Kantoos hat bemerkt, dass die deutschen Wirtschaftsblätter FTD und Handelsblatt nicht selten Unsinn schreiben. Das ist schön.
Der Zeitgeist dreht sich viel um irrationale Märkte, irrational agierende Menschen und böse Spekulanten in diesen Tagen. Was soll das eigentlich bedeuten?
Man gibt sich Anti-Mainstream. „News is what’s different“ meint Olaf Storbeck vom Handelsblatt. Aber sind seine News wirklich so different? Storbeck ist überzeugt vom Klimawandel, er ist gegen Hans-Werner Sinn, er findet Krugman und Konsorten äußerst interessant. Was ist daran nicht Mainstream frage ich mich?
Wenn laut der deutschen Presse der weltweit bekannte Nobelpreisträger und NYT-Kolumnist Krugman ein Außenseiterökonom darstellen soll, welcher Ökonom der Welt ist dann im Mainstream zu finden?
Menschen wie Krugman, Stiglitz und Soros sind doch die absoluten Popstars der Medien. Sie werden regelrecht gefeiert. Wann gab es den letzten kritischen Artikel von den deutschen Medien zu diesen Herren? Das würde mich schon mal interessieren.
Was sind das überhaupt für Herren, die sich anmaßen zu wissen, wer sich irrational verhält und wer nicht. Ihre Lesart ist klar: Sie verhalten sich rational und jeder, der nicht so denkt wie sie, ist ein irrationaler Spinner. Die Medien betreiben das gleiche Spiel: Die Occupy-Wallstreet-Bewegung sei rational, die Tea-Party-Bewegung dagegen seien irrationale „Extremkonservative“ (Spiegel). Und das soll man glauben?
Krugmans Forderungen von 2008 nach massiven Krediterleichterungen und Konjunkturhilfen wurden umgesetzt. Die Schuldenkrise wurde mit neuen Schulden bekämpft. Für Krugman ist das rational. Für andere vielleicht nicht. Krugmans Plan hat jedenfalls nicht funktioniert, die Menschen haben nicht so reagiert wie Krugman das wollte. Oder um es mit Krugman zu sagen: Die Menschen sind einfach irrational. Hätten sie doch mal so reagiert wie in Krugmans Theorie.
Passt Krugman jetzt seine Theorie an? Natürlich nicht. Er verkündet das was extreme Keynesianer immer verkünden: Die Menschen sind irrational, wenn sie auf unsere Methoden nicht reagieren. Man muss die ‚animal spirits’ so steuern, dass die Menschen gar nicht anders können als sich nach unsere Theorie zu verhalten. Wir machen so lange weiter, irgendwann wird es klappen. Dazu brauchen wir allerdings noch ein bisschen Geld. Am besten doppelt so viel wie vorher. Wir müssen noch ein bisschen Schulden machen. Pumpt noch mehr Geld in das System.
So geht das Spielchen immer weiter: Wenn der Plan nicht funktioniert, kann das nur darin liegen, dass der Einsatz noch nicht hoch genug war. Keynes hat sich wirklich eine genial einfache Theorie ausgedacht. Sie ist unglaublich schwer zu widerlegen. Krugman hat das perfektioniert. Dieser Krugmanismus ist nicht falsifizierbar. Er erinnert zudem an eine Strategie beim Roulette: Martingale.
Ist es wirklich so irrational, wenn man kein Vertrauen zu Krugman hat? Ein Mann, der extrem einseitig in der Politik Partei ergreift? Ein Mann, der mehr Politiker ist als Ökonom. Ein Mann, der sich die Realität zurechtbiegt, wie er sie gerade braucht?
Ist es wirklich so irrational, wenn man kein Vertrauen mehr hat, dass eine ganze Reihe von Staaten ihre Schulden bald nicht mehr rollen können? Ganz zu Schweigen von reduzieren. Kein großer westlicher Staat hat in den letzten Jahrzehnten seine Schulden reduziert. Wenn Politiker von „Schuldenreduktion“ sprechen, dann sprechen sie in Wirklichkeit davon weniger neue (!) Schulden aufzunehmen als vorher geplant.
Ist es wirklich so irrational, wenn man kein Vertrauen in Europa mehr hat?
In Europa herrscht ein wachstumsfeindlicher, grüner, immer älter werdender Mainstream und der Markt soll damit rechnen, dass die Schuldenberge immer kleiner werden und das Wachstum wenigstens gehalten werden kann? In welchem Wunderland soll das passieren?
