Der Deutsche leistet erbitterten Widerstand

Die Deutschen wehren sich mal wieder mit Händen und Füßen gegen eine Steuersenkung. Der Deutsche an sich scheint das Geld dem Staat regelrecht anzudienen. Der Glaube, dass das eigene Geld in den Händen von Politikern besser aufgehoben ist, scheint in Deutschland sehr tief verwurzelt. Gleichzeitig erreicht das Vertrauen in die Politik laut deutschen MSM immer neue Tiefpunkte. Diese Schizophrenie verstehe wer will. Ich verstehe es jedenfalls nicht.

Bahnhöfe sind tabu
Gut über einen landeseigenen, renovierungsbedürftigen Bahnhof regt sich der Deutsche überraschend stark auf, organisiert gewaltige Massenproteste und ansehnliche Blockaden, die das Versammlungsrecht sehr eigenwillig auslegen. Auch dafür hält sich mein Verständnis in engen Grenzen. Der harte Kern der Protestler setzt sich wohl aus vier Gruppen zusammen: Anwohner, die keine Baustelle in der Nähe wollen; Rentner und andere Leute, die eine Menge Freizeit haben; Oppositionelle, die jetzt in der Regierung sitzen und militante „Naturschützer“, die einfach nur Bock haben auf Radau und Totalopposition. Die Grenzen sind dabei durchaus fließend. Eines steht aber fest: Mit diesen Leuten ist kein Staat zu machen.

Gewöhnung an Transferunion
Gegen die neu erschaffene europäische Transferunion dagegen protestiert der Deutsche nicht. Warum auch? Dem steuerzahlenden Durchschnittsdeutschen ist es offenbar die Zeit einfach nicht wert, anders als bei Fukushima erscheint er in diesem Fall auch nicht panisch oder er rechnet sich einfach aus, dass der Zug nicht mehr aufzuhalten ist. So wie es aussieht, hat er aber einfach den Überblick verloren und weiß nicht mehr, was relevant ist und was nicht.
Außerdem wurde er schon seit der Gründung der BRD auf eine innerdeutsche Transferunion namens Länderfinanzausgleich konditioniert. Jetzt ist also „Europäische Solidarität“ angesagt. Und natürlich die „Energiewende“. Koste es was es wolle. Am Ende koste es gar nichts wie die deutschen Politiker ihren Landleuten immer wieder ernsthaft weismachen. Die erneuerbaren Energien würden ein Verkaufsschlager und den Euro brauche man für Wirtschaftsentwicklung und Frieden, heißt es von der Linken bis zur CDU und nicht wenige Deutsche scheinen davon noch überzeugter zu sein als so mancher Politiker.

Die Opposition, die keine ist
Die gesellschaftliche wie politische Opposition ist in den elementaren Punkten praktisch nicht vorhanden. Die Teile der Gesellschaft, die sich Opposition nennen, konzentrieren sich auf Nebenkriegsschauplätze und würden auf dem momentanen Hauptschlachtfeld europäische Transferunion genau die Richtung der deutschen Regierung einschlagen, nur noch extremer. Die Deutschen mögen das mehrheitlich nicht gutheißen, es ist aber wie oben ausgeführt auch offenbar nicht genügen Wut und Überzeugung vorhanden, um deswegen sein aktives und passives Wahlrecht entsprechend zu nutzen. Einige bekannte Persönlichkeiten leisten zwar ebenfalls erbitterten Widerstand, bringen aber außer ein paar empörten Auftritten in Print und Fernsehen ebenfalls keine realpolitische Opposition auf die Beine. Nicht einmal der Versuch hierzu wird unternommen. Es bleibt bei reinen Lippenbekenntnissen, um später sagen zu können: „Seht her, ich war doch damals vehement dagegen.“ Der Verdacht liegt Nahe, dass das Lamentieren der Deutschen nicht wirklich ernst gemeint ist und man viel eher davon ausgeht, die Probleme würden sich irgendwann in Luft auflösen oder von Grün-Rot gelöst werden.

