Racial Profiling endlich legal?

We live in a sick world. Teil dieser kranken Welt dies- und jenseits des Atlantiks ist es, dass Polizeibeamte offiziell kein Profiling aufgrund ihrer Berufserfahrung durchführen dürfen. Schon gar kein Profiling aufgrund von äußeren Erscheinungen. Das könnte ja jemand als „rassistisch“ werten.


Polizisten sollen sich dumm und blind stellen.
Rein praktisch verlangt man von den Polizisten ganz ernsthaft, dass sie vorurteilsfrei und blind durch die Welt gehen sollen. Rein faktisch geht das aber nicht. Seine Vorurteile kann man nicht ablegen. Und Vorurteile sind nicht nur schlecht, sie sind auch nützlich. Man kann nicht jeden Menschen maximal individuell beurteilen. Polizisten, die in Sekundenbruchteilen urteilen müssen sowieso nicht. Das menschliche Gehirn ordnet permanent alles Wissen in Schubladen. Ohne Vorurteile kann der Mensch gar nicht leben. Der Glauben an Gravitation zum Beispiel ist im Prinzip nichts anderes als ein Vorurteil. Oder besser: Ein Nachurteil, das rein auf Erfahrung beruht. Ich kann nicht wissen, dass mich die Erde morgen noch anzieht. Ich gehe nur davon aus, weil es in meinem Leben bisher recht häufig so war.

Eigentlich müsste jedem einleuchten, dass Sicherheitsbeamte und Polizisten einem Mann in jungem Alter und/oder einem orientalischen Aussehen und/oder dem wohlklingenden Namen Mohammed al-Asad mehr Aufmerksamkeit schenken, als der 76 Jahre alten katholischen weißen Nonne aus dem Vatikan. Dieses Profiling ist aber verboten. Per Gesetz muss die katholische Nonne genauso strippen wie der junge Mohammed Al-Asad. Eines der wenigen westlichen Länder das diesen Unsinn nicht mitmacht, ist Israel. Wahrscheinlich sprach der deutsche Vorzeigepolitiker und Antirassist Gabriel deshalb vom Apartheids-Regime Israel.

Müssen wir Ärzte demnächst auch auf Racial profiling verzichten?
Wir Ärzte sollten auch endlich auf Profiling verzichten. Wenn ein Patient zu mir kommt, der so adipös ist wie Gabriel, dann werde ich in Zukunft nicht mehr vor den damit verbundenen Krankheiten warnen. Ich werde sagen: „Gabriel friss weiter, wohl bekomm’s!“ Alles andere wäre rassistisch. Wenn ein Türke kommt mit Aphten im Genitalbereich und Gelenkschmerzen, wird man in Zukunft nicht als erstes an einen Morbus Behcet denken, das wäre rassistisch. Wenn ein Schwarzer mit Wechselfieber und Koma kurz vor dem Exitus steht, dann muss man ab jetzt alle weltweiten Differentialdiagnosen des Fiebers durchgehen. Alles andere wäre rassistisch. Man hat ja die Zeit. Wenn ein schwarzer Herzpatient BiDil braucht, sollte man es ihm nicht mehr verschreiben, denn das Medikament BiDil an sich ist schon rassistisch. Es ist nur für Schwarze zugelassen. Was hat sich die FDA dabei nur gedacht? Sie hätten vorher Al Sharpton konsultieren müssen.

Deutschland legalisiert Racial profiling. Für wie lange?
Wenn der deutsche Bundesgrenzschutz in Zügen nach illegalen Einwanderern sucht und sich dabei an äußeren Merkmalen orientiert, dann ist das selbstverständlich auch verboten. Dachte man bisher. Das Verwaltungsgericht Koblenz hat nun aber in einem aktuellen Fall anders entschieden.

Ein deutscher Shitstorm wird nicht lange auf sich warten lassen. Udo Vetter vom lawblog hat schon einmal vorgelegt. Seine göttlich hysterische, aber auch erschreckend vorhersagbare Empörungskanonade trägt den Titel „Der Neger ist verdächtig“ und endet mit den Worten „Rassisten auf der Richterbank. Das hat uns gerade noch gefehlt.“ Man möge sich den Artikel selbst googeln.

Der Titel Vetters erinnert stark an das Pamphlet des Lindwurms vom Oktober mit dem Titel „Neger gefunden, Täter gefunden”. Damals ging es um den Fall Meredith Kercher. Der Lindwurm diagnostiziert darin Amanda Knox und ihren Ex-Freund als Psychopathen, denen ein Menschenleben recht egal sei. Sein bahnbrechendes Argument: Knox kaufte angeblich nach dem Mord Dessous und ihr Ex-Freund besaß angeblich Gewaltpornos. Im Zweifel für den Angeklagten sei aber schon in Ordnung, diesen Grundsatz lässt der Lindwurm dann doch noch gelten – trotz Dessous und Pornos. Diese Zweifel müsse man dann aber auch auf Rudy Guede anwenden. Dem Lindwurm ist es dabei furchtbar wichtig, dass Rudy Guede schwarz ist.

