angela Merkel ist bestenfalls eine Person aus der vierten oder fünften Reihe. Sie rutschte auch deshalb ganz nach vorne, weil die meisten Top-Leute in Deutschland in andere Bereiche gehen.

        Auf den ersten Blick ist Merkel relativ geringes Gehalt eine „günstige“ Lösung. Auf den zweiten Blick ist es extrem teuer, weil eine Hinterbänkler-Person wie Merkel sehr schlechte Politik macht und eine sehr teure noch dazu.

      • Ja, Politiker sollten anständig verdienen und Bernie Sanders bildet eher einen Gegenpol zu dem, was mich am Amerikanischen Wahlkampf abschreckt.

    • Trump gegen Sanders wäre schon sehr lustig. Ich hoffe auf Cruz gegen Sanders. Am schlimmsten fände ich Rubio gegen Hillary. Establishment gegen Establishment ist extrem langweilig und schadet der Demokratie.

  3. Wenn Hillary gegen Sanders verliert, wäre ich echt schadenfroh. Seit 50 Jahren plant sie ihre Karriere und es klappt nicht. Sie kann ja 2030 noch mal antreten.

    • Im Grunde ist Hillary seit 2008 eine Loserin. Normalerweile wählen Amerikaner keine Loser. Die Demokraten regieren nun auch schon seit zwei Perioden. Hillary ist im Grunde ja Teil der aktuellen Regierung. Außerdem bricht aktuell die Weltwirtschaft mal wieder ein. Mal gucken wie stark.

      Wenn die GOP noch einen guten Kandidaten findet, könnten sie es mal wieder hinbekommen. Cruz fände ich wie gesagt gut, auch wenn er sich vielleicht schwer tun würde gegen Hillary. Aber das muss man risikieren. Eine Viertelsportion wie Rubio bringt nichts. Dann kann man gleich Hillary wählen gehen. Das macht keinen großen Unterschied.

      Sanders oder die GOP. Einer von beiden soll bitte Hillary stoppen.

      • Wenn der Kanadier Cruz Präsident werden kann, dann sollte auch Arnold Schwarzenegger Präsident werden dürfen. Trump hat das über Cruz gesagt, dass dieser als Kandidat und Kanadier von den Demokraten verklagt werden würde.

      • Das ist leider die sehr primitive Seite von Trump, dass er auf solche billigen Tricks zurückgreift. Schockiert war ich vor einigen Tagen über die Washington Post, die einen Artikel der Historikerin bzw. Verfassungsexpertin Mary Brigid McManamon veröffentlichte, in der sie behauptete, Cruz sei nicht geeignet Präsident zu werden. Das ist eine extreme Meinung unter Rechtsexperten, aber die Meinung ist jetzt leider da. Über Obama hätte die Post so einen Artikel nie veröffentlicht. Aber Cruz ist bei diesen Medien verhasst, da ist jedes Mittel recht.

        Die Post weiß genau, dass es schwierig wird, dieses Thema im Wahlkampf abzuräumen. Es gibt einige Rechtexperten, die sagen, dass die Gerichte diese Frage während dem Wahlkampf wahrscheinlich gar nicht rechtzeitig klären können. Es gibt sogar Professoren, die sagen, die Gerichte werden sich dazu vorerst gar nicht äußern, schon gar nicht das Verfassungsgericht, letztendlich müssten die Wähler es also entscheiden und dann der Kongress. So schwebt dieses Gerücht nun als vielleicht den ganzen Wahlkampf über Ted Cruz und das kostet ihn dann wahrscheinlich so einige Stimmen.

    • Laut WP kann die GOP wohl Obamas Kandidaten für ein Jahr blockieren.

      https://www.washingtonpost.com/news/the-fix/wp/2016/02/13/can-republicans-really-block-obamas-supreme-court-nomination-for-a-year-probably/

      Das wäre schon sehr wichtig, weil die Richtermehrheiten sind im Supreme Court ganz eng. Aktuell haben die Linken fast immer eine Stimme Vorsprung. Jetzt ist der konservativste Richter tot, wenn man diesen auch noch durch einen linken Richter ersetzt, liegen die Konservativen zwei Stimmen zurück. Dann geht alles durch, was die Linken wollen.

      Allerdings müsste dann immer noch ein GOP-Kandidat die Präsidentschaftswahlen gewinnen.

      Oder die beiden politischen Lager finden mal eine ganz neue Lösung: Einen Kompromiss! Ronald Reagan wusste noch, was das war, ein Kompromiss. Sein Kandidat bekam im Senat 97-0 Stimmen.