Ist es wirklich so irrational, wenn andere Ökonomen in ihren Modellen von rationalen Strukturen ausgehen? Ist Irrationalität nicht per Definition das nicht Berechenbare? Wenn Irrationalität plötzlich kalkulierbar wird, wie kann man es dann noch Irrationalität nennen? Was ist von Ökonomen zu halten, die behaupten sie würden in ihren Modellen Irrationalität berücksichtigen?
Was ist am Handeln der Großbanken irrational? Man behauptet von sich man sei „too big to fail“ und dann streicht man schön Steuergelder ein, wenn das Geschäftsmodell ausgelutscht ist. Man privatisiert die Gewinne und sozialisiert die Verluste. Das ist doch super-rational.
Krugman und Co sprechen gerne von irrationalen Menschen, irrationalen Märkten in ihren Theorien und diese Irrationalität ist dann plötzlich verschwunden, wenn es um den Staat geht. Es ist wie eine magische Grenze, die plötzlich aus dem Staub erscheint: Märkte insane, Staaten gelenkt von Technokraten und Politikern sane.
Mir fällt es schwer gänzlich irrationale Menschen in dieser Show zu finden. Auch Krugman, Stiglitz und Soros handeln nicht irrational. Stiglitz und Krugman leben gut von ihrem Einfluss, von ihren Büchern und Auftritten und Soros ist sowieso Spekulationsmilliardär. Ziemlich raffiniert, ziemlich rational.
Handeln die Politiker irrational, wenn sie mal wieder alle Schuld auf die Banken und die Spekulanten abschieben? Inkompetent und populistisch sicher, aber irrational? Zugegeben, es ist reichlich absurd erst die Banken zu kapitalisieren, dann Bankenabgaben zu verabschieden und dann die nächste Rekapitalisierung anzuschieben. Konkret Sinn macht das alles nicht, aber es ist schon in soweit rational, dass die veröffentlichte Meinung in Europa nun eben gerne Staaten retten wollte und keine Banken.
Sind also die Wähler irrational? A person is smart, people are stupid? Ist es das? Dieses Urteil will ich mir nicht anmaßen. Wähler werden jedenfalls beeinflusst, Politiker werden beeinflusst. Nicht nur von den Bankern, sonder viel stärker von Medien und von „Außenseiter“-Ökonomen wie Krugman. Alle hören auf die veröffentlichte Meinung.
Die deutschen (und auch so einige amerikanische) Medien wären also gut beraten sich auch einmal die Herren Krugman, Stiglitz und Soros zur Brust zu nehmen, denn der Einfluss ihrer Ideen auf die europäische und amerikanische Politik ist enorm und diese Herren waren auch schon vor der Finanzkrise mächtig am Drücker. Selbstkritik erwarte ich von den Medien ja gar nicht. Eher fallen Halloween, Thanksgiving und Easter auf einen Tag. Die Lehren des Ökonomen John Maynard Keynes seien plötzlich wieder in, schreibt SpOn, ganz so als wären sie jemals out gewesen. Wenn man sich so die Realität zusammenlügt, dann wird es natürlich nie etwas. Das Gegenteil ist der Fall: Die westlichen Staaten sind seit der Great Depression in einem Keynes-Dauerbetrieb, den nicht einmal Keynes so geplant hatte. Die Staaten machen seither immer Schulden, ganz egal ob es eine Krise gibt oder nicht. Eigentlich war es von Keynes so gedacht, dass man in guten Jahren die Schulden wieder abbaut. Das ist nie passiert.
Für die Herren Krugman, Stiglitz und Soros ist das alles kein Problem. Kritik an ihren Ideen vernimmt man in den Medien sowieso nicht, denn die Herren sind ja Außenseiter, die gegen den Strom schwimmen. Gegen den Strom schwimmen mit den Medien, mit der Politik und wenn man so einigen Occupiern glaubt mit 99% der Bevölkerung.
Ernst Jünger hat dieses Phänomen vor Jahren passend beschrieben:
„Heute gilt es für löblich gegen den Strom zu schwimmen,
aber das sind nur Pissrinnen.“
Schön geschrieben, Krugman wird ja auch von der sogenannten linken Intelligenzija vergöttert, als wäre er gerade neben Obama vom Himmel gefallen.
Das freut mich jetzt wirklich sehr, dass dir dieser stark ökonomische Artikel gefällt. Für Wirtschaft interessiert sich sonst kaum jemand in Europa. Ich sehe das ganz deutlich an den Klickzahlen. Wenn ich was über Israel oder Juden schreibe, dann schießen die Klickzahlen durch die Decke, ganz egal worüber genau man schreibt. Bei Wirtschaftsthemen dagegen gehen die Zahlen tief in den Keller. Man kann dieses Phänomen auch auf anderen Blog beobachten.
