Ein frohes Neues Jahr an alle Leser. Über Weihnachten habe ich einen interessanten Artikel auf Bloomberg von Edward Glaeser gelesen. Der Ökonomieprofessor aus Harvard spricht über 8,8 Millionen Amerikaner, die unter 65 Jahren sind, berufstätig waren und nun aus irgendeinem Grund so „behindert“ sind, dass sie nicht mehr arbeiten können.
Vor 40 Jahren lag das Verhältnis Arbeiter zu Invaliden 40:1, heute liegt es bei 18:1. Die Invaliden-Explosion, so schreibt Glaeser, sei zunächst ein Rätsel.
Die Zahl der Arbeitsunfälle ist seit 1945 dramatisch gesunken. Die Zahl der Raucher und Säufer sank ebenso deutlich, von Kriegsinvaliden ganz zu schweigen.
Hinzu kommen die immensen Fortschritte der Medizin. Polio, die Geisel die Millionen Menschen zu Krüppeln machte, wurde dank Impfungen fast ausgerottet. Also warum gibt es heute mehr Behinderte denn je?
Die 68er werden alt.
Ein Erklärungsansatz ist die Demographie. Die Alterung der Gesellschaft, genauer die der Babyboomer. Die Jahrgänge 1947 bis 1965 sind typische Babyboomer (und 68er!) und gehen nun stramm dem Rentenalter entgegen. Es kommen deutlich weniger Generationen nach. Die rein demographische Verschiebung erklärt damit ca. 15% der Invaliden-Explosion, errechnen die Autoren. Was ist mit den restlichen 85% der Steigerung?
Arbeit wird immer unattraktiver, Invalidität immer einfacher.
Es bleiben für mich nur zwei Erklärungen, die die Autoren so formulieren: Entweder Arbeit wurde unattraktiver oder Invalidität wurde attraktiver. Die Antwort lautet wie so oft: Beides. Arbeit wurde im Westen in den letzten Jahrzehnten deutlich unattraktiver. Ich erläutere diese These in einem anderen Artikel vielleicht einmal genauer. Das würde heute zu weit führen.
Der Punkt und dem es heute geht, ist die gestiegene Attraktivität der Invalidität. Oder um es anders auszudrücken: Sind die Menschen heute wirklich behinderter, kränker und arbeitsunfähiger als 1950 oder 1980?
Westler werden real immer gesünder, auf dem Papier aber immer kränker.
Meine Erfahrung als Arzt ist eindeutig: Nein. Das Gegenteil ist der Fall. Die Menschen werden immer gesünder. Was sich geändert hat, ist wie so oft die Zählweise, die Bewertung und letztendlich die Gesetzgebung. Wer heute im Alter unter 65 als „arbeitsunfähig“ gilt, war es früher eher nicht. Rein medizinisch betrachtet, sind viele der heutigen „Invaliden“ in Wirklichkeit arbeitsfähig.
Aber es hat sich noch etwas anders geändert, was vielleicht erst die Änderung der Gesetzgebung und Bewertung verursacht hat: Die Einstellung der Menschen. Oder anders gesagt: Das Anspruchsdenken und das Schamgefühl. Nehmer schämen sich heute nicht mehr, sie fühlen sich im Recht.
Das Geben wurde zum Zwang, das Nehmen zum Recht.
Früher waren echte Invaliden dankbar über jeden Cent, den ihnen die Gesellschaft zugesprochen hat. Die Versorgung war noch regional organisiert und basierte auf persönlichen, nicht-staatlichen Strukturen, auf Ehrenämtern und ganz wichtig: Auf Freiwilligkeit. Ein System das Amerika groß gemacht hat.
Peter Sloterdijk hat diese Veränderung des Geber-Nehmer-Systems einmal schön herausgearbeitet. Der Nehmer wusste früher, dass er Nehmer war und war den Gebern dankbar. In der heutigen Welt sehen es die Nehmer als Selbstverständlichkeit an, dass sie Nehmer sind und das andere geben müssen. Das Nehmen selbst wurde bürokratisiert und anonymisiert und zum Rechtsanspruch erklärt. Der Nehmer dankt dem Geber heute nicht mehr, sondern fragt dreist: Warum nur so wenig?
Schuld sind immer die anderen.
