Deutschsprachigen MSM gelang es über Jahrzehnte Muammar al-Gaddafi als Frauenrechtler darzustellen. „Papa Gaddafi kümmert sich gut um uns Frauen„, schwärmte SZ-Edelfeder Karin El Minawi im Dezember 2010. Die Frauen seien am Steuerknüppel. Es tue sich etwas in Libyen. Nicht nur politisch, sondern auch gesellschaftlich.
Journalistinnen, die nicht für die Achse Heribert Prantl Franziska Augstein schreiben, sahen das ein bisschen anders. Zum Beispiel Annick Cojean und Antonia Rados. Sie recherchierten, welcher Knüppel wirklich gemeint war.
Der Spiegel sprach über Jahre gekonnt von „Gaddafis Nonnen der Revolution„. Gaddafi wolle als „Held der libyschen Frauenemanzipation in die Geschichte eingehen.“ Für seine Soldatinnen fände „der arabische Exzentriker“ Zeit ihre Schulhefte eigenhändig zu korrigieren. Seine schmucke weibliche Leibgarde habe er zum Schutz vor Attentaten. Frauen würden sich dafür besonders eignen, denn sie seien loyal und weniger an Macht interessiert. Die 16- bis 20jährigen Leibwächterinnen müssten nur deshalb enggeschnittene olivgrüne Uniformen tragen, damit Pistolen und Dolche keinen Platz haben.
Die SZ musste da natürlich wieder kontern. Berlusconis Bunga-Bunga-Parties waren der SZ von Anfang an ein Dorn im Auge. Warum auch für Sex bezahlen, wenn man wie DSK und Gaddafi die Frauen einfach zwingen kann? Gaddafi lud sich in Italien einmal 100 junge Italienerinnen ein und die SZ fand nichts dabei. Gaddafi lies „500 gut aussehende Frauen im Alter von 18 bis 35 Jahren“ casten. Na und? Gaddafi wolle den Frauen seine „Ehre erweisen“ und „Ideen austauschen“. Auf „libysche Art“. Eine „Berufshostess“ durfte über „einen bewegenden Abend“ berichten. Eine „Vertiefung“ war in Libyen geplant.
Die SZ machte jahrelang so weiter. Nicht nur in der Politik pflege Libyens „Revolutionsführer“ Gaddafi „das Bizarre“, sondern auch „in seinem Verhältnis zur Weiblichkeit“. Er habe ein „Faible für Frauen„. Wenn es bei Gaddafi eine Konstante gebe, dann sei es seine Begabung, sich als „Exzentriker“ in Szene zu setzen. Leider würden in arabischen Staaten bei Staatsbesuchen „die Amazonen“ nach wie vor bestaunt und belächelt.
Gaddafi setze auf Emanzipation und errege Aufsehen mit seiner weiblichen Leibgarde. „Wer in ihr einen getarnten Harem sah, lag falsch.“ Und weiter: „Hätte er seine Leibwache unter Männern mit Stammesbindungen rekrutiert, wären Verschwörungen einfacher gewesen. Die Gardistinnen aber konspirieren nicht.“ Und weiter: „Niemand hat je von Mätressen gehört.“
Dumm. Dümmer. Deutscher Qualitätsjournalismus.
Natürlich war das kein Harem, Sie elender Chauvinist! Frauen neigen eben nicht zum Intrigantentum… Das weiss nun wirklich jeder, der im Café am Nebentisch das Gespräch von zwei Freundinnen über die nichtanwesende dritte „Freundin“ belauscht hat ! Und dass in der Leibgarde des grossen Führers kein Ebenbild von Claudia Roth zu finden war, ist reiner Zufall.
Sehr schön, da macht der Wochenanfang gleich viel mehr spass 🙂
Touché!
Gaddafi war vor Osama Bin Laden der größte Terror-Pate, was man jedoch praktisch überall im Westen angesichts neuer lukratriver Ölgeschäfte schnell wieder vergessen hatte.
Berlusconis Ruf konnte man durch Schmuse-Fotos mit Gaddafi nicht schaden.
Perverserweise war es genau umgekehrt: ein Schmuse-Foto mit Berlusconi war ein guter Aufhänger, um einen Artikel gegen Gaddafi zu schreiben:
http://aron2201sperber.wordpress.com/2011/02/19/worauf-wartet-obama/
Berlusconi wird von den internationalen Medien gerne als Mafioso dargestellt, Italiens größter Mafioso saß jedoch südlich von Sizilien.
„Italiens größter Mafioso saß jedoch südlich von Sizilien.“
Saß Mario Monti südlich von Sizilien?