Herr Özdemir und die soziale Ursache

Der deutsche Politiker Özdemir schreibt in der FAZ:

Doch welche Rolle spielt der Islam tatsächlich für die individuelle Integration? Wenn Menschen mit ähnlichem muslimisch-kulturellem Hintergrund völlig unterschiedliche Wege einschlagen, dann können Religion und Kultur zwar eine Rolle spielen, aber nicht die alleinige und ausschlaggebende. Es muss noch andere, vor allem soziale Ursachen geben. Man muss weder Soziologe noch Statistiker sein, um diesen Zusammenhang zu begreifen.

Wer sich danach Belege für diese These erwartet, wird enttäuscht. Wozu auch Belege? Man muss schließlich „weder Soziologe noch Statistiker sein, um diesen Zusammenhang zu begreifen“. Eine Erläuterung ist also gar nicht nötig und vor allem nicht erwünscht. „Sozial“ ist selbsterklärend, ein typisches Füllwort, eine inhaltslose Floskel, die von Politikern aller Couleur gerne benutzt wird, um eine Analyse zu vermeiden und ja niemandem auf die Füße zu treten. Ein weiteres Beispiel ist „soziale Gerechtigkeit“.

Man kann aufgrund der fehlenden Belege die Thesen von Özdemir einfach umdrehen, ohne dass formal-logisch Probleme in seiner Argumentation entstehen:

Doch welche Rolle spielen soziale Ursachen tatsächlich für die individuelle Integration? Wenn Menschen mit ähnlichem sozialem Hintergrund völlig unterschiedliche Wege einschlagen, dann kann der soziale Hintergrund zwar eine Rolle spielen, aber nicht die alleinige und ausschlaggebende. Es muss noch andere, vor allem kulturelle Ursachen geben. Man muss weder Soziologe noch Statistiker sein, um diesen Zusammenhang zu begreifen.

Auch ansonsten immer wieder die gleichen Argumentationsmuster:

Es sei nicht sinnvoll über „den Islam“ und „die Muslime“ zu sprechen, beklagt sich Özdemir. Eine reines Scheinargument, das seine erste Grenze schon in der Sprache findet. Allein Özdemir benutzt in seinem Essay geschlagene fünf Mal die Formulierung „der Islam“. Wo bleibt da die Differenzierung? Die Methode ist immer die gleiche: Bei positiven Anmerkungen zum Islam darf von „dem Islam“ gesprochen werden, bei negativen muss gefälligst bis in die letzte Sekte ausdifferenziert werden.
Die Formulierung „die Muslime“ vermeidet Özdemir auf übertrieben umständliche Weise, wohingegen Formulierungen wie „die Islamkritik“ und „die Islamkritiker“ natürlich im Text auftauchen. Was sind „die Islamkritiker“ mag manch einer da zurückfragen. Gibt es einen „Zentralrat der Islamkritiker“ wie bei den „Nicht-die-Muslimen“?

„Die radikalen Islamkritiker“ betrachten Muslime als „unveränderliche Wesen“ behauptet Özdemir. Da muss man doch mal nachhaken: Was ist „radikal“ und wer sind „die“? Ich kenne keinen bekannten Islamkritiker, der behauptet Muslime seien unveränderlich. Der Moralapostel der Differenzierung hält sich wiederholt nicht an seine eigenen Spielregeln.
„Die radikalen Islamkritiker“ bleiben in diesem Zusammenhang namenlos. Es werden nur an anderen Stellen geschickt Namen fallen gelassen, die offenbar die Gruppe „der radikalen Islamkritiker“ bilden sollen: Kelek, Giordano, Schwarzer und Broder.
Dabei ist es doch das bestimmende Motiv dieser Islamkritiker auf Veränderungen und Reformen bei Muslimen hinzuarbeiten.

Wenn besagte Islamkritiker gar keine Veränderung des Islam wollen, dann wollen nach der Logik Özdemirs die „Atomkritiker“ und „Israelkritiker“ der Grünen auch keine Veränderungen bei AKW-Betreibern und Israelis. Genau genommen reicht den Grünen auch keine Reform. Sie fordern mehr. Sie erträumen die Abschaffung aller AKWs und aller Kernwaffen. Nicht wenige Linke träumen sogar von der Abschaffung Israels. Dass benannte Islamkritiker so naiv sind wie die Grünen und in einem ebenbürtigen Wahn glauben, man könne eine Religion mit ca. 1,5 Milliarden Menschen abschaffen, ist geradezu absurd. Ihnen geht es um Reformen in Zusammenarbeit mit reformbereiten Muslimen, nicht um Endlösungen, die mit Nachhaltigkeitsfloskeln garniert werden.

Özdemir bezweifelt auch, dass es zahlreiche Urteile im Sinne der Scharia an deutschen Gerichten gibt. Er fragt mit Bahners: „Wie soll ein riesiger Unterbau schariakonformer Urteile nicht bemerkt worden sein?“ Wobei er dann mit einen bemerkenswerten sprachlichen Trick sofort einschränkt, dass es „die mögliche Anwendung ausländischen Rechts“ gibt. Das ist ein grandioser Euphemismus für die Tatsache, dass in Deutschland jeden Tag die Scharia angewendet wird.

Man müsse Kinder unter Umständen auch „gegen“ [sozial und kulturell] isolierte Milieus erziehen, meint Özdemir. Das ist die typisch deutsche und im besonderen Maße links-grüne Erziehungsdiktatur. Wenn der Mensch nicht so ist wie gewünscht, schafft man sich eben in staatlichen „Bildungseinrichtungen“ den neuen grünen Menschen. In Amerika ist das undenkbar: Kein Amerikaner muss seine Kinder in die Schule schicken, wenn er ein paar grundsätzliche Regeln zum Homeschooling einhält. Aber gehen wir mal rein hypothetisch davon aus, dass diese staatliche Allmacht wünschenswert ist. Die betroffenen Familienclans werden dann doch nicht einfach dabei zuschauen wie man ihre Kinder umerzieht. Eine lachhafte, absurde Idee. Eine sinnfreie Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die sozialpädagogischen Özdemirs der Welt.

Anmerkung am 05/31/11:
Achgut und der Feuerbringer haben es auch gesehen.

4 Gedanken zu „Herr Özdemir und die soziale Ursache

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