Megaupload and SOPA

Eine interessante Woche für das Internet und seine User.
Vorgestern gab es weltweite Proteste gegen SOPA.

Und gestern wurde der Filehoster Megaupload geschlossen.
Megaupload war einer der größten Filehoster weltweit.


Bisher waren diese Hoster ziemlich untouchable, das hat sich nun offensichtlich geändert. Vielleicht liegt es auch daran, dass einer der führenden Köpfe hinter Megaupload es ein bisschen arg übertrieben hat. Ein echter Exzentriker wie aus dem Film. Der Mann hat offenbar jede Bodenhaftung verloren. Man muss sich nur mal ein paar Artikel und vor allem die Fotos angucken. Ein CNET-Artikel ist sehr ausführlich und beinhaltet diverse Videos, zum Beispiel von seinen Gumball-Rennen. Hier ist sein Auto. Ein modifizierter Mercedes. CNET schrieb schon letzten August über ihn:

On one of his cars is a license plate that reads „God.“ In other clips, Schmitz bathes in grand marble tubs, suns himself on yachts, and cavorts with bikini-clad women.

Achja der Exzentriker heißt Kim Schmitz, ist Deutscher, wiegt über 150kg und macht den Eindruck als wäre er einem James-Bond-Film entsprungen. Allerdings einem eher komödiantischen aus den 70er Jahren mit Roger Moore.

Reuters setzt ihn auch schön in Szene.

Da Schmitz Deutscher ist, wird man die aktuellsten Infos zum Thema sicher bei Golem und vor allem bei Gulli finden. Die sind immer gut informiert. Gulli hat Schmitz schon 2007 wahrscheinlich als erstes Medium weltweit auffliegen lassen. Der Focus ist dann nachgezogen und irgendwann hat dann auch das FBI und die Filmindustrie Wind von der Sache bekommen. Dumm gelaufen.

Beim Thema SOPA ist interessant, dass unsere großen Sender bis vorgestern gar nicht über SOPA berichtet haben. Auch Leute wie Jon Stewart nicht. Mit keinem einzigen Wort! Der Grund ist einfach: Die großen Sender stehen alle hinter SOPA. Auch Comedy Central.

Erst gestern konnte ein VIP-Kartenbesitzer zu Stewart vordringen und wollte ihn zur Rede stellen. Stewart hat daraufhin am Anfang seiner Sendung eine ganz kurze Andeutung gemacht, morgen also heute sei „das Internet“ zu Gast und man müsse sich beim Thema SOPA erst noch einlesen. Ganz nach dem Motto: Wir haben bisher aus Versehen nicht darüber berichtet. Seine Fans glauben ihm das natürlich. Man wird sehen, was daraus wird.

4 Gedanken zu „Megaupload and SOPA

  1. In der Sendung vom 18. Januar hat sich Stewart ziemlich deutlich geäußert. Schlechte Gesetzgebung, Nichts-Ahner im entsprechenden Ausschuß, Bashing der großen Rechte-Inhaber, also erwartungsgemäß. Vielleicht ist es ihnen wirklich durchgerutscht. Oder sie haben beschlossen, dass ignorieren mehr Schaden als nutzen würde. Wie auch immer, eine gute Folge. Der Mann ist mittlweile so gut:
    http://www.thedailyshow.com/full-episodes/wed-january-18-2012-joe-nocera

    btw. toller Blog.
    mfg

    • Danke für den Tipp. Es war mein Fehler. Ich dachte aus irgendeinem Grund der Artikel wäre tagesaktuell. Der Mann ist aber schon am 11. Januar zu Stewart durchgedrungen. Das „Einlesen“ hat also gedauert und vorgestern hat Stewart dann sein Versprechen erfüllt.

      Der Mann ist mittlweile so gut.

      Ich fand Stewart unter Bush sehr gut. Da hatte er noch einen Kontrahenten, den er gerne bearbeitet hat. Als Obama dann Präsident wurde, hat sich das geändert. Die Daily Show war immer schon sehr Obama-freundlich und das ist natürlich fatal, wenn eine solche Sendung nicht wirklich kritisch gegen die Regierung eingestellt ist. Der Hauptgegner von Stewart war und ist immer noch die GOP. Selbst in den ersten beiden Jahren von Obamas Amtszeit, als Obama alle Freiheiten hatte, war die GOP für Stewart der Sündenbock. Das war ein bisschen arg lächerlich. Zu dieser Zeit habe ich dann aufgehört die Daily Show regelmäßig anzugucken.