Mich wundert schon lange gar nichts mehr. Mich regt auch nichts mehr auf. Ich bin nur noch am genießen. Mit Schäflein im Trockenen und aus sicherer Entfernung.

9 Gedanken zu „Der Deutsche leistet erbitterten Widerstand

  1. Dear Amercianviewer,
    Bitte nehme auch zur Kenntnis:
    Bahnhof: vielleicht stinkt den Leuten auch der Filz zwischen Wirtschaft und Politik in Zusammenhang mit das Volk nicht fragen wollen und auf Teufel komm raus, riesige Bauprojekte (mit nicht wenigen Provisionen und sicherlich auch Schmiergeldern) hinzuklotzen und dabei noch mehr teure Einkaufszentren zu bauen, so daß die Innenstädte austrocken und die EKZ Betreiber (meist Amis/Heuschrecken oder der liebe (siehe ruinierte-subunternehmer.de) Herr Otto herrliche Mieteinnahmen erhalten und das Angebot weiter vereinheitlicht wird (nur noch Ketten, keine Individualiert mehr).
    Gewöhnung an Transferunion: fiese Falle, Solidarität (Nächstenliebe) ist ok, aber warum unser Geld für Waffenkäufe und Zinszahlungen! (Griechenlands Haushalt -> 1/3 für Zinsen). Energiewende: keine Sorge, erneuerbare Energien sind schon oder werden sehr schnell günstig, aber das System ist natürlich nicht günstig. Solarstrom z.B. hat auch im eher sonnenschwachen Deutschland aktuell im 3. Quartal 2011 Erzeugerpreise von UNTER 20 cents erreicht. D.h. jeder private (mit Dach) kann HEUTE schon Strom billiger produzieren, als bei einer x-beliebigen Stromfirma kaufen. Gebe mir Stromspeicher (gibt es schon, z.B. Brennstoffzellen, günstige Battieren/ohne Lithium…) ich biete nach 10-20 Jahren kostenlosen Strom, in der Zwischenzeit günstigeren Strom als der Endverbraucherpreis.
    Die Opposition: ja, wir haben es mit einem scheinbar alternativlosen Brei aus „lobbyistischen Einheitsparteien“ zu tun. Dank der festen Verwurzelung der (Mainstream-)Medien mit der Exekutive und diese mit der CxU und SPD (und den Grünen) und diese im Konzept des anti-demokratischen Neo-Liberalismus. Eine absolut wohltuenende Ausnahme habe ich mit der ddp partei gefunden, 1) ist Schluß mit dem Einfluß der Parteien: http://www.heise.de/tp/artikel/34/34089/1.html und 2) erkennt sie wesentliche gesellschaftliche Probleme und deren einfache Lösung über ein 2 Punkte Steuermodell: http://www.bandbreitenmodell.de/handlungsdruck bzw. http://www.bandbreitenmodell.de/umsatzsteuereinnahmen Aber auch hier gilt: eine Idee ist nur so gut, wie die Anzahl der Träger, in dem Sinne kann ich nur sagen: fangen wir endlich an über Lösungen zu diskutieren, mit den derzeitigen Politik-Marionetten ist KEIN demokratischer gemeinwohlfördernder Staat zu machen.

    • Was soll das sein, das „Gemeinwohl“? Wenn sich reiche Hausbesitzer eine Solaranlagen aufs Dach knallen und dafür 20 Jahre garantiert einen Festpreis bekommen, der das x-fache über dem Marktpreis liegt? Bezahlt von der Allgemeinheit! Das schöne ist ja: Leute wie Sie merken nicht einmal, wenn man Sie über den Tisch zieht. Man könnte auch sagen: Sie haben es nicht anders verdient, ja sie betteln ja geradezu darum. Oder sie besitzen selber ein Haus mit Solaranlage. Dann muss ich sagen: Chapeau! Die eigene, schnöde Bereicherung als Allgemeinwohl verkaufen, das konnte die Linke schon immer am besten.