Mir fällt bei diesem Thema ein deutschsprachiger Blogger ein, der jahrelang in seinem „Krebstagebuch“ die Welt an seiner „Krebserkrankung“ teilhaben lies. Der gute Mann hatte eine im Westen so seltene Krebsform und beschrieb so untypische Therapien, dass man sich schon fragen musste, was daran nun wirklich stimmt und was frei erfunden ist.
Jedenfalls verkündet der Mann nun schon seit einigen Jahren er sei „krebsfrei“. Wir freuen uns für ihn. Er hatte und hat auch immer Zeit fürs Bloggen. Wöchentlich, beinahe täglich. Auch auf „künstlerischem Gebiet“ entwickelte er sich fort, schrieb Texte, Songs und Comics. Zwischen den Zeilen konnte man lesen, er sei Journalist. Nur ausüben kann der arme Kerl seinen Beruf nun selbstverständlich nicht mehr. Er streut immer wieder in seine Texte ein, dass er Invalidenrente erhält. Der Skandal: Diese Rente ist nun in Gefahr. Vielleicht. Ab 2014. Die Echauffierung ist jetzt natürlich groß. Ein westlicher Journalist, der massiv bloggen kann, aber nicht mehr beruflich schreiben, bangt um seine Invalidenrente. Da leide ich ganz besonders mit.
Die Verantwortung für die eigene Unselbstständigkeit und Unfähigkeit sich selbst zu ernähren, wird von diesen Individuen extrem nach extern verlagert. Schuld sind immer die anderen. Die schwere Krankheit. Das Schicksal. Korrupte Politiker. Unfähige Mediziner. Die unsoziale Gesellschaft. Das System. Der Kapitalismus. Man selbst trägt zur eigenen Lage nichts Negatives bei. Dunkle Mächte haben sich gegen einen verschworen.
Die linke Weltsicht kommt diesen Menschen extrem entgegen. Sie ermöglicht eine Verlagerung der Verantwortung für das eigene Leben vom Individuum auf das Kollektiv, vom Einzelnen auf das System.
Scheininvalidität war noch nie so einfach.
Wer nicht mehr arbeiten will, kommt als Invalide unter.
Ich will jetzt weg von diesem konkreten Beispiel und allgemein klarstellen, dass dies ein typischer Fall ist: Wer im Westen relativ schwere, aber andererseits auch völlig alltägliche Erkrankungen wie einen Herzinfarkt oder Krebs erleidet, gilt in westlichen Gesundheitssystemen auch nach komplett ausgeheilter Erkrankung (!) zu gerne und zu oft als „schwerbehindert“. Ähnlich einfach ist es bei angeblichen psychischen oder muskuloskelettalen Leiden.
Um es mal plastisch auszudrücken: Franklin D. Roosevelt arbeitete mit schwersten Lähmungen in beiden Beinen sein ganzes Leben lang und starb im Amt, während Menschen heute wegen Angststörungen, einem zwickenden Rücken oder einer überstandenen Krebserkrankung lebenslang einen auf behindert machen wollen. Okay, dann sind diese Menschen meinetwegen „behindert“. Wer ist das heute nicht? Bei Bedarf diagnostizieren Ärzte jeden zum Invaliden. Wer will noch mal, wer hat noch nicht?
Nur eines ist klar: Arbeiten können diese scheinheiligen Totalinvaliden alle. Und noch was anderes ist eindeutig: Das Geld, das die Scheininvaliden kassieren, geht vom Geld der wirklich Hilfsbedürftigen ab. Die Scheininvaliden könnten alle arbeiten und Steuern bezahlen, stattdessen leeren sie den Topf.
Was würde das überlebensgroße linke Vorbild FDR zur heutigen Politik sagen?
Politisch bin ich mit FDR selten einer Meinung. Aber ich frage mich was Roosevelt wohl zu der heutigen Behindertenschwemme sagen würde. Er hat bekanntlich das amerikanische Sozialsystem begonnen. Aber da ging es noch um Rentner, Witwen und Waisen. 1956 als die echten Invaliden aufgenommen wurden, war Roosevelt schon 11 Jahre tot. Seither wurde der Apparat immer größer und die Aufnahmekriterien immer lockerer.
Man stelle sich mal vor echte Invaliden wie Roosevelt werden heute geboren. Oder Beethoven. Oder Vincent van Gogh. Oder John Nash. Oder Stephen Hawking. Würden sie dann auch noch ihre historischen Werke vollbringen oder würden sie das Internet vollheulen, dass sie furchtbar behindert sind und man ihnen auf keinen Fall 2014 die Invalidenrente streichen darf?