      • Ich glaube, hier zeigt sich ein grundsätzliches Problem:
        Sowohl in Deutschland als auch in den USA haben die obersten Gerichtshöfe ziemlich viel Macht und mischen sich teilweise durch weitreichende Urteile stark in die Politik ein. Verschiedene Politiker in Deutschland spekulieren immer wieder darauf, dass Gesetze oder auch nur Regierungsentscheidungen, die ihnen nicht passen sowieso „vom Bundesverfassungsgericht kassiert werden“ – quasi als zusätzliche Korrekturmaßnahme. Das ist nicht gut, denn die Legislative als eigentliche Quelle der Gesetze tritt somit in den Hintergrund.

        Verfassungsgerichte sollten „gezähmt“ werden; es müsste noch strengere Regeln gelten, wann sie tätig sein dürfen. Zudem ist es nicht gut, wenn die Auswahl eines Verfassungsrichters politisch aufgeladen ist – Verfassungsrichter sollten ja dem Anspruch nach möglichst neutrale Rechtsexperten sein, deren Aufgabe ausschließlich darin besteht, die Verfassung zu interpretieren.

        Die Wahl der Richter am deutschen BVerfG ist sogar gar nicht schlecht geregelt: Bundestag und Bundesrat wählen die jeweils die Hälfte der Richter; es braucht eine Zwei-Drittel-Mehrheit. Das begünstigt wohl „bipartisan candidates“. Zudem werden die Richter für eine bestimmte Zeit (12 Jahre) gewählt und nicht lebenslang. Das US-System finde ich in diesem Fall nicht so gut.

      • In Deutschland finde ich vor allem Voßkuhle sehr bedenklich. Der Mann hat eine klare politische Agenda. Laufend ist er in irgendwelchen Talkshows und führt Pressegespräche, in denen er genau darlegt, welche Gesetze er nicht haben will. So sagte er zum Beispiel kürzlich eine Obergrenze werde es mit ihm nicht geben – noch bevor Exekutive und Legislative überhaupt richtig darüber diskutiert, geschweige denn ein Gesetz verabschiedet haben. So etwas geht einfach nicht.

        Außerdem glaube ich, dass er ein guter Kumpel von Heribert Prantl ist. Der Artikel von Prantl über Voßkuhle war kein Versehen, es ist wirklich so passiert.

        Ich stimme dir zu, dass Verfassungsgerichte in so einigen westlichen Staaten (USA, BRD) viel zu viel Macht haben. Es muss – wie du richtig sagst – viel strengere Regeln gelten, wann sie tätig sein dürfen und wann nicht.

        Verfahren vor dem Verfassungsgericht sollten die absolute Ausnahme sein. Stattdessen nimmt die Zahl der Verfahren Jahr für Jahr zu. In Deutschland zum Beispiel von deutlich unter 500 Verfahren im Jahr 1951, auf über 3000 um 1980 und mittlerweile sind es über 6000 pro Verfahren pro Jahr. Das ist lächerlich.

  4. Trump gewinnt nun auch in South Carolina – Marco und Ted knapp dahinter. Jeb Bush ist schon ausgestiegen; sicherlich kein ganz unsympathischer Kerl, aber er war meiner Ansicht nach den ganzen Vorwahlkampf eher ziemlich blass.
    Das Feld lichtet sich nun. Die Republikaner steht jetzt vor der Wahl: Sich langsam auf Trump einstellen oder ihn mit allen Mitteln stoppen. Irre ich mich hier oder könnte das Ganze zu einer Zerreißprobe für die GOP werden? Will man Trump stoppen, stellt sich nur noch die Frage, die wir hier ja auch schon vor ein paar Tagen angeschnitten hatten: Cruz oder Rubio? Ich gebe zu, dass Rubio hinter meinen Erwartungen etwas zurückbleibt, aber Cruz hätte man in SC auch ein besseres Ergebnis zugetraut. Hier ein Kommentar von National Review dazu:

    http://www.nationalreview.com/corner/431667/ted-cruz-has-two-big-problems

    • Für Cruz ist die Sache sehr wahrscheinlich vorbei. Laut Election Betting Odds tendieren seine Chancen mittlerweile gegen null. Ich finde das wie gesagt schade, weil ich ihn für den kompetentsten Bewerber im gesamten Feld halte. Ich habe von ihm auch nie etwas (extrem) Religiöses gehört, trotzdem bezeichnen ihn viele Medien fortlaufend als Evangelikalen. Ich glaube dieses Label hat ihm geschadet.

