Clifford Gaddy vom (angeblich sehr einflussreichen) linken Think Tank
„Brookings Institution“ sagte im Aufmacher-Interview mit Spiegel Online:
Wenn die Abstimmung so ausgeht wie wir alle erwarten – pro Annexion – dann muss Putin entscheiden. Es wäre wohl die beste Lösung, wenn er in etwa sagen würde: „Nein, das ist kein guter internationaler Präzedenzfall; im Interesse des Völkerrechts ist es wohl besser, wenn die Krim einen speziellen Autonomie-Status innerhalb der Ukraine bekommt.“ Ich kann schon seine Stimme hören.
Das ist eine gewagte Aussage, um es mal vorsichtig auszudrücken. Man könnte auch sagen: Die Berater im Umfeld von Obama hören nun schon Stimmen. Putins Stimme. Und Putins Stimme sagt nun also: „Es wird alles gut, ich habe gar kein Interese an der Krim, es war alles nur Spaß.“
Hill und Gaddy betonen außerdem, dass man dem Gestörten nicht drohen dürfe. Schon mehrfach habe Putin klar gemacht, dass er auf Kränkungen unverhältnismäßig reagiere. So kann man den Kurs von Putin natürlich auch beschreiben: Auf „Kränkungen“ reagiert der Gute ein bisschen „unverhältnismäßig“. Logische Konsequenz für Hill und Gaddy: Den Tollwütigen machen lassen und gleichzeitig auf seine Vernunft hoffen. – Putins Stimme in Gaddys Ohr.
Hinzu kommt eine bescheidene Übersetzung: „Putin ist bereit zu weiteren Aktionen – aber das heißt nicht, dass er sie auch ergreifen würde.“ Das ganze Interview ist durchsetzt mit diesen Wendungen, die allein schon sprachlich keinen Sinn ergeben. Trotzdem kann man annehmen, dass hier nicht nur Fehlübersetzungen vorliegen.
Ich wollte mich vor einigen Tagen in einem Artikel lobend darüber äußern, dass Medien wie der deutsche ÖRF, Spiegel und SZ – zu meiner Überraschung – Putinverstehern relativ wenig bis keinen Raum geben. Gut, dass ich es nicht gemacht habe.
Vielleicht sollte ich lieber einen Artikel schreiben, der erklärt wie Mitt Romney und Sarah Palin Putins Verhalten vorhergesagt haben und von welchen Medien sie dafür natürlich mit Spott, Häme und Beleidigungen überzogen wurden. Sarah Palin ist intelligenter als Obama, Medien und gedankenfreie Think Tanks zusammen – das wäre nun wirklich mal eine bedrückende Botschaft. Leider ist sie so falsch nicht.
Addendum
Das englische Original wurde tatsächlich veröffentlicht. Der erste Kommentator zum Interview bringt es auf den Punkt: „This article says exactly nothing, except that we should all run from the Russian bully. In fact, Putin is exquisitely vulnerable, and there is a broad range of economic and political weapons that the Democracies can use. It’s too bad the two interviewees are so clueless.“
Clifford Gaddy passt in die Kategorie links, intellektueller und absolut weltfremder möchte-gern Weltverbesserer.
Wir sehen aber interessante Bündnisse: Die Zeitungen und der ÖRF auf der Seite des Westens und rechte Leser, die auf der Seite von Putin sind und Angst vor ukrainischen antisemitischen Ultra-Nationalisten haben. Ich durchschaue es noch nicht ganz, und weiß nicht was diese Putinhörigen antreibt.
Die Empörung für das völkerrechtliche Vergehen von Russlands hält sich auffälliger weise eher in Grenzen.
Noch interessanter wird aber die entstehenden Folgen der Annexion sein:
-Wie reagiert das ukrainische Militär auf der Krim (ca. 20.000 Mann stark)?
-Wie wird Putin weiter vorgehen? Er scheint eher vorsichtig zu sein, immerhin hätte er auch gleich die ganze Ost-Ukraine annektieren oder in die Ukraine einfallen und eine neue Marionettenregierung installieren können. Warum hat er das nicht gemacht? Ich glaube er traute sich nicht zu viel vom ukrainischen Kuchen abzuschneiden und hat sich deshalb nur das Sahnestück raus gepickt. Unter diesem Gesichtspunkt, war der Angriff schon fast ein defensiver Schachzug. Es ist zu wenig für die Erzeugung eines russischen Superstaat, aber gut genug um als starker Mann da zu stehen und nicht mit wirtschaftlichen Sanktionen bestraft zu werden.