Auch ein Grund, warum diese Art der „sozialen Fürsorge“ abgrundtief asozial ist.
Eine dergestalt praktizierte „Solidargemeinschaft“ ist in Wahrheit organisierte Egomanie.
Dieses Argument bedeutet aber, auch den wirklich Hilfsbedürftigen die Unterstützungswürdigkeit abzusprechen, weil sonst angeblich der winzige Genie-Pool austrocknet.
Künstlerische und wissenschaftliche Genies sowie Machtmenschen sind ohnehin schlechte Beispiele. Wenn solche Menschen auf ihrem Gebiet arbeiten, hat das auch immer mit Selbstverwirklichung zu tun. Was dem VW-Arbeiter oder dem Bürohengst notwenige Mühe ist, ist solchen Leute ein Grundbedürfnis. Auch mit einer Invalidenrente hätte Beethoven nach seinem Gehörverlust weiter komponiert (viele weniger geniale Komponisten wären dazu wahrscheinlich gar nicht in der Lage gewesen). Vincent van Gogh hat mit seinen Bildern, die heute Millionen kosten, nichts verdient und war auf die Unterstützung seines Bruders und von Freunden angewiesen. Eine Invalidenrente oder Hartz IV hätte ihn nicht vom Malen abgehalten – aber er hätte vielleicht weniger billige Farben benutzt.
Ungeachtet dessen würden viele hervorragende Schriftsteller, Musiker und Künstler, wenn sie der Notwendigkeit des Gelderwerbs enthoben wären, kaum eine Hand rühren bzw. viel weniger produzieren. Dies auch an die Adresse der Anti-Urheberrechtsbewegung, die ja u. a. damit argumentiert, dass künstlerisches Schaffen seinen Lohn in sich trägt, weswegen eine Aufhebung der Bezahlungspflicht künstlerischer Leistungen keineswegs zu einer Verarmung der Kunst führen würde (großer Irrtum!).
Da wäre ich mir nicht so sicher. Eine Rente dieser Art kann ungemein lähmend wirken. Beethoven zum Beispiel war extrem verärgert, dass er für seinen Geschmack eine zu kleine Rente bekam. Er musste deshalb trotz seiner immensen Behinderung weiterarbeiten. Für Beethoven selbst war das in diesem Augenblick nicht schön, aber im Rückblick war es eine immens produktive Zeit, auf die Beethoven stolz sein kann. Wie soll Beethoven seine 9. Sinfonie in d-Moll schreiben, wenn er eine Rundumversorgung hat? Wie soll Kahlo ihre Bilder malen, wenn sie maximal versorgt wird? Schmerz und Leid setzen Kräfte frei, eine Maximalversorgung aus meiner Sicht nicht. Der Mensch ist dann am produktivsten, wenn er Anreize hat. Nach ihrer Logik müsste man für das Grundeinkommen eintreten, deren Befürwörter ja dann das produktive Paradies auf Erden versprechen. Wenn ich da von mir ausgehe, ist das nicht der Fall. Ich würde rein gar nichts mehr machen, was der Gesellschaft nützt.
Beethoven mag kein ideales Beispiel sein, van Gogh aber schon.
Dass nur Armut, Krankheit, Wahn und Leid große Kunst gebieren, ist ohnehin ein Klischee.
Gerade Pfründen und Stipendien sind etwas, was vielen Künstlern das Schaffen erst ermöglicht. Weil ihre Kunst selbst brotlos wäre. Goethe hätte ohne seine Geheimrats-Pfründe viel weniger geschrieben; er hätte stattdessen als Jurist o.ä. arbeiten müssen. Denn vom Dichten & Denken hätte selbst er nicht leben können.
Was das absurde „bedingungslose Grundeinkommen“ angeht, so würde es Ihnen niemals den Lebensstandard verschaffen, den Sie (wie ich hoffe) als berufstätiger Arzt genießen. Ein bedingungsloses Grundeinkommen wäre nur etwas für notorische Faulenzer. Oder für Sozialbetrüger, die „nebenher“ zusätzliches Geld verdienen.