      Über das Ausscheiden von Jeb Bush bin ich froh. Sein Vater war schon unbeliebt, sein Bruder hat das noch einmal übertroffen, da kann ich es gut nachvollziehen, dass die meisten Leute keinen dritten Bush wollten.

      Ich hoffe die gleiche Logik gilt auch für Hillary. Ein Clinton war mehr als genug.

      Da Cruz nun allerdings draußen ist, habe ich eigentlich keinen mehr, von dem ich überzeugt bin. Hillary ist ein alter kalter Roboter. Sanders ist Sozialist. Rubio ist dümmer als eine Scheibe Brot. Und Trump ist zwar relativ unabhängig, aber inhaltlich leider kaum berechenbar.

      • Nun, ich denke ein Grund für Cruz‘ Unbeliebtheit könnte die Tatsache sein, dass er vielerorts als maßgeblich verantwortlich für den Shutdown 2013 gesehen wird.
        Egal wie man zu seiner Rolle persönlich steht, dieses „narrative“ ist jetzt nunmal in der Welt.

        Scherzhafterweise könnte man auch sagen, man solle sich Herrn Cruz einfach ansehen. Mich erinnert er immer ein bisschen an Joseph McCarthy 😉

        Da sie keinen Kandidaten richtig mögen – werden sie überhaupt wählen?

      • Mich erinnert er immer ein bisschen an Joseph McCarthy

        Das stimmt, rein optisch schon. Das ist mir noch gar nicht aufgefallen. Die Ähnlichkeit ist da. Es wird leider immer mehr nach Aussehen gewählt. Wer nicht zumindest ein bisschen dynamisch aussieht (wie Kennedy, Reagan, Bill Clinton, W. oder Obama), braucht gar nicht erst anzutreten. Rubio ist nicht gerade intelligent, aber hey er sieht gut aus, also darf er vorne mitmischen.

        Da sie keinen Kandidaten richtig mögen – werden sie überhaupt wählen?

        Es werden bei diesen Präsidentschaftswahlen wieder mehr als 100 Millionen Stimmen abgegeben. An diesem groben Wert kann man schon einmal erahnen wie unwichtig die eigene Stimme ist.

        Hinzu kommt, dass ich nicht in einem Battleground State wahlberechtigt bin. Meine Stimme ist also in der Regel nicht nur minimal unwichtig, sondern gleich komplett unwichtig.

        Auf dem Wahlzettel stehen allerdings auch immer noch viele andere Wahlen mit stark regionalem Bezug: Senatoren, Gouverneure, Richter, Sheriffs, Staatsanwälte, Verwaltungsbeamte. Und so weiter. Das ist natürlich toll und da hat die eigene Stimme auch noch ein messbares Gewicht. Wenn es diese Wahlen nicht zeitgleich gäbe, würden viele Amerikaner wohl gar nicht erst zur Wahl gehen.

        Man füllt den Zettel eigentlich nur aus, weil es diese regionalen Wahlen gibt. Und weil man den Zettel sowieso ausfüllt, macht man eben auch meist bei der ersten Frage nach dem Präsidenten sein Kreuzchen. Aber eine tiefere Bedeutung hat diese erste Stimme in der Regel nicht. Es sei denn man lebt in einem Battleground State. Da kann es in seltenen Fällen dann plötzlich doch auf jede Stimme ankommen.

    • Aus ihren Beschreibungen schließe ich – ohne ihnen zu nahe treten zu wollen – dass der Staat indem sie wahlberechtigt sind, ein sicherer für die Demokraten ist oder?

      Zur Wahl nach Aussehen: Dass nach Äußerem gewählt wird, muss nicht unbedingt ein Nachteil sein – würde man das hier machen, hätten wir vielleicht gewisse Poltikerinnen schon längst los…

      Immerhin haben sie ihrem Heimatland eine Möglichkeit, auf die Wahl von Richtern und Staatsanwälten direkt einzuwirken. Mein verdacht ist, dass hier beispielsweise gerade im Justizsystem vieles im Argen liegt – begünstigt durch die Tatsache, dass zum Beispiel Richter in D. gerade keiner besonderen Art von Überprüfung unterliegen, wie sie durch die Direktwahl in USA etwa möglich wird.

      • dass der Staat indem sie wahlberechtigt sind, ein sicherer für die Demokraten ist oder?

        Das stimmt, bei den letzten Wahlen haben die Democrats immer gewonnen. Mit einem solchen Vorsprung, dass man eigentlich gar kein Kreuz beim Präsidenten machen brauchte. Aber das gilt für beide Seiten: Sowohl für Democrats als auch für Republikaner. Es spielt in einem Mehrheitswahlrecht schlichtweg keine Rolle, ob man nun mit 15% Stimmenvorsprung gewinnt oder mit 15% Stimmenvorsprung plus/minus eine Stimme.