Momentan sieht es so aus als würde es weitere Annexionen geben.
So sehe ich das auch.
Die ukrainischen Soldaten auf der Krim werden nichts tun. Was sollen sie auch tun? Als nächstes ist das Donezbecken dran. Die Ausschreitungen dort werden durch prorussische Kräfte vorangetrieben und Putin hat nun schon mehrfach verlauten lassen, die ukrainische Regierung bekomme die „Sicherheit“ dort nicht in den Griff und er behalte es sich vor die Bevölkerung dort ebenfalls zu „schützen“.
Ich halte es für ein Grundübel, dass Medien – zumal „öffentlich-rechtliche“ – abweichenden Meinungen oft wenig bis keinen Raum geben.
Die Putinversteher bekommen durchaus viel Raum. Für manchen Geschmack zu wenig, für meinen Geschmack zu viel. Trotzdem war zum Beispiel im deutschen ÖRF eine prowestliche Linie erkennbar. Das hat mich wie gesagt positiv überrascht.
Wer hier immer noch denkt es ginge um die Verteidigung des „freien Westens“ gegen den „irren Putin“, der muss wohl mit dem Klammersack gepudert sein.
Sowohl USA als auch EU vertreten nicht mehr die Werte des „freien Westens“.
Putin zwar auch nicht, aber er vertritt wenigstens die Interessen „seines Volkes“.
Ich sehe hier kein einziges vernünftiges Argument für die Richtigkeit des Vorgehens von USA und EU, stattdessen nur ziemlich frustriertes Gegifte gegen Putin. Man kann von dem Mann halten was man will, das macht Obumski und co nicht zu besseren Menschen.
Während des Kalten Krieges wurde im ehemals freien Westen eine linksdämliche Dressurelite gezüchtet. Da haben die Kommunisten ganze Arbeit geleistet. Putin kann die Ernte in Form eines komplett degenerierten, zu keinem vernünftigen Handeln mehr fähigen politischen Gegners nun einfahren.
Natürlich sind unsere linken Verräter deswegen sehr frustriert.
Und komme mir keiner mit lächerlichen Anwürfen von wegen VT usw, jeder hat die Möglichkeit sich die Karrieren unserer führenden Politiker mal anzusehen. Aber da hält man es wie die drei Affen. Und schimpft auf den bösen Putin.
„Der Westen“ muss sich auf seine Werte besinnen, oder er ist verloren. Nicht mehr, und nicht weniger.
@Krokodil
Wie sollte denn das „richtige Vorgehen“ des Westens gegenüber Putin deiner Meinung nach aussehen? Ich komme da nicht ganz mit.
Bei Anne Will wurde Putin gefeiert, und in einem Einspielfilmchen gab es Ukraine-Nazis mit bedrohlicher Musik, das hatte schon Goebbels-Qualität. Gabi Krone-Schmalz (die mit der Badekappe) zeigte sich mal wieder als faltiges Putin Fan Girl, für sie ist er der Führer und sie sein Mädel. Der adlige Sozi von Dohnanyi erzählte von Briten die früher die russische Krim erobern wollten, aber Putins Großvater hats verhindert.
Also meiner Meinung nach, sind die linksradikalen, antideutschen GEZ-Journalisten gespalten, allerdings ohne rationale Argumente, für die einen ist Putin der Homo-Nazi und für die anderen sind die Ukrainer Swoboda(Freiheit)-Nazis. Für diese GEZ-Spinner sind ja auch die Schweizer Demokratie-Nazis. Also nichts Neues im GEZ-Bullshit Universum.
PS: Ich will das nicht mehr bezahlen müssen, würg.
@Olaf
Wohnung abmelden, bei jemand anderem anmelden. Fertig.
Anmerkung: Das ist kein Ratschlag für illegales Verhalten (Ordnungswidrigkeit, hilfe, hilfe), sondern ich gehe natürlich davon aus, dass derjenige der sich abmeldet, auch wirklich in die neu angemeldete „WG“ einzieht. 😉
„Wie sollte denn das “richtige Vorgehen” des Westens gegenüber Putin deiner Meinung nach aussehen?“
Die Krim und ein paar weitere Östliche Provinzen der Ukraine sind nicht zu halten, für den Westen verloren. Man hat zu hoch gepokert. Oder wollte sowieso nur Krawall machen, um so eine Art Burgfrieden zu erreichen, in der brennenden EU. Den USA geht es nicht besser, auch dort stehen mindestens die Gardinen bereits in Flammen.