Ich gebe Ihnen völlig recht, dass ein bedingungslose Grundeinkommen keine Tätigkeiten begünstigen würde, die der Gesellschaft nützen. Nur ein winziger Bruchteil der Nutznießer würde wichtige ehrenamtliche Tätigkeiten ausüben oder gar unsterbliche Kunstwerke schaffen. (Für letzteres gibt es ohnehin die bereits erwähnten Stipendien.)
Passend dazu:
vor kurzem gab es in der Welt ein Interview mit Robert D. Kaplan. In diesem führte er aus, dass ein Problem Europas der Wohlfahrtsstaat sei. Die Mrd. die dort versickern bevor weitere Mrd. bei Menschen ankommen, die das Geld zu einem Teil gar nicht verdienen und andere, die es dringend bräuchten regelrecht abspeisen, fehlen Europa um Wirtschafts- und Militärkrise zu bewältigen. So der Interviewte.
Wohlfahrt und Sozialstaat müssen sein. Die Ärmsten und Hilfebedürftigen müssen ein würdiges Leben führen können, eine Chance erhalten. Noch wichtiger aber wäre es, den Leuten „das Angeln beizubringen“. Korruption im Zusammenhang mit aufgeblähter Bürokratie kosten die USA wie Europa unglaubliche Ressourcen, ohne das davon etwas an die Bedürftigen gelangt.
Und obenauf noch der Mißbrauch dieses Systems. Ich glaube, die USA stehen dabei sogar noch gut da. Wenn man lesen darf, dass unsere Krankenkassen Angehörige von Migranten welche in der Türkei verblieben, die weder Einzahlungen noch Dankbarkeit für Deutschland übrig haben, eine Rundumversorgung gewährleisten, für die in meinem Umfeld Senioren einen ihnen nicht mehr verständlichen und leistbaren Arzt- und Behördenmarathon hinlegen sollen, dann ahnt man, was für finanzielle Verluste unsere Systeme im Namen einer falsch verstandenen Menschlichkeit hinnehmen.
Die Krise ist da. USA und Europa müssten nun erstmal sich selbst Gesunden um danach vom wieder erstarkenden stabilen Reichtum denen helfen zu können, die Hilfe brauchen. Statt dessen pumpen wir Geld in Sozialsysteme und Welthilfen, während wir gar kein Geld mehr besitzen….
Diese Zeiten sind wahrhaft Irre.
Danke für Ihren Kommentar, ich sehe es wie Sie.
Im Wesentlichen stimme ich da zu. Ich würde aus „Wohlfahrt und Sozialstaat müssen sein“ „Ein Mindestmaß an Wohlfahrt und Sozialstaat müssen sein.“ machen, aber sonst paßt das.
D’accord.
Es vielleicht ein bisschen OT, aber Sie erwähnen dabei wieder die Linken und die 68er. Kennen Sie eigentlich schon das Buch von Michael Miersch „Die Hippies haben gewonnen“? (http://www.amazon.de/Die-Hippies-haben-gewonnen-ebook/dp/B008DTISVS) Das kann ich ihnen nur empfehlen. Eine Rezension habe ich auf der Seite bereits hinterlassen.
Aber an dem was sie über den inflationären Ansprung an „Invaliden“ schreiben ist etwas dran. Eines stört mich aber doch: Sie schreiben, dass die Menschen „immer gesünder werden“. Meines Wissens nach gab es noch nie so viele Raucher und Übergewichtige wie heute. Laut dem was ich so höre und lese, werden die Menschen dank medizinischen Fortschrittes immer älter, aber dabei nicht gesünder, sonder kränklicher.
Allerdings muss ich mich hier mit Kritik etwas zurück halten. Ich bin Teilnehmer einer Behindertenwerkstatt und habe es leider noch nicht geschafft auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Ich versuche schon seit Jahren an dem Zustand etwas zu ändern – zumal ich auch sehr wenig verdiene – aber meine Erkrankung und meine relativ lange Krankheitsgeschichte machte mir stets einen Strich durch die Rechnung.
Ich käme aber nie auf die Idee irgendjemanden oder irgendetwas die Schuld für meine Misere zu geben. Es ist eine unglückliche Verkettung von Umständen gewesen. So einfach kann es sein. Ich weiß aber auch, dass die Verführung stets groß und in Reichweite liegt einen Sündenbock zu suchen und die eigene Verantwortung fürs Leben abzuschieben.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, und das sehe ich an meinen vielen „Kolegen“ in den Werkstätten, dass es am sinnvollsten ist den Menschen Anreize zu bieten. Die Gier ist immer noch der effektivste Verbündete im Kampf gegen die Lethargie und mangelnde Motivation vieler Menschen.