        Immerhin haben sie ihrem Heimatland eine Möglichkeit, auf die Wahl von Richtern und Staatsanwälten direkt einzuwirken.

        Das ist wirklich genial. Damit ist fast das gesamte Justizsystem regionalisiert und demokratisiert. So etwas muss es eigentlich in jeder Demokratie geben, sonst ist es keine Demokratie.

        In vielen Staaten kann man sehr viele staatliche Vertreter wählen: Vom Richter zum Sheriff, zum Staatsanwalt, zum Schuldirektor, zum Schulbeirat, zur Universitätsleitung, zum Wasserbeauftragten, zum Abfallbeauftragen, zum Schatzmeister. Fast jedes höhere Amt, das mit Steuern bezahlt wird, muss man sich durch Wahlen immer wieder verdienen. Das ist das Gegenteil vom bürgerfernen Beamter-auf-Lebenszeit-System.

  5. Lesen sie danisch.de? der arbeitet sich sehr ausgiebig an der Verfassungsrichterin Baer ab:

    „Also hat man Baer aufgefordert, ein Formular zum Lebenslauf auszufüllen und ihre Personalakte einzureichen. Mehr nicht. Das war alles. Allein auf dieser Grundlage hat man sie zur Verfassungsrichterin gewählt. Ohne sie je gesehen, ohne je mit ihr gesprochen zu haben.
    […]
    Da werden einfach so irgendwelche Leute, die man nicht kennt, die man nie gesehen hat, von denen man praktisch nichts weiß, an denen man überhaupt nichts überprüft hat, allein aufgrund eigener, spärlichster Erklärungen für 12 Jahre völlig unangreifbar und unkündbar in höchste Machtpositionen gesetzt, in denen sie völlig willkürlich allen Staatsgewalten, der Regierung, faktisch jedem beliebige Vorschriften machen, Recht ändern, Gesetze aufheben, Urteile aufheben, selbst Kanzler und Präsidenten verpflichten können.“
    http://www.danisch.de/blog/2016/01/31/presserechtsurteil-webseiten-sind-keine-presse/#more-12162

    Da wünscht man sich dich das amerikanische Wahlrecht!

    • Allein auf dieser Grundlage hat man sie zur Verfassungsrichterin gewählt.

      Der Lebenslauf allein war sicher nicht die Grundlage. Die Parteien wissen schon ziemlich genau, wen sie da nominieren. Der Wähler weiß es nur nicht. Der verlinkte FAZ-Artikel gibt einen groben Anhalt wie das in DL abläuft:

      http://www.faz.net/aktuell/politik/bundesverfassungsgericht-es-allen-recht-machen-1578567.html

      Das Verfahren in Amerika finde ich in der Tat auch besser. Dort gibt es eine große Medienberichterstattung, sobald ein Posten dieser Art frei wird. Jeder Kandidat wird genau durchleuchtet.

      Noch besser wäre nur noch ein direkte Wahl durch das Volk, so wie ähnlich wie auf lokaler Ebene auch. Eine weitere Variante wäre wie gesagt, wenn man die Macht der Verfassungsrichter deutlich beschneidet.

      Ich würde eine Kombination aller drei Wege bevorzugen: Mehr Demokratie, mehr Durchleuchtung (= mehr Transparenz) und weniger Macht für die Richter.

      • „Mehr Demokratie, mehr Durchleuchtung (= mehr Transparenz) und weniger Macht für die Richter.“

        Das kann ich alles unterschreiben. Eine direkte Wahl der Richter würde auch so manches Skandalurteil verhindern, wenn dem Richter klar ist, dass er sich bei der nächsten Wahl rechtfertigen muss.

  6. Übrigens: 1:0 für Sie, American Viewer.

    Ich habe Marco Rubio überschätzt. Auf dem Papier wirkte er wie eine gute Möglichkeit für die Republikaner, aber die Wähler sahen das letzten Endes anders.

    Jetzt sind nur noch Trump, Cruz und Kasich übrig. Das dürfte spannend werden, da das Establishment wohl alles versuchen wird, um Trump aufzuhalten. Eventuell sogar eine „Brokered convention“?

  7. Lieber American Viewer,
    nun hat es Trump geschafft. Ann Coulter und Mark Steyn haben tw. von Anfang an auf ihn gesetzt. Es wird spannend, was er nun wirklich realisiert.

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