Weiße sind im humanitären Rassismus per se die intelligenten Bösen.
Fakt ist, dass es im Falle von Knox und ihrem Ex-Freund keinen Beweis gab, der vor Gericht bestand hatte. Guedes Verteidigung dagegen sah ungefähr so aus: „Ich war mit der Ermordeten zur Tatnacht in der Tatwohnung, bin dann kurz ins Bad, habe laut Musik gehört und als ich wieder aus dem Bad kam, stand dort ein mir unbekannter Italiener mit einem Messer über der toten Meredith Kercher. Wir haben gekämpft und er ist geflohen mit den Worten: „Trovato negro, trovato colpevole; andiamo“. Ich habe Meredith dann dort liegen lassen und bin auch geflohen. Nach Deutschland. Davor habe ich noch sichergestellt, dass blutige Spuren von mir an Meredith, am Messer, unter dem Kissen und überhaupt in der ganzen Wohnung verteilt sind. Ich erwarte jetzt einen Freispruch.“ Das Gericht ist dieser Version nicht gefolgt und hat Guede verurteilt. Der Lindwurm hat damit diverse Probleme.

Minderheiten müssen bei humanitären Rassisten für immer hilfsbedürftig bleiben.
Es ist sehr auffällig, dass bei Menschen wie dem Lindwurm und sehr vielen westlichen Mainstream-Medien diverse Ethnien offenbar schon von vorneherein weniger verdächtig sind als andere. Zum Beispiel Schwarze. Das ist auch eine Art von anti-schwarzem Rassismus, wenn man Schwarze immer nur als hilflose Opfer und gutmütige Onkel Toms darstellt, die offensichtlich selbst dann nicht zu einem Vergehen oder Verbrechen fähig sein, wenn alle Beweise und Indizien dafür sprechen. Man will ihnen diese Bandbreite einfach nicht zugestehen. Ich nenne das modernen Rassismus. Es gibt den traditionellen Rassismus, in dem Schwarze immer schuldig sind und dann gibt es mittlerweile einen neuen modernen Rassismus, in welchem Angehörige bestimmter Minderheiten erst einmal immer die unschuldigen Underdogs sind, völlig egal wie die Realität aussieht. Auch der aktuelle Fall Trayvon Martin hat diese typischen Züge. Aus Zeitgründen werde ich den Fall (noch) nicht besprechen.

Diesem Rassismus begegnet man zum Beispiel auch in Filmen. Schwarze sind zwar oftmals die Handlanger der guten und der bösen Seite, aber für die Maximalausprägung werden sie praktisch nie gecastet. Es gibt kaum einem Film mit einem schwarzen Hauptbösewicht. Vielleicht schafft einer meiner Lieblingsschauspieler in dieser Hinsicht bald mit seinem neuen Film Abhilfe. In Pulp Fiction war er ja schon der „böse“ Killer. Aber eben nur in Anführungszeichen. In Wirklichkeit war die Rolle äußerst sympathisch.

17 Gedanken zu „Racial Profiling endlich legal?

  1. Dem Beitrag selbst ist nichts hinzuzufügen. Ich hätte aber einige Anmerkungen zur Rolle von Samuel L. Jackson in “Pulp Fiction“: Im Werk des Shakespeares unserer Tage (Quentin Tarantino) gibt es nur wenige Figuren, die ausschließlich böse sind. Das ist eines seiner Markenzeichen. Gangster erledigen nicht den ganzen Tag Gangsterkram; zwischendurch unterhalten sie sich über scheinbar banale Dinge wie die unterschiedliche Bezeichnung von Hamburgern in der neuen und alten Welt. (Wobei diese Unterhaltung meiner Meinung nach alles andere als banal ist. Sie stellt ein Grundthema des ganzen Films vor: die Kollision von Normen.) Und ob die Motivation für die Entscheidung Jules‘, ein „Penner“ zu werden, wirklich ehrenwert ist, halte ich auch für fraglich. Andere sehen das vielleicht anders. Das ist ja das Schöne daran: Tarantino haut uns keine „Message“ um die Ohren. Wir dürfen selber denken. In „Jackie Brown“ übrigens war Jackson schon deutlich unsympathischer.

    • Das stimmt, was Sie über Pulp Fiction sagen. Ich mag Tarantino und seine Filme sehr. Ich bin generell ein großer Kinofan. Aktuell arbeitet Tarantino meines Wissens nach an Django, einem Remake des legendären Spaghetti-Westerns. Bekanntlich werden Remakes selten etwas, wenn man einmal von ganz wenigen Ausnahmen absieht (The Thing, Scarface). Django ist zwar schon ein perfekter Film, der kein Remake braucht, aber wenn ein moderner Regisseur das trotzdem halbwegs hinbekommt, dann Tarantino.