      Mit milieu-typischen Floskeln wie „Gemeinwohl“, Unterstellungen wie „anti-demokratischen Neo-Liberalismus“ und Beleidigungen wie „Amis/Heuschrecken“ kommen sie bei mir nicht weiter.
      Ich stehe praktisch all ihren Ansichten genau diametral entgegen und habe starke Zweifel, dass einer von uns auch nur einen Milimeter von seinen Positionen abrückt.

      • Huch, so unterschiedlich sind wir. Nun, ich habe nicht gesagt, daß das deutsche EEG gut ist, ich habe gesagt, daß jetzt (endlich) eigene Solaranlagen (wenn man sie einigermaßen günstig einkauft) Strom produzieren DEUTLICH unter Endkundenpreisen. Zumal die meisten Kritiker nur mit 20 Jahren rechnen, was ist aber, wenn die Platten 25-30 Jahre Strom liefern (5-10 Jahre Strom kostenlos).
        Gemeinwohl? Was ist daran so schwierig zu verstehen. Gemeinwohlfördernd ist z.B. wenn der Staat durch weises agieren die Steuern für ALLE senken kann. Den Gemeinwohlgedanken sehe ich z.B. in Art. 14 des dt. Grundgesetzes (vom Presseamt der Bundeskanzlerin auch als Verfassung tituliert): „Eigentum verpflichtet, sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen“.
        Gemeinwohl ist also alles, was den allgemeinen Lebenstandard hebt. Z.B. durch gesunde Ernährung (Gesundheitsvorsorge) die Krankenkassenkosten für alle senken. Oder durch langlebige Produkte die Investitionen für Verschleiß-, und Bruch zu reduzieren (heute ist mir bei einem 2,5 Jahre alte Vito/60.000 km gefahren das Beifahrerfenster resp. der Fensterheber kaputt gegangen (tja, kein Made in Germany, Made in Spain) usw.

      • Antwort siehe unten. Vielleicht sollten wir langsam aufhören oder weniger schreiben.
        Wir werden unsere Meinungen wohl kaum ändern und der Platz wird auch langsam knapp.

  2. @Tony Katz

    Huch, so unterschiedlich sind wir. Nun, ich habe nicht gesagt, daß das deutsche EEG gut ist, ich habe gesagt, daß jetzt (endlich) eigene Solaranlagen (wenn man sie einigermaßen günstig einkauft) Strom produzieren DEUTLICH unter Endkundenpreisen.

    Das ist doch eine Milchmädchenrechnung. Alles, aber auch wirklich alles um Solaranlagen ist in Deutschland extrem subventioniert. In der Produktion angefangen, dann weiter über staatliche Krediten beim Kauf und als krönender Abschluss auch noch das EEG.

    Wie hoch ist der Endkundenpreis in Deutschland? Ca. 20 Cent pro kWh?
    Das ist ziemlich happig. In den USA oder Frankreich zahlt man ungefähr die Hälfte.
    Aber es wird ja noch besser: 99% der reichen Solaranlagenbesitzer verbrauchen den Strom ja gar nicht selber, sondern sie „verkaufen“ ihn extrem teuer an alle anderen! Sie wären ja geradezu dämlich, wenn sie es nicht machen würde. Jede Solarfirma, jede dumme Broschüre, ja sogar staatliche Behörden empfehlen den „Verkauf“. Wobei „Vekauf“ ein grotesker Euphemismus ist, denn die Abnehmer (=die Allgemeinheit) hat ja überhaupt keine Wahl – sie müssen den Strom per EEG-Gesetz „kaufen“! Zu noch krasseren Mondpreisen von 30 bis 45 Cent pro kWh und das jeweils über 20 Jahre!
    Wer sich jetzt eine Solaranlage leistet kassiert bis 2031 den garantierten Preis! Bis 2031! Wenn der Strompreis höher als der Festpreis geht natürlich mehr, aber niemals weniger! Die Rendite ist nicht selten zweistellig. Eine zweistellige Rendite bei NULL Risiko. Da wird ja Ackermann neidisch. Der brauchte bisher immer Eigenkapital. Auch das braucht man nicht. Man bekommt die Kredite ja zu 100% vom Staat und dank des Festpreises ist die Rendite absolut sicher. Außer die Politik in Deutschland ändert sich grundlegend, aber dafür gibt es keine Anzeichen. Im Gegenteil es wird eher noch extremer.