Doch nun zur Beantwortung der Frage.
Wir müssen zuerst den eigenen Laden in Ordnung bringen.
Rückkehr zur Demokratie, Abschaffung der EU in der derzeitigen Form.
Finanzpolitisch sollten die nationalen Währungen wieder eingeführt werden, der Euro kann parallel bleiben. So kann man wahlweise mit Euro oder der nationalen Währung bezahlen, in Greichenland kostet das Brötchen dann 15 Cent und in D 45 Cent.
Die Löhne in den einzelnen Ländern müssen unterschiedlich sein, weil die Wirtschaftsleistung unterschiedlich ist.
Abschaffung der staatlichen Förderung von Film, Funk und Kasperletheater.
Entpolitisierung von Schule und Kindergarten.
Neutrale Berichterstattung zu politischen Themen muss wieder möglich sein.
Abschaffung aller EU-Institutionen, ausser dem Parlament, welches reformiert werden könnte, unter Berücksichtigung demokratischer Prinzipien. Dieses Parlament entscheidet nicht für oder gegen einen Staat, es dient lediglich als Ort der Verständigung für die einzelnen Interessen der verschiedenen Mitglieder. Das Parlament wählt einen Präsidenten, welcher ähnliche Kompetenzen wie zB der Bundespräsident hat (va Repräsentation). Da dieses Parlament keine Gesetze erlassen kann, ist va in diesem Bereich auch die Macht der EU-Präsidenten nicht so gross wie die eines Bundespräsidenten. Gesetze werden in Zusammenarbeit der einzelnen nationalen Regierungen ausgehandelt, das EU-Parlament kann diese lediglich bestätigen oder eben nicht, eventuell können Änderungen vorgeschlagen werden.
Einführung von direkter Demokratie mit allen Vor- und Nachteilen.
Verbot von Staatsschulden.
Verbot von diversen Finanzgeschäften, welche die Realwirtschaft lediglich durch geschickte Manipulationen aus der Bahn werfen können.
Gold- oder sonstige reale Deckung des Geldwertes.
Abschaffung von Mehrfachbesteuerung. Steuerrechtlich muss eine Privatperson wie eine GmbH handeln können.
Abschaffung sämtlicher Regulierungen für zB die Autoindustrie. „Fortschritt“ wurde in der DDR usw verordnet, mehr braucht man dazu nicht sagen.
Verteidigungspolitisch sollte jeder der Nationalstaaten selbstständig sein, Zusammenarbeit ist erwünscht.
Gleichzeitig braucht die EU eine Armee, nicht innerhalb der EU eingesetzt werden darf. Sie dient lediglich dem Schutz ihrer Interessen ggü Dritten. Der Einsatz wird von den nationalen Regierungen vorgeschlagen und vom EU-Parlament beschlossen.
Gesetze bezüglich der Gesinnung oder Meinung eines Menschen werden ersatzlos gestrichen.
Eine bessere Zusammenarbeit zwischen zB den USA und der EU ist möglich. Eine Angleichung in vielen Bereichen muss aber dem voraus gehen. Dabei ist der Ausgleich dem Verordnen und Fordern vorzuziehen.
Freihandelsabkommen an den Verlust wirtschaftlicher Autonomie zu knüpfen sind schädlich, weil über alle Massen unverschämt. Das birgt Potential für immer weitere Konflikte. Unter den derzeitigen Regierungen einschliesslich Hintermännern scheint dieses nicht möglich, Änderungen könnten Abhilfe schaffen. (siehe direkte Demokratie)
Dies mal als grober Umriss, unter teilweise bewusster Auslassung weiterer Aspekte.
Wir müssen unseren Laden in Ordnung bringen, sonst werden wir immer mehr zum Spielball der letzten noch normal denkenden und handelnden Putins und co.
Kräfte und Interessen der Welt brauchen ein Gleichgewicht. Eliten sollten „das Volk“ vernünftig führen, nicht nur nach Strich und Faden verarschen.
Nur so kann „das Volk“ loyal sein. Oder es schielt auf den „starken Putin“.
PS
„Wohnung abmelden, bei jemand anderem anmelden. Fertig.“
(bzgl Olaf)
Das wäre ein Verstoss gegen das Meldegesetz.
Auch das ist hinlänglich bekannt und war meinem Kommentar entnehmbar.
Wird Putin jetzt den Kosovo anerkennen?