Das ist sehr gut, dass Sie diese Punkte erwähnen. Darüber wollte ich schreiben. Es ist nämlich so: Auf der einen Seite tut man richtigerweise alles dafür, dass wirklich Behinderte wie Sie von Kindesbeinen an Arbeit erlernen. Auf der anderen Seite gehen Menschen wie besagter Blogger nach schweren Erkrankungen in Invalidenrente. Das kann doch nicht Sinn der Sache sein. Diese Menschen könnten sich genauso in die Gesellschaft einbringen wie Sie es schon jeden Tag mit ihrer Arbeit machen. Es ist nicht gerecht, dass Sie und ich arbeiten, während sich andere als „behindert“ in Rente schicken lassen. Behinderung ist kein Grund nicht zu arbeiten. Sie sagen es ja richtig: Man muss Anreize schaffen, dass möglichst viele Menschen arbeiten. Das ist kein böser kapitalistischer Neoliberalismus wie besagter Blogger immer meint, das ist im Interesse der Betroffenen.
Hier ist ein besonderer schöner Fall von ein auf „behindert“ machen
http://www.spiegel.de/schulspiegel/dienstunfaehiger-lehrer-zu-krank-fuer-hessen-gesund-genug-fuer-die-schweiz-a-425013.html
Danke!
Mal dahingestellt dass der psychischen Gesundheit unserer Gesellschaft geschuldet, heute weder den Patienten selbst, noch deren Ärzten eine empirisch einwandfreie Analyse der Arbeitsfähigkeit durchzuführen möglich ist, oder ob dies überhaupt je möglich gewesen war.
Stellt sich mir bei der Problematik eine ganz andere Frage, wenn so viele Menschen invalide sind, und vom verpöhnten Wohlfahrtsstaat mit durchgefüttert werden, deren Zahl sich nun mehr als verdoppelt hat, wie kann es dann nur gelungen sein dass unsere Makroökonomie in ihrer Produktivität heute mehr als jemals zuvor produziert ?
Kann man dann nicht davon ausgehen das Arbeit lediglich im Sinne von Brot und Spielen eine Beschäftigungsmaßnahme ist, bei der Zahl an Neuzuwächsen beispielsweise an Steuerberatern, Unternehmensberatern oder dass hervorstechenste Beispiel des Beamtenklüngels in unseren Behörden ?
Diese Leute erbringen keinerlei produktive Arbeit und sorgen mehr oder minder einwandfrei für den Fluss der Lebenselexiers Geld im Organismus des Marktes.
Finanzdiensleister sind also auch nur etwas intelligentere Invaliden die einen anderen Weg gefunden haben dem produktien Teil Gesellschaft, wozu Unternehmer, Ingenieure, Arbeiter in Industrie und Bau, deren Maschinen und der ganze Dienstleistungssektor, beispielsweise mit seinen Ärzten, gehören, das Geld aus dem Rücken leiern.
Missverstehen sie mich bitte nicht, ich mag diese Menschen die sich ihre eigene Gesundheit bestreiten, nicht in Schutz nehmen, ich verurteile dererlei Drücketismus genau so wie sie.
Doch ich muss im Gegensatz zum liberalen Mainstream auch die Verhältnismäßgikeit im Auge behalten, sie sagen „Das Geben wurde zum Zwang, das Nehmen zum Recht.“, diese Allegorie muss man dann auch in der kosmischen Relation der gesamten Gesellschaft sehen, und nicht nur auf eines ihrer Probleme übertragen, heute ist es immer noch so dass der Unternehmer seinen Finanziér auf Kosten seiner Arbeiter und seiner selbst sogar noch mit Zins entlohnen muss, der bekommt Geld für seine Nichtstuerei noch in den Ar*** geblaßen, und hat am Ende sogar den Luxus dass es als gesetzliches Zahlungsmittel überall angenommen werden muss, Geld wird von der Gesellschaft generiert, deswegen ist es ein gesetzliches Zahlungsmittel, welch Frechheit eines Gläubigers ist es bitte dann dafür noch ein Aufschlag in der Rückzahlung zu verlangen ?
Wenn ich Zinsen zahlen muss, dann ist das auch Geben welches zum Zwang wird, und wenn ich Zinsempfänger auf mein Tagesgeldkonto bin, dann ist das auch Nehmen welches zum Recht wird.