      Vielleicht hat sich der Schwerpunkt ja mittlerweile geändert, aber das ist extrem unwahrscheinlich. Stewart wird immer links der Mitte bleiben, egal was passiert. Zu Solyndra hat Stewart im September mal wenigstens einen guten Kommentar abgegeben. Er attackiert Obama in diesem Video nur so halb und Solar an sich sei natürlich immer noch super, trotzdem ist dieser halbe Angriff vernichtender in der Wirkung als die Kommentare aller anderen Medien zusammen. Stewart ist schon der unbestrittene Meister seines Faches. Wenn er nicht so oft nur einseitg in eine Richtung schauen würde, wäre er perfekt.

  2. Ich kenne niemanden im deutschen oder englischen Sprachraum, der politische Unterhaltung macht, der ausgewogen austeilt. Ich denke das ist zu viel verlangt. Politische Präferenzen hat jeder, die unter den Tisch fallen zu lassen dürfte kaum möglich sein.
    Stewart macht deutlich wo er steht. Damit ist er seinen deutschen Kollegen meilenweit voraus. Die gebärden sich „kritisch“ und sind am Ende einfach nur Mainstream. Sie glauben gegen den Strom zu schwimmen und wundern sich nicht, dass ihnen keiner engegen kommt. Das Niveau ist eh nicht vergleichbar. Ein deutschen „Kulturschaffender“ vom Format Stewarts…naja, lassen wir das. Der Punkt ist, dass ich bei Stewart einen gewissen Grundrespekt gegenüber dem politischen Gegner sehe, der in Deutschland völlig unterentwickelt ist. Also die Annahme, dass der politische Gegenüber möglicherweise honorige Absichten hat und vielleicht auch das ein oder andere Argument auf seiner Seite.
    Das reicht mir schon völlig aus. Dann lache ich auch gern lauthals über Witze die meine Überzeugungen treffen. Und wenn ich mal wieder ein paar Seitenhiebe auf das andere politische Lager brauche, schaue ich woanders nach. Alles aus einer Hand scheint mir zu viel verlangt.

    • Ich kenne niemanden im deutschen oder englischen Sprachraum, der politische Unterhaltung macht, der ausgewogen austeilt.

      Das stimmt. Es ist allerdings noch unausgewogener als man denkt: Es gibt kein politische Satire, die rechts steht. Comedy an sich scheint immer links zu sein. Egal in welchem westlichen Land. Woran das genau liegt, weiß ich auch nicht. Ist die Medienlandschaft so von Linken dominiert? Hat das rechte Lager keinen Humor? Oder meinen die Rechten das einfach nicht nötig zu haben? Ich weiß es nicht.

      Der Punkt ist, dass ich bei Stewart einen gewissen Grundrespekt gegenüber dem politischen Gegner sehe, der in Deutschland völlig unterentwickelt ist. Also die Annahme, dass der politische Gegenüber möglicherweise honorige Absichten hat und vielleicht auch das ein oder andere Argument auf seiner Seite.

      Ja das stimmt, das zeichnet Stewart aus. Wobei es da klare Ausnahmen gibt. Sobald ein Republikaner mächtig wird, ist dieser Grundrespekt vorbei. Dann ist alles was diese Leute machen schlecht. Das war bei Bush so und ist aktuell bei Romney und Gingrich nicht anders. Stewart pushte in der Vergangenheit immer wieder GOP-Kandidaten, die keine Chance haben. Wahrscheinlich um die GOP zu spalten. Mike Huckabee zum Beispiel. Der neue Huckabee ist bei Stewart schon lange Ron Paul. Paul ist wirklich der einzige GOP-Kandidat, der absolut nicht wählbar ist. Streng gegen Abtreibungen, anti-israelisch, letztendlich würde ich sagen: Anti-amerikanisch. Aber genau diesen Mann push Stewart seit Monaten, genaugenommen seit Jahren. Ohne wirklich kritische Worte. Das ist schon bemerkenswert.

      Das Niveau ist eh nicht vergleichbar. Ein deutschen „Kulturschaffender“ vom Format Stewarts… naja, lassen wir das.

      Ja das stimmt, lassen wir das. Da kann Deutschland einpacken. Vielleicht liegt es daran, dass „Kultur“ in Deutschland staatlich finanziert wird. Wie will man ernsthaft kritisch gegenüber Regierung und Staat sein, wenn man von denen bezahlt wird?! Das kann nicht funktionieren. Das deutsche „Kabarett“ ist in der Tat wohlfeiler, politisch korrekter Mainstream. In diesen Sendungen lernt man nur etwas über die Deutschen selbst. Da kann man gleich alte Folgen der aktuellen Kamera angucken.

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