Ron Paul vs. Paul Krugman

In den letzten Wochen ist sehr viel passiert. Das kann ich gar nicht alles bloggen. Ich werde mich auf ein paar (hoffentlich) wesentliche Dinge beschränken müssen. Ein Highlight ist sicher eine Debatte zwischen Ron Paul und Paul Krugman vor ein paar Wochen auf Bloomberg:

Ich kann jetzt fast nichts aus diesem Video besprechen. Vielleicht hole ich das noch nach, vielleicht gibt es auch Punkte, die Leser besprochen haben wollen.

Eine Stelle ist mir aber im Moment besonders wichtig. Es geht los ab 07:50. Ron Paul erklärt an dieser Stelle eines seiner wichtigsten Ziele aus seinem Buch „End the Fed“. Das ist auch ein Punkt den arprin interessieren könnte. Stichwort: Was wollen eigentlich die Mainstream-Libertären, was will Ron Paul?


 

Was will Ron Paul?
Paul will nicht wirklich die Fed abschaffen. Jedenfalls nicht von heute auf morgen. Paul ist Realist genug, um zu wissen, dass das nicht geht. Er will einer Stoßrichtung folgen, die unter den Libertären in den letzten Jahren wieder modern wurde. Konkurrenz im innerstaatlichen Geldsystem. Jedem sollte erlaubt sein, eine eigene Währung herauszubringen. Es ist aus libertärer Sicht sehr fragwürdig, warum der Staat das Geldmonopol besitzen sollte. Simpel ausgedrückt: Es gibt doch auch Währungen zwischen den Staaten, warum also nicht auch innerhalb eines Staates?

Ron Paul meint im Video, wenn man heute in Amerika seine eigene edelmetall-gedeckte Währung in Umlauf bringt, landet man vor Gericht. Das gleiche gilt für Europa.

Krugmans typische Art der Argumentation
Krugman weicht diesem Thema aus und sagt er wüsste gar nicht von was Ron Paul eigentlich rede. Dann fängt er an Ron Paul auszulachen. Das sei nicht Gesetz, jedenfalls nicht sein Verständnis davon. Und außerdem könne man ja Tauschhandel machen und es gäbe sowieso viel zu viel privates Geld, dass sei doch das Problem. Anders ausgedrückt: Ron Paul ist ein Irrer, der nur Unsinn erzählt.

Solche Stellen gibt es im Video mehrere. Krugman kann seine Gegner einfach nicht mit Respekt behandeln. Ron Paul dagegen ist Profi und bleibt immer höflich. Er redet Krugman sogar nur mit „Herr Professor“ an.

Ich bin ja durchaus offen für die Argumente von Krugman, aber durch seine Arroganz macht er sich alles kaputt. Krugman erreicht durch seine herablassende Art nur Menschen, die sowieso schon auf seiner Seite stehen. Er gewinnt praktisch niemanden aus dem anderen Lager dazu. Dafür muss man ihm fast schon dankbar sein.

Auf seinen Blog fiel Krugman tagelang zur Debatte nichts weiter ein als übel nachzutreten. Auch hier hat Krugman durchaus wieder Argumente, aber sie gehen unter in einem Schwall aus Polemik und kindischem Auslachen. Er habe mit Paul debattiert, vermeldet er, aber eigentlich sei es gar keine Debatte gewesen. Krugman setzt die Debatte konsequent in Anführungszeichen. Motto: Mit rechtsextremen Idioten wie Paul kann man gar nicht debattieren. Warum er dann trotzdem „debattiert“ habe? Nun er habe sein Buch einem breiten Publikum schmackhaft machen wollen. Wenn das sein Ziel war, wie kann er dann ernsthaft glauben, dass ihm dies mit dieser Strategie gelungen ist? Das ist schon ein massiver Realitätsverlust.