Und bitte versuchen sie es nicht dadurch zu entschuldigen dass man immer noch die die freie Wahl hätte einen Kredit zu nehmen, nein, Geld entsteht ja erst durch Schuld, und nicht umsonst sind Staaten verschuldet, die Zinsen zahlen wir alle mit den Steuern.
Nein, entweder kritisieren sie fundiert, oder sie überführen sich selbst der allgegenwärtigen Scheinheiligkeit und Bigottie.
In diesem Zusammenhang fällt mir ein, dass bei der Privatisierung der Post in Deutschland die Invalidisierung zu einer Strategie im Zusammenhang mit dem Personalabbau wurde. Die Post gab den Mitarfbeitern Hinweise, wie sie durch ein entsprechendes Verhalten die Invalidisierung erreichen können.
In Erinnerung habe ich einen Postangestelten, der wegen Rückenbeschwerden invalidisiert wurde, dann aber Bungeespringen machte und ausgiebig Tennis spielte. Das wurde im Fernsehen gebracht, ohne dass es Folgen für diesen Fall noch für die anderen Fälle gehabt hätte.
Wenn, wie in diesem Fall, Unternehmen und Mitarbeiter an „einem Strang ziehen“, dann hat das Sozialsystem keine Chance.
Das ist nur ein Beweis dafür wie dysfunktionell die Sozioökonomie an sich beschaffen ist.
Die Gemeinschaft, respektive der Staat, ist doch für jeden nur ein Säcklein an dem man sich bedienen kann, Politiker sind Meister darin, aber eben auch die Empfänger von Sozialtransfers, andererseits sind es Konsumenten, Unternehmer, Arbeiter und Dienstleister die gezwungenermaßen Steuern einzahlen und somit diesen dynamischen Umverteilungsprozess am laufen halten.
Die Lösung, den Staat abzuschaffen und zu minimieren kann da aber nicht genug sein, denn wenn ich diesen Umverteilungsprozess abschaffe, der sich meist „sozial“ nennt, diesem Wort in seiner Bedeutung jedoch nie auch nur ansatzweise gerecht wird, dann habe ich auf der anderen Seite noch immer einen anderen dynamischen Umverteilungsprozess, und zwar den des Geldes.
Man mag sagen Zinskritik sei esoterischer Schwachsinn, Träumerei, oder in seiner denkbar besten Diskreditierung ein faschistoides Dogma der Nazizeit.
Doch in letzter Konsequenz ist sie einfach nur rechnerisch logisch, genau determinierbar und zu alledem noch vollkommen wertungsfrei subjektiver Seits, im Gegensatz zu den Dogmen bzw. Ideologien von Kommunismus und Neoliberalismus.
Das Problem der Soziökonomien und ihrer unbestreitbaren Verwerfungen wird da eben nicht mit „Gier“, „bösen Kapitalisten“ oder auch „bösem Wohlfahrtsstaat“ begründet, nein, es wird ganz klar darauf hingewiesen dass es an dieser Stelle eben die obligatorische Institution „Geld“ ist, die von vornherein eine Umverteilung von „Fleißig nach Reich“ in Gang setzt.
Oder denken sie etwa dass ein Bill Gates durch in ihren Innovationen immer schlechter werdende Windows Software jährlich 3- 7 Milliarden Dollar reicher wird, oder dass ein sich die Hände von Nike-Fußbällen blutig nähendes Kind
in Pakistan nicht fragt, wieso es für jeden genähten Ball jährlich einen Dollar-Cent weniger bekommt ?
Zugegebenermaßen, Gates mag Wohlfahrt betreiben, allerdings wird dass auch in keinster Weise dem unanzweifelbaren Leid auf dieser Welt gerecht.
Ich will auch keinen Wohlfahrtsstaat, ich will eine starke Gemeinschaft, in der jeder gedeihen kann und wertgeschätzt wird, in der es keine Konfliktemacherrei zwischen den Beziehern von Sozialtransfers und Niedriglohnempfängern gibt, ich will eine Gesellschaft in der sich Arbeit lohnt, und man nicht der Existenzängste wegen immer neue psyische Erkrankungen erfinden muss, ich will eine Gesellschaft in der der Besitz eines Anrechtsscheins der in Ökonomie fortwährend dringend gebraucht wird, nicht auch noch mit mehr davon belohnt wird, ich will fließendes Geld, ich will eine leistungsgerechte Gesellschaft.