      • Der neue Tarantino heißt „Django Unchained“. Kinostart in den Staaten ist am 25. Dezember 2012, in Deutschland am 31. Januar 2013. Die IMDb weiß alles. Wer will, kann sich das Drehbuch im Internet ergoogeln – ich hab’s nicht lassen können und das Ding von vorn bis hinten durchgelesen. (Das ist wie mit einer Tüte Chips, man kann einfach nicht damit aufhören.) Verraten werd‘ ich natürlich nichts, aber zwei Informationen kann ich guten Gewissens zum Besten geben: Mit dem alten Django hat der neue nur den Namen gemein. Und Jackson ist auch wieder dabei – als richtig fieser Fiesling!

      • Hm ok, dann ist es ähnlich wie bei Inglourious Basterds. Kein echtes Remake, sondern er übernimmt nur grobe Grundideen und vor allem den Titel. Eigentlich komisch, dass er sich keinen eigenen Titel mehr ausdenken kann.

        Wer will, kann sich das Drehbuch im Internet ergoogeln – ich hab’s nicht lassen können und das Ding von vorn bis hinten durchgelesen. (Das ist wie mit einer Tüte Chips, man kann einfach nicht damit aufhören.)

        Deshalb fange ich erst gar nicht an. Es würde mir sicherlich ähnlich ergehen.

    • Ein sehr interessanter Artikel. Doch mir scheint diese Theorie noch nicht ganz ausgereift: Da nach der Artikellogik bei Konflikten, die niedere „Rasse“ oder „Kultur“ gewinnt (humanitäre Rassisten). Juden sind aber nach der Rassistenlogik auf der untersten Ebene. Somit müssten die humanitären Rassisten ausschließlich die Palästinenser kritisieren, weil die Juden ja nicht anders können.
      Also kategorisieren die humanitären Rassisten anders.
      Leider wird es an dieser Stelle auch schwierig, da auch andere Motive in Betracht kommen. Zum Beispiel gewöhnliche Antisemiten, die eine humanitäre Anischt vorgeben, oder links-grüne, welche Israel als westliche Großmacht sehen.

      • Ich gebe den Text nicht wieder, ich versuche ihn zu interpretieren.
        Ok der Satz mit dem gewinnen ist mißverständlich, da es das gewünschte Ergebnis der humanitären Rassisten und nicht die im Text beschriebene Haltung der humantären Rassisten ist.
        Bis auf den Israelbezug ist der Text stimmig. Warum sollten aber die Palästinenser anders sein als die Juden? Palästina/Israel war doch eine Kolonie.

      • Jetzt wird vielleicht ein bisschen klarer, was Sie meinen. Aber mit dem Artikel hat das nicht wirklich viel zu tun. Das ist ein Nebenkriegsschauplatz.

        Warum sollten aber die Palästinenser anders sein als die Juden? Palästina/Israel war doch eine Kolonie.

        Die Araber waren aber nicht in der Diaspora. Die Denkmuster der miesen-traditionellen und der humanitären-modernen Rassisten sind durchaus ähnlich. Bei den Juden geht man davon aus, dass sie im Durchschnitt klüger und reicher sind und das können beide Rassisten-Typen nicht einfach so stehen lassen.

        Wenn in Deutschland zum Beispiel die Juden 1% der Bevölkerung ausmachten, aber 10% der Ärzte, dann ist das in beiden Rassistenaugen hochgradig ungerecht. Ungleiche Ergebnisse sind bei Kollektivisten immer ungerecht. Also müssen rassistische Erklärungen und „Lösungen“ her. Die traditionellen Rassisten nahmen die Gaskammer, die modernen Rassisten bevorzugen Quoten, „Israelkritik“ und die Einstaatenlösung nach Achmadinedschad.

        Das Muster ist dabei ähnlich: Juden seien im Durchschnitt nicht leistungsbereiter als andere Menschen, sondern einfach rücksichtsloser. Juden erreichen ihre Positionen nicht durch Leistung, sondern zum Beispiel durch Verschlagenheit. Sie sitzen in Washington, Hollywood und an der Wall Street und kontrollieren von dort aus die Welt, heißt es aus beiden Lagern. Die Araber in Palästina dagegen sind im Vergleich zu den israelischen Juden so arm, weil, na klar, Westler und Juden die Araber immer unterdrückten und noch immer unterdrücken.

        Moderne Rassisten teilen auch Juden auch gerne in die „guten, armen“ Juden ein, die schon immer in Palästina leben und die furchtbar gerne von Islamisten regiert werden wolle und eine zweite zionistische Gruppe von aggressiven reichen Juden, die von außerhalb komme. Ich saß erst vor ein paar Wochen mit einer jungen deutschen Ärztin beim Essen, die das ganz ernsthaft behauptet hat. „Jeder weiß doch, dass diese Siedler dort unten alles reiche Juden aus New York sind.“

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