Krugman fasst Pauls Argumente als Gah gah, goo goo! Entwertung! Diebstahl! zusammen. „Gah gah goo goo“, sagt man in Amerika zu Babies, um sie anzusprechen bzw. nachzuahmen. Paul ist für Krugman offensichtlich ein Baby. Umso erstaunlicher ist es, dass Krugman selbst gegen ein Kleinkind nicht gewinnen kann und offenbar selbst gegen ein Baby auf Beleidigungen zurückgreifen muss.

Der Faktencheck
Machen wir mal einen Faktencheck. Kann man in Amerika seine eigene edelmetall-gedeckte Währung herausbringen oder nicht? Die Antwort ist klar: Man kann nicht. Ron Paul hat in diesem Fall eindeutig Recht.

Ein bekanntes Beispiel ist der Liberty Dollar von Bernard von NotHaus. Der Liberty Dollar wurde gezielt als innerstaatliche Konkurrenz zum US-Dollar aufgebaut und war mehr oder weniger mit Gold, Silber und Kupfer gedeckt. NotHaus wurde in einer lächerlich aufgeblasenen Aktion von FBI und Secret Service festgenommen.

Ron Paul kennt sich bei diesem Thema auch deshalb so gut aus,
weil unter anderem sein Porträt auf dem Liberty Dollar zu sehen war.

Der letzte Stand von wikipedia zum Urteil lautet 250.000$ Geldstrafe, bis zu 15 Jahre Gefängnis und Beschlagnahme seiner gesamten Währung im Wert von sieben Millionen Dollar. Die Staatsanwältin bezeichnete NotHaus’ Konkurrenzwährung als „Verschwörung“ und als „Terrorismus“, dessen Ziel es sei den US-Dollar zu „untergraben“. Terrorismus würde ich nicht sagen, aber untergraben ja. Das ist das Ziel. Eine inländische Zweitwährung zum US-Dollar. Totalitäre Sozialisten mögen ein solches Vorhaben als Terrorismus bezeichnen, rationale Menschen nennen es einfach Konkurrenz. Das Urteil wurde im April 2011 bestätigt.

11 Gedanken zu „Ron Paul vs. Paul Krugman

  1. Das Paul der FED gelinde gesagt sehr kritisch gegenüber steht, wusste ich ja schon vorher, auch von Baaders Büchern, der ihn immer wieder zitiert. Wenn es um ökonomische Themen (Fiat Money, Fractional Reserve Banking, Fed) geht, finde ich Pauls Ansichten ja gar nicht schlimm.

    • In diesem Fall war mir wichtig, dass Ron Paul in diesem Bereich von vielen westlichen Medien als Extremist dargestellt wird. Aber das ist er in diesem Bereich nicht, wie man im Video sieht. Seinen Antisemitismus bzw. Anti-Israelismus kritisieren diese Medien dagegen nicht, weil sie es selbst gut finden.

  2. So wirklich neu ist das ja nicht, wenn man mal ins 19. Jahrhundert zurückblickt. Im Streit um den „Bimetallismus“ ging es ja im Kern um Ähnliches. Das war zwar nicht als parallele Währung gedacht, wurde dann aber immer schnell zu einer, bzw. mehreren, weil eben die einen Münzen auf Gold-, die anderen auf Silberdeckung ausgegeben wurden. Und das wiederum führte zu auseinanderscherenden Preisen; die Idee, die Silbermünze nur in Kolonien oder Exklaven gelten zu lassen, machte dann nichts besser. Es gibt ja durchaus Argumente, die gegen die Münzkonkurrenz sprechen (besonders wenn man mal an ein solches Durcheinander von 20-50 Währungen denkt wie in old Europe bis ca. 1850, wo dann eben auf den Metallgehalt zurückgegriffen werden mußte). Ein weiters Argument: bei Gold- oder sonstiger Deckung muß ja für jeden Taler der tatsächliche Gegenwert irgendwo gebunkert sein; je mehr Währungen, desto kleiner der Kuchen, d.h. die erlaubt zu emittierende Geldmenge. Schnelle Folge: alsbald sind die meisten Münzen ungedeckt im Umlauf, mit großen Anreiz an die Emittenden, das zu vertuschen. Braucht es also eine finster entschlossene Kontrollinstanz, die ihnen in dem Fall auf die Füße tritt; wären wir wieder bei der rigiden Kontrolle der Zentralbanken. Privatbanken müssen bankrott gehen können; dann wären die von ihnen ausgegebenen Währungen flüchtig wie Aktien, dre Staat müsste sie entweder prinzipiell stützen: was nicht Sinn des Experiments ist, oder sie sind prinzipiell nur Weichwährung, für die einem keine Marktfrau einen alten Fisch verkauft..
    Nichts gegen die Idee des Denationationalisierung des Geldes, aber es sind schon ganz andere schöne Konzepte leckgeschlagen..