Hat er doch schon gemacht, er hat den Kosovo in einem Interview aus Versehen als „Beispiel“ genannt. Die Serben waren entsprechend geschockt. 😀
Das Kosovo wurde auf Bestreben von EU und USA von Serbien abgespaltet. Gegen den erklärten Willen Russlands und selbstverständlich Serbiens (fragt mal eine Suchmaschine Eurer Wahl nach dem „Amselfeld“ bzw „die Schlacht auf dem Amselfeld“).
Die Ukraine sollte durch einen von EU und USA organisierten Putsch seine Russlandbindung aufgeben. Russland reagiert darauf mit einer Abspaltung der unverzichtbaren Gebiete. (Suchmaschine: Krimkriege)
Man könnte glatt meinen Ihr vergleicht Äpfel mit Birnen.
und nur weil vor Jahrhunderten auf irgendeinem Amselfeld eine Schlacht stattgefunden hat, muss Kosovo zu Serbien gehören, auch wenn 90 % der Einwohner Albaner sind?
nach derselben Logik müsste die Krim den Tataren oder der Türkei gehören
Ich sage nicht zu wem es gehören „muss“. Ein Verweis auf die Geschichte kann aber schon hilfreich sein, um, wenn man denn will, historische Zusammenhänge und nationale Befindlichkeiten zu verstehen. Nach Deiner 90%-Logik jedenfalls müssten zB Kreuzberg und Pforzheim zur Türkei gehören.
Ansonsten wäre es natürlich schön wenn Du den (meinen) dazu (Geschichte) einleitenden Satz beachten würdest.
In Kasachstan gibt es im Norden des Landes auch Provinzen in denen 60-70 Prozent Russen wohnen. Aber das Land scheint außenpolitisch auf Putin-Linie zu liegen. Ansonsten gäbe es da auch Probleme.
@krokodil
Ich finde es daneben, dass du uns hier über Geschichte belehrst, mit dem Hinweise wir sollten Suchmaschinen für hinlänglich bekannte historische Ereignisse benutzen. Das muss nicht sein, wir sind weder ungebildet noch dumm.
Dann lassen wir jetzt das Thema, Argumente meinerseits werden ja inzwischen als persönlicher Angriff gewertet. Auf selbige eingegangen wird hingegen nicht oder entstellend selektiv. Das bringt uns nicht weiter. Spätestens bei dem wirklich unangebrachten Wort „Putinversteher“ hätte ich wohl aussteigen sollen.
Ist Friedman auch ein „Putinversteher“?
http://www.stratfor.com/weekly/russia-examines-its-options-responding-ukraine?utm_source=freelist-f&utm_medium=email&utm_campaign=20140318&utm_term=Gweekly&utm_content=readmore
Sorry wenn meine Bemerkungen jemandem unangenehm sind. Das war nicht meine Absicht.
Danke für den Link. Friedman ist kein Putinversteher. Für mich sieht es so aus, dass du weder den Text von Friedman verstanden hast, noch was ein Putinversteher ist.
Putinversteher sind eben Leute, die das Verhalten Putins als gerechtfertigt empfinden, weil ein demokratisches Land auch mal was falsch gemacht hat. Oder die Annexion der Krim mit der Wiedervereinigung Deutschlands gleichsetzen. Oder das Verhalten eines brutalen Diktators, der einfach nur sein Imperium erweitern möchte, anderweitig rechtfertigen
@Lauchie
Schön zusammengefasst.
Das Völkerrecht ist ein sehr dehnbarer Begriff. Da es von denen die es können sehr willkürlich ausgelegt wird sind Diskussionen darüber müßig. Letztendlich wird es davon abhängen ob es gelingen wird in der Ukraine ein Gesellschaftsmodell zu entwickeln welches attraktiver ist als das der real existierenden Russlands.
Die nächste Baustelle tut sich schon am Bosporus auf. Wie werden wir (und die Türken) ihren kleinasiatischen Faschisten los?
Ansonsten hältst du es doch auch immer mit der Freundschaft zu Israel, warum konsultierst du jetzt nicht mal deren Medien und ihre Standpunkte zum Thema Ukraine.
Die Meinungen israelischer Medien zur Ukraine sind so breit gefächert wie in Amerika und Europa auch. Wenn Sie einen bestimmten Artikel im Kopf haben, müssen Sie ihn schon verlinken – niemand hier kann hellsehen. Ganz allgemein gesagt, kann man aber festhalten, dass die Relevanz der Meinungen israelischer Medien in diesem Konflikt gegen Null tendiert.