    Bisher ist es jedenfalls ein gigantisches Umverteilungsprogramm von oben nach unten, wer das nicht kapiert und groteskerweise auch noch unterstützt, weil angeblich so super „nachhaltig“ (nachhaltig dämlich?!), der hat es wohl auch nicht anders verdient.

    • Deswegen finde ich es eine Sauerei, das der normale Angestellte nicht seine Rente in die Solaranlagen stecke kann (ha, wäre ja noch schöner, in Deutschland kapitalgedeckte Rücklagen). Also, ich sehe es ja ähnlich kritisch wie sie, aber es ist meineserachtens doch eine ehrliche Technik (keine Abfälle, keine Grubenunglücke, keine Schwermetalle bei der Verbrennung und natürlich kein Strahlungsrisiko – aber ständig sinkende Preise) mit nur einen kleinen Haken: er fließt nicht bei Dunkelheit, deswegen müssen (günstige) Speicher her. Der Witz ist doch: das deutsche EEG hat einen riesige Preisabwärtsbewegung angestoßen. Die berechtigte Frage ist natürlich wie weit können die Preise noch sinken und da kann ich ihnen versichern: UNTER 10 cents ist überhaupt kein Thema, siehe First Solar verkauft Solaranlagen direkt an die Betreiber und die bekommen KEINE Einspeisevergütung, nur die amerikanischen Verkaufspreise (also knapp unter 10 cents). Es dauert vielleicht noch ein paar Monate!!! dann sind Erzeugerpreise von unter 15 cents (in Süditalien sind es dann unter 10 cents!) der NORMALFALL! Dann gehört selbstverständlich die EinspeiseVERGÜTUNG ersatzlos gestrichen, der Einspeisevorrang reicht völlig! Im übrigen neu gebaute Große (über 1 MW)-Solaranlagen in Deutschland erhalten nicht mehr als 21,57 cents, ab 2012 dann endlich unter 20 cents (was natürlich immer weit über dem Großhandelspreis liegt), aber ich sehe an der Entwicklung der (Händler) Komponentenpreisen, daß eigentlich ab 2012 nur noch die Frage lautet: warum produziere ich nicht meinen eigenen Strom (OHNE EEG!!!) und das freut mich besonders, da dann der Einfluß von EON, RWE und Co niedriger wird…

  3. „Einige bekannte Persönlichkeiten leisten zwar ebenfalls erbitterten Widerstand, bringen aber außer ein paar empörten Auftritten in Print und Fernsehen ebenfalls keine realpolitische Opposition auf die Beine. “

    Der Zusammenhang zwischen der Transferunion und dem eigenen bedrohten Wohlstand ist leider nicht für jeden sofort ersichtlich. Ob das so auf Dauer bleibt? Der Zusammenhang zwischen immer kürzer getakteten Sparpaketen in Deutschland einerseits und Rettungspakten andererseits müßte irgendwann fast jedem auffallen!

    • Ich würde die Ignoranz und Diversität der Massen nicht unterschätzen.
      Ich komme viel rum in Europa und das Interesse der meisten Menschen für Politik ist doch sehr beschränkt.
      Und wenn es doch mal jemanden gibt, der sich für Politik und Wirtschaft interessiert, dann hat er sehr wirre Ansichten.
      (Oder ich habe die wirren Ansichten). „Von unten“ kommt in kaum einem Land etwas Sinnvolles.
      Aus meiner Sicht stehen die erwähnten „bekannten Persönlichkeiten“ in der Verantwortung.
      Diese Leute müssen Zusammenhänge erklären, Positionen verteidigen und Alternativen zur Wahl stellen.
      Sonst bleibt alles wie es ist.

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