    • Ich halte nicht wirklich viel von der Idee des Liberty Dollars. Ich würde mir eine solche Währung nie kaufen. Da ist mir der Abschlag und der Verlust viel zu groß. Mir ging es darum wie Krugman argumentiert bzw. besser gesagt nicht argumentiert. Er tut so als gäbe es diese Gesetze gar nicht, als würde man dafür nicht brutal bestraft werden und so weiter.

  3. Das gleiche gilt für Europa.

    Nicht war. Es gibt in Österreich auch keine Mwst oder Kapitalertragssteuer auf Gold.

    Es gibt auch unzählige Alternativwährungen.

    Man muss in Euro bilanzieren und Steuern zahlen, aber sonst wären mir keine Hindernisse bekannt. Jedenfalls konnten Libertäre mir auf Nachfrage noch nie nachweisen, was sie denn eigentlich daran hindert, Privatgeld aufzulegen. Europäische Mises-Gläubiger beten den amerikanischen Diskurs einfach nach.

    Im Gegensatz zu den Thesen amerikanischer Libertärer sind Alternativwährungen nicht nur nicht populär, in großen Teilen der Welt ist sogar der von ihnen gehasste Dollar populärer als die eigene Landeswährung.

    BitCoin und andere Internetwährungen wurden bisher auch in den USA nicht belangt.

    Den Fall „Liberty Dollar“ müsste man genauer analysieren. US-Libertäre pochen gerne darauf, dass die Verfassung den Staaten nur Gold- und Silberdeckung zulässt.

    No State shall enter into any Treaty, Alliance, or Confederation; grant Letters of Marque and Reprisal; coin Money; emit Bills of Credit; make any Thing but gold and silver Coin a Tender in Payment of Debts;

    Hat Bernard von NotHaus beispielsweise insinuiert, dass der Dollar im Gegensatz zu seinem Liberty Dollar illegal wäre?

    Warum hat er seine Währung nicht anders bezeichnet, um Missverständnisse auszuschließen?

    • Es gibt in Österreich auch keine Mwst oder Kapitalertragssteuer auf Gold.

      Ja ich weiß. Das ist wirklich gut.

      Es gibt auch unzählige Alternativwährungen.

      Es gibt viele regionale Währungen in westlichen Ländern, das stimmt. Diverse Städte haben so eine Art Gutscheinsystem und so weiter. In diesen Fällen muss man aber immer wieder einige Dinge ganz genau beachten, damit die Behörden nicht einschreiten.

      Libertäre mir auf Nachfrage noch nie nachweisen, was sie denn eigentlich daran hindert, Privatgeld aufzulegen.

      Das Münzrecht und das Banknotenmonopol wird auch in Europa beim Staat liegen. Oder nicht?

      Hat Bernard von NotHaus beispielsweise insinuiert, dass der Dollar im Gegensatz zu seinem Liberty Dollar illegal wäre?

      Nein hat er nicht. Ich habe das Urteil ja verlinkt. Da stehen ganz genau die Paragraphen.

      Man hat ihm eventuell Falschgeld unterstellt. Beziehungsweise eine angebliche Verwechslungsgefahr mit dem Dollar. Das wäre Paragraph 485:

      Whoever falsely makes, forges, or counterfeits any coin or bar in resemblance or similitude of any coin of a denomination higher than 5 cents or any gold or silver bar…

      Dollar ist aber kein geschützter Begriff, wie die Verteidiger richtig argumentiert haben.