Auf PI kommentieren auch kaum Leute die guten Wirtschaftsartikel. Die positive Ausnahme bildet kewil. Seine Artikel zur Wirtschaft werden auch zum Teil rege kommentiert. Nur schreiben dann meist gefühlte 80% der Kommentatoren gegen kewil. Mit den absurdesten Argumenten. Ich denke was man da sehen kann, ist relativ repräsentativ für die wirtschaftliche Fehl- bzw. Nichtbildung von vielen Deutschen. Da sind Hopfen und Malz verloren. Jedes Wort erscheint wie eine Verschwendung.
„Das freut mich jetzt wirklich sehr, dass dir dieser stark ökonomische Artikel gefällt. Für Wirtschaft interessiert sich sonst kaum jemand in Europa.“
Ich sag’s jetzt einfach so, wenn ich lese, wie ein „sozialliberaler“, „linksliberaler“ immer wieder verhemt seine Ansichten versucht durchzusetzen, so muss man sich verteidigen.
Und gerade „die“ verwenden auch oft die keynesianischen Thesen in Kombination mit Relativierung, Verklärung und Gutmenschentum.
„Ich sehe das ganz deutlich an den Klickzahlen. Wenn ich was über Israel oder Juden schreibe, dann schießen die Klickzahlen durch die Decke, ganz egal worüber genau man schreibt. Bei Wirtschaftsthemen dagegen gehen die Zahlen tief in den Keller. Man kann dieses Phänomen auch auf anderen Blog beobachten.“Je stärker der Grad der Krümmung der Nase, desto stärker das Interesse, uraltes Gesetz.
„Auf PI kommentieren auch kaum Leute die guten Wirtschaftsartikel. Die positive Ausnahme bildet kewil. Seine Artikel zur Wirtschaft werden auch zum Teil rege kommentiert.“Ausnahme: Gastbeiträge, oder Frankfurter.
„Nur schreiben dann meist gefühlte 80% der Kommentatoren gegen kewil. Mit den absurdesten Argumenten.“Kewil gilt/galt als einer der extremsten Autoren in der islamkritischen, konservativen, liberalen Fach – er hat sich einen Namen damit gemacht, aber nicht immer positiv, oder auf gut Deutsch, er hat zuviel auf bodenlosem Niveau gehitlert.
„Ich denke was man da sehen kann, ist relativ repräsentativ für die wirtschaftliche Fehl- bzw. Nichtbildung von vielen Deutschen. Da sind Hopfen und Malz verloren. Jedes Wort erscheint wie eine Verschwendung.“ Naja, die FTD, oder die FAZ beweisen das auch, alleine wie viel schon verloren gegangen ist, wenn sich „rechte“ Blätter bei den Linken anbiedern und in die Knie gehen.
But is the big problem with the American economy really the top one percent versus the rest of us? Are we being victimized by the fat cats? The data seems undeniable. The share of income going to the top one percent has risen dramatically over the last 40 years. If the top one percent have more, surely the rest of us have less, right? But as the writer P.J. O’Rourke has said, wealth is not a pizza. If we’re sharing a pie, and you get a bigger piece, that does not mean that I have less to eat. It depends on what happens to the size of the pizza. Ten percent of an enormous pizza is more filling than all of a tiny one.
http://cafehayek.com/2011/10/my-take-on-occupy-wall-street.html
Slavoj Žižek
Nachdem man den „Essentialismus des Klassenkampfes“ zugunsten einer Vielzahl einzelner Anstrengungen wie dem Antirassismus oder dem Feminismus aufgegeben hatte, hat das Problem nun wieder einen Namen bekommen: „Kapitalismus“. Die erste Lektion, die es also zu lernen gilt, ist: Schiebt die Schuld nicht auf die Einstellung der Leute. Das Problem sind nicht Korruption und Gier an sich, sondern das System, das einen zur Korruption verleitet.
http://www.sueddeutsche.de/kultur/debatte-um-occupy-wall-street-lasst-euch-nicht-umarmen-1.1174532
Keynes-Dauerbetrieb hat eben nichts mehr mit Keynes zutun. Die „Nicht-permanenz“ ist ja in der Theorie begründet und ohne sie ist die Theorie auch für die Katz. Ich kenne auf Anhieb keinen Staat der je ernsthaft Keneysianismus betrieben hat
(sorry für einen so späten Kommentar, durchforste gerade den Blog)
Ich glaube der Keynes-Dauerbetrieb hat sehr viel mit Keynes zu tun. Dein Argument überzeugt mich nicht. Das ist so wie wenn man sagt, der reale Sozialismus habe nichts mit dem „wahren“ Sozialismus zu tun. Das sind doch Ausreden. Die Fehler sind bei beiden Systemen schon in der Theorie verwurzelt und nicht erst in der Praxis.