Lieber Gert,
so eine Gesellschaft würde sich doch jeder wünschen. Aber ist das nicht eine Utopie?
Zum Zinsverbot:
Würde nicht durch das Zinsverbot jeder Kapitalfluss sofort zum Erliegen kommen und damit Innovationen, die auf Kapital angewiesen sind, unmöglich machen?
Ist nicht der Zins auch ein Risikoausgleich für verliehenes Kapital, so wie zu erwartender Produktionsgewinn das Produktionsrisiko ausgleicht?
Es ist eine Schande, dass so viele Menschen auf psychisch krank machen und schmarotzen. Früher bekamen solche Menschen gar nichts, heute wird ihnen fast der volle Lohn ersetzt. Aber das ist nun mal die Gesellschaft von heute und wer sich nicht damit abfinden will, wird diffamiert und als egoistisch und asozial hingestellt.
das Ende, mit den Ärzten, nett und aufschlussreich.
Ausnahmsweise muss ich Pispers da Recht geben. Der Mann hat ab und an auch seine lichten Momente. Wie Seehofer ;-). Selten, aber sie haben sie. Pispers hat richtig erkannt, dass die Facharztpraxen in DL das Problem sind und nicht die Krankenhäuser. DL hat eine Doppelversorgung, die es vor allem auch deshalb gibt, weil die meisten erfahrenen Ärzte, aus dem Krankenhaus raus wollen. Das ist lukrativ für die erfahrenen deutschen Ärzte. Den Patienten, den Krankenhäusern, der Forschung und der Ausbildung dient dieses System nicht. Dieses System kostet sehr viel Geld und jede Menge Menschenleben.
Das Problem ist, dass in diesem Segment der Markwirtschaft die regulierenden Wirkungen aufgehoben sind.
– Der Anbieter schafft seine eigene Nachfrage.
– Der Nutzer ist nicht der direkte Bezahler.
Damit ist das Gesetz von Angebot und Nachfrage aufgehoben.
Daraus folgt zwingwend, dass das Gesundheitssystem zu einem Nonprofitsystem werden muss. Anders bekommt man die Kosten nicht in den Griff.
Paul Sie sind ein Komiker. Haben Sie nichts aus dem Kommunismus gelernt? Das war das größte „Nonprofit-System“ der Welt. War dieses System so toll? Ist mein Lohn kein Profit? Soll ich umsonst arbeiten?
Das Problem im Gesundheitssystem ist, dass es eben nicht nach marktwirtschaftlichen Regeln arbeiten darf. Das ist das Problem. Führt man im Gesundheitssystem mehr Marktwirtschaft ein, würde es besser werden. Alle anderen Methoden sind kontraproduktiv.
Es kann schon mal passieren, dass man völlig missverstanden wird.
Mit Non-Profit-System meine ich das hier:
http://www.oecd-ilibrary.org/docserver/download/8403025e5.pdf?expires=1369438030&id=id&accname=guest&checksum=E1588FD617134E4E69B47A06CDA19584
(Besonders die Seiten 4-8 empfehle ich.)
Nein, der Kommunismus war nicht das größte Non-Profit-System, weil der Profit im Vordergrund stand. Nur wurde dieser Profit vergesellschaftet. Das war das Verhängnis. Hinzu kam, dass durch Misswirtschaft nicht genügend Profit entstand. Aber ein Non-Profit-System war das nicht.
Und nochmals Nein: Lohn ist kein Profit.
Jedenfalls konnte ich auch hier nichts entsprechendes finden:
http://de.wikipedia.org/wiki/Arbeitsentgelt#Wirtschaftswissenschaftliche_Betrachtung
Auch hier gibt es dazu keinen Anhaltspunkt:
http://de.wikipedia.org/wiki/Profit
Das Gegenteil ist der Fall. Profit ist der Überschuss nach Abzug aller Kosten.
Beim Lohn oder Entgelt sind die Kosten noch nicht abgezogen, also kann er kein Profit sein.
Aber, lieber Viewer, vielleicht habe ich was übersehen?
Dann korrigiere mich bitte.
So ist es. Der Lohn abzüglich meiner Kosten ist mein Profit. Das OECD-Paper kann ich nicht lesen, irgendein technisches Problem.