      Den Libertären geht es sowieso mehr um Paragraph 486, nach dem von NotHaus ebenfalls verurteilt wurde:

      Whoever, except as authorized by law, makes or utters or passes, or attempts to utter or pass, any coins of gold or silver or other metal, or alloys of metals, intended for use as current money, whether in the resemblance of coins of the United States or of foreign countries, or of original design, shall be fined under this title or imprisoned not more than five years, or both.

      • Es gibt viele regionale Währungen in westlichen Ländern, das stimmt. Diverse Städte haben so eine Art Gutscheinsystem und so weiter. In diesen Fällen muss man aber immer wieder einige Dinge ganz genau beachten, damit die Behörden nicht einschreiten.

        Welche „Dinge“ muss man beachten? Es gibt auch landesweite Projekte. Den schweizerischen WIR und natürlich e-Gold, BitCoin usw. Darüber hinaus Gutscheine und Münzen von Handelsketten.

        Das Münzrecht und das Banknotenmonopol wird auch in Europa beim Staat liegen. Oder nicht?

        Habe mir ein paar Gesetzestexte durchgelesen. Diese regeln nur, welche Organe des Staates welche Münzen und Banknoten herausgeben können und dass Fälschung und Täuschung verboten ist.

        Auf keinen Fall illegal sind gesetzliche Zahlungsmittel anderer Länder. Wie schon erwähnt, gibt es in gewissen Ländern tatsächlich eine Präferenz für fremdländische Währungen.

        Für die libertäre Hypothese, dass die Menschen im Westen nach anderen Währungen und insbesondere Gold dürsten würden und nur unter den Bajonetten des Staates dazu gezwungen würden, ungeliebtes Geld zu verwenden, sehe ich keinen Beleg.

        Ich vermute hier eher klassisch libertäre Denkweise.
        Und die geht so:

        .) Falls X existiert und X gewünscht ist
        -> dann ist X ein Resultat des freien Marktes.
        .) Falls X existiert und X unerwünscht ist
        -> dann ist X ein Resultat staatlichen Zwangs (at the end of a rifle barrel)
        detto für „X existiert nicht“.

        Dieses Denkschema sieht man überall dort, wo es Libertäre gibt.

        Libertäre, die die Suburbs lieben (fast alle in den USA), behaupten, diese wären Resultat des freien Marktes. Städte hingegen seien kommunistisch. Bei europäischen Libertären ist das umgekehrt. Da gilt Zersiedelung als schmarotzendes Zuschussprojekt.
        http://marketurbanism.com/2010/11/20/why-conservatives-and-libertarians-hate-urbanism/

        Libertäre Naturfreunde behaupten, dass Straßenbau, Verschandelung und Zerstörung der Umwelt nur durch den Staat ermöglicht würde. Andere wiederum behaupten, dass Umweltzerstörung belegt, dass Natur und seltene Spezies wertlos wären, da sie im freien Markt offenbar nicht bestehen und wenn überhaupt der Staat bremst.

        Jedes Thema von Fettleibigkeit, über Zuwanderungspolitik, bis hin zur Kunst wird derartig durchdekliniert. Empirik wird dabei dem persönlichen Wunschdenken untergeordnet.

  4. Welche „Dinge“ muss man beachten?

    Das weiß ich nicht genau, bin kein Rechtsexperte, schon gar nicht bei diesem Thema. Muss man aber auch nicht sein. Nachdenken bzw. in die Geschichte blicken reicht in diesem Fall aus.

    Das Ganze unter dem Namen „Komplentärwährung“ in Umlauf zu bringen, ist schon mal sehr gut. Damit sagt man von vorneherein, dass man die nationale Währung nicht ersetzten will. Das gefällt dem Staat.

    Ein anderes Kriterium ist sicherlich Erfolg. Man sollte nicht zu erfolgreich sein. Sobald der Staat das Gefühl hat ihm wächst da eine unliebsame Konkurrenz, wird er die Währung verbieten. Glauben Sie im Ernst Bürokraten, Politiker und Ökonomen wie Krugman geben ihr Geldmonopol auf? Dann verlieren sie gewaltig an politischer und ökonomischer Macht. Das wird kein Staat mit sich machen lassen. Das ist ja auch zum Teil nachvollziehbar.

    Dieser Boom an alternativen Währungen gibt es nach jeder Krise. Auch schon in den 30ern. Und sobald man da zu erfolgreich geworden ist, hat der Staat sich an seine Gesetze erinnert. Fragen sie mal die Macher der deutschen Wära-Währung. Oder fragen Sie die Bürger von Wörgl:

    Allerdings erhob die Oesterreichische Nationalbank gegen die Wörgler Freigeld-Aktion vor Gericht erfolgreich Einspruch, weil allein ihr das Recht auf Ausgabe von Münzen und Banknoten zustand. Das Experiment von Wörgl und alle weiteren Planungen wurden verboten. Nach Androhung von Armeeeinsatz beendete Wörgl das Experiment im September 1933.

    Wörgl ist scheinbar das Vorbild für viele Komplementärwährungen von heute. Nur hat man scheinbar vergessen wie die Geschichte ausgeht. Wiegesagt der Staat duldet das offenbar so lange wie er keine Gefahr sieht.

    Ein deutsches Gesetz dazu habe ich jetzt gefunden.
    Das wird in Österreich nicht anders sein:

    Mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer unbefugt Geldzeichen (Marken, Münzen, Scheine oder andere Urkunden, die geeignet sind, im Zahlungsverkehr an Stelle der gesetzlich zugelassenen Münzen oder Banknoten verwendet zu werden) oder unverzinsliche Inhaberschuldverschreibungen ausgibt, auch wenn ihre Wertbezeichnung nicht auf Euro lautet. Der Versuch ist strafbar.

    Weiter im Text:

    Für die libertäre Hypothese, dass die Menschen im Westen nach anderen Währungen und insbesondere Gold dürsten würden und nur unter den Bajonetten des Staates dazu gezwungen würden, ungeliebtes Geld zu verwenden, sehe ich keinen Beleg.

    Das ist ihre These über Libertäre. Was die Libertären wirklich in diesem Fall denken? Keine Ahnung. Es kann gut sein, dass Sie nicht ganz falsch liegen. Aber dann ist ihre Argumentation unlogisch. Sie haben ja selbst eine ganze Menge Komplementärwährungen aufgezählt. Eine Nachfrage nach alternativem Geld scheint es also durchaus zu geben. Ich finde sogar es ist ein regelrechter Boom.

    Empirik wird dabei dem persönlichen Wunschdenken untergeordnet.

    Das ist ein guter Punkt. Das ist in der Tat mein ganz persönliches Verständnis von Libertarismus. Es geht nicht darum, was empirisch „am besten“ ist, es geht mir darum, dass der Mensch eine möglichst große Freiheit hat zu wählen. Ich bin selbst wie gesagt kein Fan von Goldwährung. Ich würde mir das nicht kaufen.

    Ich glaube auch nicht die Theorie vieler Österreicher, dass es durch privates Geld weniger oder sogar gar keine Krisen mehr geben würde. Ich halte das für den größten Fehler der Österreichischen Schule. Diese ganzen Heilsversprechen wie in einer Religion oder Sekte. Das gefällt mir nicht.

    Ich glaube eher das Gegenteil: Es würde schlimmere Krisen geben als jetzt. Ungefähr so Krisen wie im 19. Jahrhundert, als es eine ganze Zeit in einigen Ländern echtes Free Banking gab. Das waren ziemlich harte Krisen dabei, da sehen unsere „Krisen“ eher harmlos aus. Aber das würde ich versuchsweise in Kauf nehmen, um der Freiheit eine Chance zu geben.

    • Als Libertärer sehe ich keinen Grund zur Annahme, dass staatstreue Bürger nach Alternativwährungen dürsten würden. Dazu ist der Wertverlust durch Inflation augenblicklich zu klein. Ich beobachte gerade die Situation in einem Staat, in dem die Inflation deutlich höher ist. Auch in diesem Staat zahlt man in der offiziellen Währung, darf allerdings auch andere Währungen besitzen. Die Folge: Wechselstuben weit verbreitet, die auch recht intensiv genutzt werden, und private Verträge, wie beispielsweise Wohnungmieten, werden in Dollar ausgemacht, also einer Währung mit im Vergleich erträglicher Inflationsrate.

      Mit anderen Worten, man verhält sich rational: Man zieht Währungen mit geringerer Inflation vor, und das insbesondere wenn es ums Sparen geht, weniger wenn es ums direkte Geldausgeben geht, was ja auch rational ist, da das Ausgeben schnell geht und damit der Inflationsverlust gering ist.

      „Im Gegensatz zu den Thesen amerikanischer Libertärer sind Alternativwährungen nicht nur nicht populär, in großen Teilen der Welt ist sogar der von ihnen gehasste Dollar populärer als die eigene Landeswährung.“ Da der Grund, warum der Dollar vorgezogen wird, in diesen Ländern sehr rational ist (geringere Inflationsrate), ist das ein Schuss nach hinten. Denn gäbe es also Goldwährungen, wäre ihre Inflationsrate im Mittel Null, und daher wäre voraussagbar, dass man sie vorziehen würde.

      Das man hingegen nicht irgendwelchen halblegalen Alternativwährungen hinterherhechelt ist genauso rational – es ist ja voraussagbar, dass der Staat sie kaputtmachen wird, und in diesem Fall hätte man es mit einem vollständigen Wertverlust zu tun, wenn nicht sogar noch mit Strafen. Im Vergleich dazu ist das Verlustrisiko durch Inflation ja klein.

      Ansonsten, die Schwächen der Österreichischen Theorie liegen woanders, im Bereich der Methode. Die ist zwar besser als der reine Empirismus anderer Schulen, aber im Vergleich mit Poppers kritischem Rationalismus Quatsch. Hoppes Moraltheorie sowie die Ablehnung von cardinal utility und Bayesianischer Wahrscheinlichkeit sind auch Quatsch. Siehe http://ilja-schmelzer.de/papers/libertarian.php

      Dass es mit Goldwährung keinerlei Krisen mehr geben würde behauptet niemand, aber die Mechanismen, mit der die heutigen Krisen entstehen, zuerst einmal bei staatlicher Fehlsteuerung zu suchen ist in jedem Fall höchst rational. Der Staat ist eine handelnde Person vom riesigem Einfluss, er ist geleitet durch eine falsche ökonomische Theorie (Keynes) und viele andere irrationale Motive (Politiker wollen wiedergewählt werden und persönliche Interessen durchsetzen – für sie rational, für die Gesellschaft das Gegenteil), so dass er 1.) in der Lage ist, Krisen hervorzurufen, und 2.) ihm das auch zuzutrauen ist.

      Auf freien Märkten braucht man für Krisenerzeugung andere Mechanismen. Nicht dass es die nicht gäbe – dazu reicht der Herdentrieb. Aber das ist natürlich erstens seltener, und zweitens werden die, die den Fehler begehen, der Herde zu folgen, zurecht ökonomisch bestraft.

      • Danke für deinen schönen Kommentar.

        Als Libertärer sehe ich keinen Grund zur Annahme, dass staatstreue Bürger nach Alternativwährungen dürsten würden.

        Das sehe ich genauso. Es geht mir nur um die Freiheit, nicht darum, dass mit Alternativwährungen alles supertoll wird. Das habe ich sicherlich schon gesagt im Laufe der Diskussion.

        Im Gegensatz zu den Thesen amerikanischer Libertärer sind Alternativwährungen nicht nur nicht populär, in großen Teilen der Welt ist sogar der von ihnen gehasste Dollar populärer als die eigene Landeswährung.

        Das hat Dieter gesagt, nicht ich. Aber es stimmt, Dieter bringt damit unfreiwillig ein Beispiel, dass Alternativwährungen eben doch sehr gut funktionieren, wenn man sie lässt.

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